Verdammt lang her
Mit Roland Emmerich würde sich der Radeberger Rolf Daehne gern einmal unterhalten. Der deutsche Hollywood-Regisseur hatte in einem Interview mit einer überregionalen Tageszeitung davon gesprochen, dass es »das Kino in einigen Jahren nicht mehr geben wird«. Und damit für Unruhe in der krisengeplagten Branche gesorgt. Pandemie, Streamingdienste und die Tatsache, dass viele Menschen bald Screens in der Größe ihrer Wohnzimmerwand zu Hause hätten, seien an dieser Entwicklung schuld, war da zu lesen. Daehne erführe gern, ob der Star-Regisseur angesichts einer solchen Prognose kleinen Programmkinos wie etwa der Radeberger Kinobar eine Überlebenschance gäbe.
Kontakt zum Stammpublikum ging verloren
Rolf Daehne ist der Chef des Radeberger Kinovereins »Buena Vista«. Als man im Frühjahr in der Kinobar wieder Filme zeigte, verloren sich in dem 50 Plätze fassenden Raum in der Badstraße nur eine Handvoll Menschen. Die Besucherzahlen seien »echt mau« gewesen, so Daehne.
Ein Trend für die kommenden Monate? Er hofft es nicht. In den beiden zurückliegenden Jahren, als man wegen der Pandemie monatelang keine Filme zeigen konnte, sei sicher einiges verloren gegangen, so Daehne. Der Kontakt zum Stammpublikum, auch habe er eine gewisse Entfremdung zum Medium Kino festgestellt. »Das Verlangen der Leute ins Kino zu gehen, hat mächtig gelitten«, so der Kinobar-Chef.
Bundesweit war der Kinomarkt zwischen 2019 und 2021 um knapp zwei Drittel eingebrochen, fast zwölf Monate waren die Kinos im Lockdown, in der zweiten Jahreshälfte 2021 durften sie unter Auflagen öffnen. Doch nach dem Wegfall aller Maßnahmen in diesem Frühjahr kletterten die Besucherzahlen nicht wieder auf einen vorpandemischen Normalzustand. Auch etlichen Programmkinos geht da allmählich die Luft aus.
Filmprogramm startet im September
Daehne erzählt, dass früher im Schnitt zwischen 20 und 30 Leute in die Kinobar gekommen seien. »Damit waren wir zufrieden«, meint er. Da möchte man wieder hin.
Im September soll es mit dem monatlichen Filmprogramm losgehen. Im Winterhalbjahr wolle man, so der Buena-Vista-Chef, die Besucher mit »interessanten Spielfilmen« in die Kinobar locken. Und das in einer Zeit, in der im Lande mittlerweile eine düstere Grundstimmung vorherrscht. Ukrainekrieg, Energiekrise, da denken viele ans Sparen, nicht ans Kino. Trotzdem: Mit einem Zusatzangebot wie dem Open-Air-Hofkino wollen die Radeberger Buena-Vista-Cineasten in einen, hoffentlich, von pandemischen Maßnahmen freien Kino-Winter gehen zu können.
Ob die Kinobar dann wieder mal ausverkauft sein wird? An das letzte Mal kann sich Rolf Daehne kaum noch erinnern. »Das war auf jeden Fall vor Corona.« Verdammt lang her.