Neue Präsenz und bleibende Probleme
Schnelle Schulöffnung ja oder nein - in wohl kaum einer Angelegenheit sitzt man derzeit so zwischen den Stühlen, wie beim Thema Bildung. Zum einen ist die schnelle Schulöffnung unbedingt nötig, um den Rückstand der Lerninhalte nicht noch größer werden zu lassen und auf der anderen Seite kommen in Schulen viele Personen zusammen, die eine neue Welle der Infektionen verstärken könnten. Immer mehr wird die Unzulänglichkeit unseres Bildungssystems deutlich, die sich jetzt in der akuten Krise nicht beheben lässt. Einige Schüler geraten in Panik und sind auf der Suche nach dem »verlorenen Faden«. Zu Hause lernen und gestellte Aufgaben erledigen, ist sicher für einen sehr begrenzten Zeitraum von einigen Wochen mal eine Möglichkeit, um Zeiten zu überbrücken, in denen die Schüler nicht zur Schule kommen können. So wird es bereits gehandhabt, wenn ein Schüler längere Zeit krank ist. Wenn allerdings nahezu die gesamte Schülerschaft über Monate die komplette Lehr- und Lernarbeit ins heimische Kinderzimmer verlegen soll, wird es schwierig. Ab 15. März sollen die Schulen in Sachsen (Inzidenzwert unter 100 vorausgesetzt) im Wechselunterricht öffnen und mit wöchentlichen Selbsttests auch eine Infektionsnachverfolgung bieten. Eine besondere Hilfe und sehr nah am echten Unterricht ist der live Onlineunterricht, den einige Lehrer per Videokonferenz anbieten. Nur leider war dies nicht in allen Fächern möglich. »Wir haben bereits seit Wochen alle Schüler der Jahrgangsstufe 12 in ihren fünf Prüfungsfächern in der Schule und die Schüler der Jahrgangsstufe 11 in allen anderen Fächern, außer Sport. Alle anderen Klassen bekommen Aufgaben für zu Hause in den unterschiedlichsten Formen«, erklärt Schulleiterin des Städtischen Gymnasiums Silke Zscheile. Eine kompletter Onlineunterricht sei demnach nicht umsetzbar, noch sei dies von allen Beteiligten gewünscht. Die Schulleiterin des Heisenberg Gymnasiums, Prof. Dr. Sylvia Mebus, gibt zu bedenken: »Die Internetausstattung mit Breitband ist nicht überall gegeben. Das bedeutet, dass nicht alle Haushalte in und um Riesa ein solch leistungsfähiges Internet haben, welches ein Online-Lernen ermöglicht. Wir achten darauf, dass alle Schüler gleichberechtigt das Lernpensum bewältigen können. Nicht alle Beteiligten (Lehrer wie Schüler) verfügen an ihren PC über eine Kamera. Unsere Schule arbeitet mit Lernsax. Diese Plattform ist nicht immer stabil. Wenn also alle Schüler und Lehrer Präsenzunterricht über Onlinelernen durchführen würden, wäre die Plattform sehr überlastet«, gibt sie zu bedenken. Ein Jahr der Sitzenbleiber? Doch was passiert mit den Schülern, die den Sprung ins neue Schuljahr nicht schaffen? Sei es wegen technischer Unzulänglichkeiten oder Problemen in der Motivation bzw. der Umstellung auf das ausschließlich selbstständige Lernen. »Ich gehe nicht davon aus, dass halbe Klassen wiederholen werden. Wir alle wissen, dass uns Corona im Lernen zurückgeworfen hat und wir werden versuchen, die Kinder an einem bestimmten Punkt abzuholen. Wenn ich mir die Zahl der Anmeldungen für die neuen 5. Klassen ansehe, bestätigt sich diese Vermutung der `Massenwiederholung` nicht«, erklärt Silke Zscheile weiter. Außerdem würde es nicht funktionieren, wenn alle wiederholen. »Wenn ich mir unsere 11er und 12er ansehe, dann arbeiten diese wie die Bienen und wollen gar nicht wiederholen. Und allen anderen Jahrgängen wird das auch gelingen«, so Zscheile weiter. Was die Benotung betreffe, so habe man sich in den Fachkonferenzen für eine Reduzierung der Noten und damit auch Leistungen ausgesprochen. Das werde nicht zum Nachteil der Kinder ausgelegt. Wie das neue Schuljahr organisiert werde, müsse letztlich das Staatsministerium für Kultus klären, fügt Prof. Dr. Sylvia Mebus an.