Zweite Reihe hat den Namen verdient
Ich gebe zu: Ich bin ein Fan von Markus Anfang. Der Dynamo-Trainer analysiert meist nüchtern und unaufgeregt die Auftritte seiner Mannschaft, geht im Gegensatz dazu in den 90 Minuten davor emotional und lautstark mit. Und wenn in den sozialen Netzwerken nach Niederlagen über ihn hergezogen und sein Kopf gefordert wird, weil er nach Meinung der Fans falsch aufgestellt, ausgewechselt oder überhaupt alles schlecht gemacht hat, tue ich wahrscheinlich das Gleiche wie er selbst: Ignorieren und abwinken.
In Plauen hat mir der Coach allerdings nicht gefallen. In der Pause der Verlängerung blieb er auf seiner Bank sitzen und ließ die Mannschaft allein beraten, wie sie mit dem 0:1-Rückstand umgehen solle. Und nach dem Zittersieg im Elfmeterschießen gegen den zwei Klassen tiefer spielenden Konkurrenten gab es weder Lob für die tapferen Vogtländer noch die Einsicht, dass sein Team mit viel Glück und wenig Glanz ins Sachsenpokal-Halbfinale eingezogen war. Solche Spiele gebe es im Pokal schließlich ständig, das schwarz-gelbe Duell sei da nichts Besonderes.
Innen drin wird Anfang wohl dennoch zu der Erkenntnis gekommen sein: Seine zweite Reihe hat zurecht diese Bezeichnung verdient. Keiner der in den Punktspielen nur sporadisch oder zu Kurzeinsätzen gekommenen Profis hat in Plauen gezeigt, dass sie zu Unrecht Bankdrücker sind. Die erste Dynamo-Garde musste es richten und das peinliche Aus verhindern. Mit Blick auf die Drittliga-Spitzenpartie in Münster muss einem da Angst und Bange werden, denn dort sind die Leitwölfe Stefan Kutschke und Paul Will gesperrt. Dann muss die zweite Reihe endlich erstklassig auftrumpfen.