Fragen zum neuen Ärztehaus in Riesa
Auf der derzeit eingezäumten Freifläche des ehemaligen Chlorodontwerkes, hinter dem Wohnblock der Bahnhofstraße, die in der jüngeren Vergangeheit auch schon mal als Hundewiese für die städtischen Vierbeiner genutzt wurde, soll jetzt eine Poliklinik mit verschiedenen Praxen und mehr als 40 Parkplätzen entstehen.
Die Ausschussmitglieder haben sich mehrheitlich für einen Verkauf des fast 4.500 Quadratmeter großem Areals für 191.000 Euro ausgesprochen. Käufer und Investor ist die Firma Hentschke Dienstleistungen, die dort im Auftrag der Elbland Polikliniken ein Medizinisches Versorgungszentrum erreichten möchte.
In dem geplanten dreistöckigem Gebäude mit Elbblick sollen neun Praxen eingerichtet werden. Geplant sind Fächärzte für Frauenheilkunde, Onkolgie, Urologie, Orthopädie und Allgemeinmediziner, ebenso eine Apotheke, ein Sanitätshaus und eine Physiotherapie. Viele kennen die Vorteile einer Poliklinik aus früheen Erleben: Die Wege sind kürzer, teure Technik lässt sich gemeinsam nutzen und es kann schnell interdisziplinär gearbeitet werden.
Die Entscheidung für den Neubau wurde gefasst, als es für bestehenden Objekte, beispielsweise die Mudra-Kaserne an der Heine-Straße keine Übernahmelösung gab. Preisvorstellungen, Sanierungsaufwand und Denkmalsschutz führten zu keiner Einigung. Nun soll im nächsten Frühjahr ein nicht unterkellertes Gebäude in Elbnähe gebaut werden. Mit einer Fertigstellung ist anderthalb Jahre später zu rechnen.
Warum an diesem Ort?
Trotz der gutgemeinten Ansätze für die Verbesserung der medizinischen Versorgung in Riesa mit Fachärzten und Dienstleistungen gibt es aber auch Bedenken und Kritik zum geplanten Neubau. So findet beispielsweise Margit Buck, dass dieses Bauprojekt von der Stadtverwaltung nicht im Sinne der Bürger entschieden wurde. »Dieses stadteigene Grundstück wurde an einen Investor verkauft und die Stadträte darüber nur durch eine Informationsvorlage davon in Kenntnis gesetzt. Doch es fehlte wohl an der genauen Abwägung. Denn für ein Ärztehaus ist dieses Grundstück der ungünstigste Standort, den man sich denken kann«, gibt die Seniorin zu bedenken und meint damit die geografischen Bedingungen und die Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel.
Das Areal ist über eine Straße mit extem starkem Gefälle zu erreichen. Eine direkte Busanbindung gibt es nicht. Auch sei die Riesaer Innenstadt bereits sehr gut mit ärztlichen Niederlassungen ausgestattet, wie Frau Buck weiß: »In diesem Bereich finden wir 33 praktizierende Ärzte fast aller Fachrichtungen, hinzu kommen noch die Zahnärzte und vier Apotheken. Die derzeitigen Bewohner in der Innenstadt würden durch das neue Ärztehaus auch nicht besser versorgt. Sie hätten sicher alle ihren Hausarzt und wohl kaum einen Grund, ihn zu wechseln. Wenn allerdings wirklich die Ärzte des Kutzschensteins ins neue Haus umziehen sollten, hätte das schwerwiegende Folgen für die Versorgung der Patienten in Gröba und Umgebung. Das würde vor allem ältere Patienten treffen, die jetzt zu Fuß ihren Arzt aufsuchen und das dann nicht mehr könnten.«
Dringend erforderlich wäre dagegen ihrer Meinung nach eine bessere ärztliche Versorgung für Leutewitz, Alt-Riesa, Poppitz, Mergendorf und Umgebung. »Auch im geplanten Wohngebiet »Alte Brauerei« oder dessen Umgebung wäre ein neues Ärztehaus zu begrüßen. Was nützt ein neues Wohngebiet, wenn schon jetzt in diesem Ortsteil keine ärztliche Grundversorgung vorhanden ist«, so Margit Buck weiter. Sie verweist auf den Neubau Meißner Str./Felgenhauerstr. Dort befinden sich bereits zwei Fachärzte für Orthopädie, eine Apotheke und in der Nähe eine Physiotherapie. Weitere Praxisräume im Haus wurden altershalber aufgegeben, auch mehrere andere Räume im Haus stehen leer. Eine Bushaltestelle befindet sich in unmittelbarer Nähe... Margit Buck vermutet: Derartige Ideen hätten sicher auch einige Stadträte nach einer intensiven und sachlichen Diskussion hervorgebracht.