Terminshopping ist nicht die beste Lösung
»Wichtig ist, dass die Geschäfte öffnen können und alle sich so verhalten, dass die Geschäfte nicht wieder schließen müssen wegen steigender Infektionszahlen«, sagt Volkmar Tietze vom Gewerbeverein Herzberg. »Es gab viel Verständnis für die Maßnahmen, aber die schleppenden oder nicht erfolgten Unterstützungszahlungen stoßen auf Unverständnis. Hier sollten bürokratische Hürden fallen. Das ist wie Berufsverbot ohne Ausgleichszahlung. Click & Meet geht sicherlich in kleineren Geschäften, aber für ein Einkaufszentrum ist es nicht praktikabel. Es ist nicht zu verstehen, dass im Supermarkt bei Brokkoli einkaufen weniger Ansteckungsgefahr als beim Einkaufen einer Bluse besteht.« Mit Blick auf den möglichen Einkaufstourismus bleibt Tietze gelassen: »Den hat es schon immer gegeben, gerade zwischen Herzberg und Torgau. Hauptsache, die Menschen halten sich an die Hygieneregeln.« »Die jetzige Öffnungsstrategie ist zwar ein Signal, löst aber die Probleme der Einzelhändler nicht«, sagt Katrin Gröbe vom Sängerfestverein Finsterwalde. »Warum darf man ohne Einschränkung in den Buchladen aber nur nach Termin ein Kleid kaufen? Das Terminschoppen macht die Leute eher träge und sie bestellen wieder online. Bei mir kommen viele Kunden ins Geschäft, die am Schaufenster vorbeigehen. Alle verhalten sich korrekt, fragen, ob sie rein kommen dürfen und warten draußen, wenn der Laden zu voll ist.« Shoppingtourismus werde wohl nicht vermeidbar sein, so lange die Landkreise einzeln über Maßnahmen entscheiden. Wie Katrin Gröbe berichtet, musste coronabedingt das letztjährige Sängerfest nach 2021 verlegt werden, in der Hoffnung, dass es in diesem Jahr klare Regeln gibt. »Leider bleibt weiterhin vieles im Unklaren, obwohl die Regierung über ein Jahr Zeit hatte zu reagieren.« Für Susanne Melchior vom Gewerbeverein Bad Liebenwerda, ist die schrittweise Öffnung ein positives Signal. »Gut ist auch, dass vom Land Brandenburg die Inzidenzstufen vorgegeben werden. Aber das Terminshopping ist nicht unbedingt die beste Lösung. Sehr viel Zeit verbringen unsere Händler mit dem Telefonieren und wenn Kunden nicht kommen, bleibt dieser Termin leer. Da wäre eine Quadratmeterregelung besser. Bis jetzt haben aber unsere Gewerbetreibenden durchgehalten, auch aufgrund des solidarischen Verhaltens untereinander.« Zwar gebe es die Bundeshilfen, die aber schon in der Antragstellung sehr bürokratisch und praxisfern seien. »Wir hoffen, dass nicht psychische Probleme als Folge der Pandemie gerade bei älteren Gewerbetreibenden, die ihr Geschäft nach der politischen Wende aufgebaut haben, als Spätfolgen der Pandemie auftreten. Denn viele haben schon Zukunftsängste, da zur Zeit kein Ende abzusehen ist. Generell begrüßen wir aber als Gewerbeverein die schrittweise Öffnung und hoffen, dass nichts mehr rückgängig gemacht werden muss.«