Chaosverein Dynamo feiert Comeback
Dynamo und seine Präsidenten – anfangs gab es viel Wirbel, lange Zeit ging es ruhig zu, jetzt kam es wieder einmal zum Knall. Los ging es 1990 mit Wolf-Rüdiger Ziegenbalg, der in den Wendewirren an »unzähligen neuen Fronten« kämpfen musste, wie er es rückblickend sagt. Er wurde 1993 von Rolf-Jürgen Otto aus dem Amt gedrängt. Gewählt wurde der Baulöwe auf einer legendären Mitgliederversammlung, nachdem Dutzende Hessen aus dem Otto-Umfeld in den Verein eingetreten waren. Zunächst rettete Otto die Dynamos, indem er Altschulden tilgte. Doch mit dubiosen Geschäften, Zahlen-Jonglierei am DFB vorbei und diversen Alleingängen ging‘s dank ihm mit dem damaligen Bundesligisten bergab. Zunächst wurden die Dresdner wegen Vergehen in Sachen Lizenzbeantragung mit einer Strafe von vier Punkten Abzug bestraft. Unter Trainer Sigi Held hielten sie 1992/93 trotzdem die Klasse. 1995 war das Maß voll: Dem mit zehn Millionen D-Mark verschuldeten Verein wurde die Lizenz verweigert – Zwangsabstieg in die Regionalliga. Wegen Veruntreuung von etwa drei Millionen D-Mark musste Otto später sogar in den Knast. Es folgten ruhige Jahren mit Sachsen auf dem Präsidenten-Stuhl, die eher zurückhaltend im Hintergrund agierten, zum Beispiel Dieter Riedel, Jochen Rudi, Andreas Ritter und seit 2018 Holger Scholze. Dem wurde jetzt Vorteilsnahme im Amt vorgeworfen und durch den Ehrenrat eine Geldstrafe verhängt. Ob wegen einer Lapalie oder berechtigt – das ist eher nebensächlich. Wichtiger und schlimmer: Der Konflikt wurde in der Öffentlichkeit ausgetragen und Dynamo diesbezüglich zurück in die 90er Jahre versetzt. Damals wurde der Ruf als Chaosverein aufgebaut und jetzt wieder mit Leben erfüllt.