

An Theodor Fontane kommt in diesem Jahr kein Brandenburger vorbei. Des Dichters 200. Geburtstag wird gefeiert. In Neuruppin eröffnete Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kürzlich das Jubiläumsjahr. Mit der Geschichte von Effi Briest, dem Baron von Innstetten und Major Crampas begründete Fontane die Tradition des deutschen Gesellschaftsromans. Seine „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ sind noch heute die schönste Werbung für das Bundesland. Der Neuruppiner Apothekersohn war aber auch Journalist und Kriegsberichterstatter. Seine Gedichte über preußische Feldherren und märkische Adelsgeschlechter atmen den damaligen Zeitgeist. Anlässlich eines seiner Geburtstage zu Lebzeiten, nämlich dem 75., schrieb der Dichter über sich selbst: „Du kanntest keine größeren Meriten, / Als die von Schwerin und vom alten Zieten, / Du fandst in der Welt nichts so zu rühmen, / Als Oppen und Groeben und Kracht und Thümen; / An der Schlachten und meiner Begeisterung Spitze / Marschierten die Pfuels und Itzenplitze, / Marschierten aus Uckermark, Havelland, Barnim, / Die Ribbecks und Kattes, die Bülow und Arnim, / Marschierten die Treskows und Schlieffen und Schlieben – Und über alle hab’ ich geschrieben.“ „Ich heiße Klinke, ich öffne das Tor!“ Bei seinen Balladen geht es um die Schlachtenlenker, um „Seidlitz“, den „alten Derffling“ und um „Joachim Hans von Zieten, Husarengeneral“. Einmal allerdings steht auch ein gemeiner Soldat im Mittelpunkt eines Gedichtes des Meisters und das ist Carl Klinke aus Bohsdorf/Vorwerk. Bis nach Cottbus und in das Dorf südlich davon ist Fontane bei seinen Wanderungen nicht gekommen. Beide, Klinke und der Dichter, hielten sich aber im April 1864, vor 155 Jahren, gemeinsam in Süddänemark auf, dort, wo bei den Düppeler Schanzen der Deutsch-Dänische Krieg entschieden wurde. Der Kriegsberichterstatter Theodor Fontane ließ sich von seiner Begeisterung hinreißen. In seinem Gedicht „Der Tag von Düppel“ heißt es: „Palisaden starren die Stürmenden an, / Sie stutzen; wer ist der rechte Mann? / Da springt von achten einer vor: / ‚Ich heiße Klinke, ich öffne das Tor!‘ - Und er reißt von der Schulter den Pulversack, / Schwamm drauf, als wär‘s eine Pfeif‘ Tabak. / Ein Blitz, ein Krach - der Weg ist frei - Gott seiner Seele gnädig sei! / Solchen Klinken für und für / Öffnet Gott selber die Himmelstür.“ Die letzten Zeilen deuten es nur an: Der Angehörige des preußischen Pioniercorps sprengte sich in die Luft, um eine Bresche in die Befestigung zu schlagen. War es ein Unfall? Wollte Klinke in die Geschichtsbücher? Und vor allem: Was führte Klinke, Fontane und die Preußen 1864 ins dänische Dybbøl (dt. Düppel), nahe der Stadt Sønderborg? Doch schauen wir zuerst auf das kurze Leben des Kriegshelden. In Bohsdorf/Vorwerk denkt man natürlich zuerst an Strittmatter und den Laden. Aber dort, auf dem Weg nach Bad Muskau findet der aufmerksame Besucher an einem Haus am Straßenrand eine bescheidende Gedenktafel. Wir lesen, dass hier das Geburtshaus von Carl Klinke sei. „Er starb den Heldentod vor Düppel“, links die Insignien der Bergleute, rechts die Symbole des preußischen Pioniercorps. Im Rock des Königs nach Schleswig-Holstein Carl Klinke wurde im Juni 1840 in Bohsdorf/Vorwerk geboren. Er wuchs bei seiner Mutter und dem Stiefvater in ärmlichen Verhältnissen auf. Die Häuslerfamilie besaß zehn Morgen Land, nicht viel mehr als ein mittlerer Garten. Als Kind war der Junge früh an der Feldarbeit beteiligt. Nach der Volksschule arbeitete er in der benachbarten Grube Felix als Bergzimmermann. Hier wurde zwischen 1850 und 1960 Braunkohle unter Tage und später auch im Tagebau abgebaut. Durch die Flutung der Grube Felix entstand später der Felixsee. Als Klinke 1861 zum Militär eingezogen wurde, war er schon verheiratet. Als Angehöriger der Knappschaft diente er im Pionierbataillon Nr. 3 in Torgau. Ende 1863 entlassen, blieben ihm nur wenige Wochen mit seiner erneut schwangeren Frau. Dann kam die preußische Mobilmachung für den sogenannten Deutsch-Dänischen Krieg und der Gefreite Klinke musste erneut den Rock des Königs tragen. Der Cottbuser Anzeiger hielt seine Leser mit der damals üblichen zeitlichen Verzögerung auf dem Laufenden: „Se. Majestät der König sind gestern 5 Uhr im besten Wohlsein vom Kriegsschauplatz zurückgekehrt“ Vom Verlauf dieses ersten der drei Reichseinigungskriege, von Klinkes todesmutiger Tat und der Reaktion von deutschen und Cottbuser Historikern zu unterschiedlichen Zeiten berichten wir nächste Woche.