

Warum findet der Staffellauf zwischen Cottbus und der Partnerstadt Zielona Gora nicht mehr statt? Den Cottbuserinnen und Cottbusern sind nach der Wende vor fast 30 Jahren einige Paukenschläge gelungen: Ereignisse und Veranstaltungen, über die man deutschlandweit sprach, die ohne Promirummel auskamen und bei denen die Menschen mit dem Herzen dabei waren. Das waren der Start zur kommunalen Selbstverwaltung am Runden Tisch, die erste Bundesgartenschau in den neuen Ländern und der Aufstieg des FCE in die erste Bundesliga. In diese Reihe gehört gleichberechtigt der Staffellauf zwischen Cottbus und Zielona Gora, der Lauf von Rathaus zu Rathaus. Wenn heute zwischen Polen und Deutschen Feindseligkeit kein Thema mehr ist und zahlreiche Bande zwischen Familien, Vereinen und Schulen bestehen, dann hat das auch mit den Frauen und Männern zu tun, die Veranstaltungen wie den Staffellauf organisierten. Die Stadtoberhäupter Roman Doganowski und Waldemar Kleinschmidt starteten 1992 erstmals das von den Cottbuser Parkläufern und dem MKKL Lubtour Zielona Góra ins Leben gerufene Rennen. Seitdem gingen unzählige Freizeitläufer jeweils am zweiten Samstag im Juli auf die 100 km lange Strecke zwischen beiden Städten. Beim Premierenlauf starteten 27 Mannschaften. Beim Lauf Nr. 25 waren es 70. Sieger wurde 2017 Favorit "Tomato Krosno". Die Stimmung vor dem Rathaus in Zielona Gora war großartig. Umso überraschender sechs Monate später die Mitteilung: "Die Cottbuser Parkläufer werden keinen weiteren internationalen Staffellauf Cottbus – Zielona Góra mehr organisieren." In der März-Stadtverordnetenversammlung wurde die Frage nach dem "Warum?" beantwortet. Der erste Teil der Antwort lautet: "Der Staffellauf ist nicht mehr Bestandteil des Partnerschaftsvertrages ..." Das erinnert entfernt an die Begründung des Wegfalls einer beliebten Zeitschrift 1988, von der es hieß, sie sei "von der Liste des Postzeitungsvertriebs gestrichen." Die nächsten Fakten für den Wegfall des Staffellaufs sind schon schwerwiegender. Wegen der "Altersstruktur" des Vereins wären "keine Ressource(n)" mehr vorhanden. Der zweite Fakt ist der enorme Autoverkehr auf der Strecke, der die Läufer in Gefahr bringt. Beides ganz schön logisch. Aber fragen muss man schon: War die Organisation des Laufes nicht seit einigen Jahren in jüngere Hände gelegt worden? Gab es für den symbolischen Lauf keine Hilfestellung der Verwaltung oder des Sportbundes? Bei der Sicherheit der Läufer dürfen natürlich keine Abstriche gemacht werden. Aber hier fragt sich der brave Cottbuser doch, warum für Ballspiele viertklassiger Mannschaften ganze Hundertschaften der Polizei bereitstehen, Straßen und Autobahnen für alles Mögliche gesperrt werden und für Weihnachtsmärkte und andere Belustigungen kostenintensive Befestigungen aufgebaut werden. Waldemar Kleinschmidt, einer der Begründer des Staffellauf, bedauert das Ende des charmanten Wettbewerbs: "Wenn beide Seiten sich zusammengesetzt hätten, gäbe es wohl eine Lösung." Und auch Bodo Stecklina und Werner Erbe, zwei langjährige Staffellauforganisatoren, stellen Fragen. Nach ihrer Meinung hätte man diesen einzigartigen Lauf nicht einfach still zu den Annalen des Sports legen sollen. "An den 25 Läufen, die vor den Rathäusern in Zielona Gora und Cottbus gestartet wurden, nahmen insgesamt 7 520 Sportler aus Deutschland, Polen und anderen Ländern teil. Unter den deutschen Läufern befanden sich auch Prominente aus Politik und Wirtschaft, darunter Mitglieder der Landesregierung und der Stadtverwaltung Cottbus und Mannschaften der Polizei, Feuerwehr und Bundespolizei, die damit das Anliegen bewusst unterstützten. Unverständlich ist den langjährigen Organisatoren, Helfern und Sportlern die Art und Weise, wie dieser erfolgreiche Staffellauf 2018 sein Ende fand. Der Vorsitzende der Cottbuser Parkläufer erklärte Ende 2017 ohne Abstimmung mit den Vereinsmitgliedern, dass die Parkläufer für den Staffellauf nicht mehr zur Verfügung stehen. Dazu erfolgte eine Pressemitteilung der Parkläufer vom 17. Januar 2018. Eine ausführlichere Information danach nannte Gründe, die z. T. nicht den Tatsachen entsprachen. Unverständlich bleibt, dass die langjährigen polnischen Partner nicht in diese Absage einbezogen wurden und das Ende des Laufes erst aus dem Internet erfuhren." Ob die polnischen Partner nicht einbezogen wurden, bleibt offen. Eine Anfrage beim stellvertretenden Stadtpräsidenten von Zielona Gora blieb unbeantwortet! Aber möglicherweise ist das ja eine Antwort.