Krankes Gesundheitssystem - Teil 9
»Es ist an der Zeit mit unserem Projekt an die Öffentlichkeit zu gehen«, sagt Ulrike Holtzsch, Geschäftsführerin des Städtischen Klinikums Görlitz. Mit »dem Projekt« meint sie die sogenannte Krankenhausakademie, welche das Klinikum Görlitz gemeinsam mit dem Landkreis unlängst aus der Taufe gehoben hat. Der Grundgedanke: Alle Kliniken im Landkreis haben seit 1. September 2018 eine gemeinsame Ausbildungsstätte. Damit sollen Kapazitäten gebündelt- und Synergien im Landkreis Görlitz genutzt werden.
Ressourcen gemeinsam nutzen
»In dieser neuen Organisationsform nutzen wir gemeinsame Ressourcen, die man für eine Ausbildung braucht, nämlich Lehrer, die engagiert sind, gute Bedingungen für die theoretische Ausbildung und die Vernetzung der Krankenhäuser untereinander, so dass sich dem Auszubildenden ein vielfältiges praktisches Ausbildungsangebot bietet«, so die Geschäftsführerin des Städtischen Klinikums Görlitz. »Wir haben den Anspruch, dass alle Azubis eine hervorragende Ausbildung erhalten und ihre Prüfung gut absolvieren, weil das Gesundheitswesen händeringend diese jungen Menschen braucht.«
Warum die Zentralisierung? Die Anforderungen für die theoretische und praktische Ausbildung sind sehr hoch. Die Krankenhäuser wie zum Beispiel das Klinikum Görlitz und die Zittauer-Ebersbacher Krankenhäuser sind gut aufgestellt. Wir haben zusammen sehr viele Fachbereiche, wir haben eine Neurochirurgie, wir haben Kinderkliniken, wir haben Notfallaufnahmen, ITS-Bereiche, also bei uns kann man quasi alle Fachbereiche, die man benötigt, durchlaufen, um einen guten Abschluss zu machen.«
Ines Hofmann, Geschäftsführerin der Krankenhausakademie des Landkreises Görlitz GmbH und Personalleiterin des Städtischen Klinikums Görlitz ergänzt: »Dies kann nicht jede einzelne Einrichtung leisten. Es müssen zum Teil bestimmte Hürden genommen werden. Auch der hohe finanzielle Aufwand schreckt ab. Wir haben mit der Stadt und dem Landkreis beschlossen, unsere Stärken in Theorie und Praxis zusammenzubringen, denn Stärke ist an der Stelle Qualität.«
Ulrike Holtzsch: »Zusammengefasst funktioniert der Verbund so: Wir haben den Theorie-Part massiv zentralisiert und das Praktische findet in den entsendenden Krankenhäusern statt. Bis auf die Dinge, die in diesen Krankenhäusern nicht möglich sind. Für diese Fälle gibt es ein Rotationsverfahren, um wirklich allen die Möglichkeit zu geben, die gemäß Lehrplan notwendigen praktischen Einheiten durchzuführen. Das ist uns ganz wichtig.
Ich will noch einmal deutlich klarstellen: Wir bilden nicht nur für unsere Kliniken im Ausbildungsverbund aus. Und nicht jeder, der seine Ausbildung bei uns erfolgreich abgeschlossen hat, bleibt dann im Krankenhaus. Die jungen Fachkräfte gehen im Anschluss nicht nur in die Kliniken, sie gehen auch in die Sozialdienste, in stationäre und ambulante Pflegeeinrichtungen. Die Gesundheits- und Krankenpflegekräfte werden überall gebraucht. Und ja, wir sind stolz darauf, dass wir in der Vergangenheit und auch zukünftig zu denen gehören, die ausbilden und etwas für das Gesundheitswesen in unserer Region tun.
Eine Erfolgsgeschichte, wie es scheint. Doch auf die Frage, wo die Politik helfend zur Seite stehen könnte, damit dieses Projekt noch mehr an Dynamik gewinnt, haben unsere beiden Gesprächspartnerinnen ad hoc einiges zu sagen. Was? Das steht im nächsten Teil...