Roberto Rink

(Fast) nichts geht mehr!

Schritt für Schritt scheint es auf einen erneuten Lockdown in Sachsen zuzugehen. Aus 3G und 2G wird dann wohl bald »Nichts-G’t-mehr« werden.

Der von der sächsischen Regierung aufgrund der stetig steigenden Inzidenzwerte im Freistaat zunächst bis zum 12. Dezember beschlossene »Wellenbrecher« riss auch sämtliche Weihnachtsmärkte mit. Aufgrund vorheriger Zusagen ist auch in Pirna ein Teil des Weihnachtsmarktes schon aufgebaut worden. Holger Zastrow, als Betreiber des Pirnaer Canalettomarktes und des Dresdner Augustusmarktes, malt ein düsteres Bild von der Zukunft der traditionellen Märkte, die wohl in nächster Zeit nicht mehr in gewohnter Form stattfinden können.  »Wir sind erschüttert und entsetzt ob dieser Entscheidung, die einen noch nie dagewesenen Vertrauensbruch darstellt und die Axt an die Existenz ganz vieler Händler, Gastronomen, Schausteller, Touristiker und Marktbetreiber legt«, kritisiert Zastrow. Die Agentur Schröder, welche unter anderem den Heidenauer Weihnachtsmarkt betreibt und diesen schon vor dem verkündeten »Wellenbrecher« abgesagt hatte, sieht dies pragmatischer: »Die Entscheidung der Staatsregierung war für die Stadt Heidenau anhand der Zahlenentwicklung absehbar. Die Entscheidung erfolgte zu diesem (frühen) Zeitpunkt, um die Händler und Gewerbetreibenden zu schützen und weitere Kosten, auch für die Stadt Heidenau selbst, zu ersparen.« Zunächst bleibt den Betreibern nur der Abbau der Märkte und bei allen Beteiligten tiefer Frust. Wer den Schaden bezahlen wird, ist auch noch ungewiss. Gastronomie Die DEHOGA kristisiert die beschlossenen Regelungen scharf und bezeichnet diese als unverhältnismäßig. Dazu gehört die Schließung der Gastronomie ab 20 Uhr, die Unternehmen, die nur Abendgeschäft haben, stark treffen würde.  Die ausschließliche Öffnung von Hotels für Geschäftsreisende sei ein »Lockdown durch die Hintertür!« Auch eine nötige finanzielle Unterstützung für die Ausfälle sei bisher nicht in Sicht. »Es kann nicht sein, dass Unternehmer, Wirtschaft und Verbände aufgrund einer Minderheit solch drastische Regelungen erfahren«, schimpft Axel Hüpkes, Präsident der DEHOGA Sachsen, und fordert finanzielle Hilfen und Kurzarbeitergeld in Höhe von 80 Prozent ab dem ersten Bezugsmonat. Ganze Handelsläufe werden unterbrochen. So berichtet der Landwirt Carsten Ullrich aus Waltersdorf bei Liebstadt, dass er aufgrund der eingeschränkten Gastronomie- und Hotellerie, die er mit Enten und Gänsen beliefert, auf seinen Tieren sitzenbleiben würde.
 
Öffentliche Erklärung
Oberbürgermeister und Bürgermeister von elf sächsischen Städten, darunter Freital und Pirna, sowie die Agentur Schröder, Nico Thierbach, Holger Zastrow und Mattheo Böhme als Weihnachtsmarkt-Betreiber, haben eine gemeinsame öffentliche Erklärung an die Landesregierung gerichtet. Ihr Titel: »Nur verlässliche Aussagen ermöglichen Vertrauen in die Politik – Kritik an geplanten Änderungen der Corona-Schutz-Verordnung.« Darin kritisieren sie die ergriffenen Maßnahmen als weder angemessen noch geeignet, um wirksam die aktuelle Lage in den Griff zu bekommen. Weiterhin heißt es: »Die geplanten Änderungen der Corona-Schutz-Verordnung sind von purem Aktionismus geprägt. Dies verwundert nicht, ist dies doch das wesentliche Merkmal der Corona-Politik des Freistaates über die gesamte Zeit.« Einige Aussagen von Regierungsmitgliedern lassen auf die Vorbereitung eines neuen strikten Lockdowns schließen. Das wäre dann der nächste Wortbruch.


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