Peter Lewandrowski/mlh

Otti, Rosen und Carmina Burana – Cottbus und die BUGA 95

- Vor 25 Jahren -
Hier gab es eine blühende Landschaft - Bundeskanzler Kohl besucht die BUGA in Cottbus. Foto: Cottbuser Gartenschau GmbH

Hier gab es eine blühende Landschaft - Bundeskanzler Kohl besucht die BUGA in Cottbus. Foto: Cottbuser Gartenschau GmbH

 Der Sommer des Jahres 1995 war voller spannender Ereignisse. In Berlin verhüllte Christo den Reichstag. Thomas Reiter flog zur russischen Weltraumstation MIR. Im Weißen Haus beschäftigte sich Präsident Clinton intensiv mit den Praktikantinnen. Und in der Lausitzer Rundschau tauchte erstmalig ein Name auf, der heute zu den Meistgenannten gehört. Dort wurde über den »Multimillionär Donald Trump« und seine Ex-Frau Ivana berichtet.Für Cottbus und die Cottbuser gehört der Sommer vor 25 Jahren wohl zu den besten Zeiten. Das Wetter war prachtvoll. Temperaturen über 30° C nannte man damals noch nicht Hitzewelle, sondern Kaiserwetter. Am Schillerplatz feierten die Theaterfreunde die Premiere »Der Widerspenstigen Zähmung« und der Fachbereich Sozialwesen der Fachhochschule Lausitz bereitete sich auf den Umzug in den sanierten ehemaligen Kasernenkomplex in Sachsendorf vor.

Die Blicke der Journalisten aus ganz Deutschland waren allerdings auf die Spreeaue, auf das Gelände zwischen Stadtring, Tierpark und Branitzer Park gerichtete. Dort war in nur zweieinhalb Jahren der Park für die Bundesgartenschau 1995 entstanden. Und was die Cottbuser und ihre Gäste dann zwischen April und Oktober erlebten, war wirklich ein Sommermärchen.

Otti omnipräsent

Damals war ein vielgeliebtes Tier in der Stadt allgegenwärtig. Meinhard Bärmichs Otti klebte an den Heckscheiben der Autos, marschierte als überlebensgroßes Maskottchen durch die Straßen und zierte Zeitungen und Werbematerialien. Zu Tausenden strömten die Cottbuser und ihre Gäste auf das ehemalige Pressefestgelände. Anstelle des früheren Fahrschulparcours luden der Parkweiher und die Bühne ein. Die Sturmbahn war dem Rosengarten gewichen. Die Blumenschauen im nagelneuen Messezentrum beeindruckten die gärtnerische Fachwelt. Die Besucher standen staunend vor dem Klanggarten, der Gläsernen Kirche und dem Tertiärwald. Das Erstaunlichste an diesem riesigen Gartenprojekt war allerdings, dass es OB Waldemar Kleinschmidt und seinem Team gelungen war, die BUGA 95 zur Sache der Cottbuser werden zu lassen. Betriebe, Schulen, Klein- und Balkongärtner hatten die ganze Stadt in einen blühenden Garten verwandelt.

Das alles war in einem erstaunlichen Tempo realisiert worden. Während anderenorts im Land Brandenburg über Bauverzögerungen gesprochen wurde, drehten sich hier die Kräne. In Potsdam und Berlin beklagte man Planungsprobleme beim BER. Dieser würde wohl nicht 2004 wie geplant in Betrieb gehen. In Cottbus hingegen öffneten Hotels und Einkaufszentren. Der Bahnhof bekam sein Facelifting und auf der ehemaligen »Todespiste« rollte der Verkehr vierspurig.

Nach der Eröffnung durch Bundespräsident Roman Herzog blieb zunächst aber die bange Frage: Kommen genügend zahlende Besucher, um die Betriebskosten zu decken? Diese Sorge verschwand schnell. Zwei Wochen vor der Halbzeit der BUGA begrüßten Ministerpräsident Manfred Stolpe und OB Waldemar Kleinschmidt den 1 000 000. Besucher. Im Abschlussbericht heißt es dazu: »In der Zeit zwischen dem 29. April und dem 8. Oktober 1995 kamen 2,42 Millionen Besucher zur Bundesgartenschau Cottbus. Dabei waren der Eröffnungstag mit 46 000 und der Abschlusstag mit 56 000 die am stärksten besuchten.«

Carmina Burana, Feuerwerksmusik und 67 Chöre

Die gute Besucherresonanz hatte auch mit den hochkarätigen Veranstaltungen im BUGA-Park und in der Stadt zu tun. Zentraler Punkt für die musischen BUGA-Aktionen war der Parkpavillon. Mehr als 1500 Sänger von 67 Chören gestalteten dort das Brandenburgische Chorfest. Händels Feuerwerksmusik erklang. Unvergessen die Aufführung von Carmina Burana. Von Starkregen unterbrochen hörten die Cottbuser den zweiten Teil von Orffs Chorwerk dann unter der Eisenbahnüberführung in der Willy-Brandt-Straße. Die Abschlussveranstaltung »Zu guter Letzt – Ein Anfang« war das Versprechen, die große Cottbuser Gartentradition fortzusetzen. Die Frankfurter Allgemeine schrieb danach den einheimischen und den auswärtigen Kritikern des kühnen Gartenschauprojektes ins Stammbuch: »Nach 163 Tagen ist am Sonntagabend in Cottbus mit einer grandiosen Abschlussschau die erste Bundesgartenschau in den neuen Ländern zu Ende gegangen. Sie war ein großer Erfolg. Verstummt sind die Skeptiker, die eine Blamage und eine finanzielle Pleite vorausgesagt hatten.«Heute, 25 Jahre nach den BUGA-Tagen, finden erfreulich viele Cottbuser den Weg in den gepflegten Spreeauenpark. Gemeinsam mit dem Zoo und mit Pücklers Garten kann sich das Areal an der Spree mit jeder Potsdamer Parklandschaft messen.


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