Sie haben das Lachen nicht verlernt
Jährlich erleiden in Deutschland rund 280.000 Menschen einen Schlaganfall, in Sachsen sind es über 7.300. Ein Viertel der Betroffenen ist noch im erwerbsfähigen Alter. Und was besonders erschreckend ist – bei bis zu 300 Kindern wird jährlich ein Schlaganfall diagnostiziert. Es passierte abends im Bett, als bei Katharina Bardehle aus Dresden, damals zehn Jahre alt, eine Hirnblutung auftrat. Das war 1991. Krankenhaus, schwierige OP, bei der ihr ein Chip eingepflanzt wurde. Dann folgte über ein Jahr Reha. Katharina kämpfte sich zurück ins Leben. „Wieder zurück in Dresden habe ich ein Schuljahr wiederholt, meinen Schulabschluss gemacht und später auch eine Berufsausbildung als Kauffrau für Bürokommunikation abgeschlossen“, erzählt die heute 38-Jährige. Dennoch an eine reguläre Arbeit, obwohl sie nicht nur zu Hause sitzen wollte, ist nicht zu denken. Katharina hat Probleme mit dem Kurzzeitgedächtnis und bei der örtlichen Orientierung. „Wenn ich an einen neuen Ort komme, muss ich mir genau ansehen, wo sich was befindet, sonst finde ich mich nicht zurecht.“ Allein in den Urlaub fahren, kann sie nicht. Da springt zum Glück die Oma mit ein. Da sie jetzt täglich zwei Stunden mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist, stellen sie Schienenersatzverkehr oder Umleitungen vor große Probleme. Durch eine Mitarbeiterin in der Arbeitsagentur wurde sie auf die Helene-Maier-Stiftung in Kreischa aufmerksam gemacht. Deren Nachfolgerin ist seit 1. Januar 2018 die Gut Leben gGmbH mit ihrem Standort nun in Bannewitz. „Hier fühle ich mich gut betreut, verstanden und vor allem kann ich selbst etwas Nützliches tun“, ist Katharina froh. „Einrichtungen, wie unsere sind eine Seltenheit. Wir verstehen uns als Teilhabe-Einrichtung, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht und bieten betreute Arbeitsplätze für Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen an, auch wenn das ein sperriger Begriff ist. Es sind Menschen die durch Schlaganfall, schwere Verletzungen durch Unfall oder Opfer von Gewalt in Folge ihr Leben lang beeinträchtigt sind“, erklärt Susanne Tharun, verantwortlich für Marketing und Fundraising in Gut Leben. Wenn jemand von Null auf gleich einen Schlaganfall oder Unfall erleidet, stellt sich das Leben auf den Kopf. So war es auch bei Steffen Friedo (39). Er war selbständiger Maler, als es 2010 zum Schlaganfall kam. „Sicher hatte ich viel Stress, aber so etwas hätte ich mir nie vorgestellt“, sagt er. Es folgten Krankenhaus, künstliches Koma, eine halbjährige Reha in Kreischa. Die ersten Jahre übernahm die Familie die Betreuung. Ergotherapie, Logopädie, Physiotherapie gehörten zum Tagesablauf. Das Sprechen fällt ihm heute noch schwer und seine rechte Seite ist gelähmt. „Aber nach der Reha konnte ich aus dem Rollstuhl aufstehen. Die halbseitige Lähmung wird bleiben. Doch auch über kleine Fortschritte freue ich mich.“ Über einen Arzt wurde er an die Helene-Maier-Stiftung vermittelt und arbeitet nun schon seit sieben Jahren, jetzt bei Gut Leben in der Hofwerkstatt. „Derzeit werden bei uns 38 Teilnehmer betreut, von 14 Mitarbeitern, die meisten davon Arbeitstrainer in den Werkstätten und Tätigkeitsbereichen. Wer zu uns kommt, beginnt mit Probearbeiten in verschiedenen Bereichen. Mit unserem Therapeutenteam wird dann je nach Belastbarkeit die Arbeitszeit festgelegt. Ein Wechsel zwischen den Arbeitsbereichen, die von der Hofwerkstatt mit Holzbearbeitung, Garten- und Landschaftspflege über Hauswirtschaft bis zur Produktion und Verkauf von Marmeladen oder Säften und Büroarbeit reicht, ist immer möglich“, erläutert Frau Tharun. Katharina Bardehle arbeitet drei Tage die Woche von 8 bis 12 Uhr im Büro. Sie erstellt dort im Outlook die Kalender für alle Teilnehmer mit allen Terminen und Arbeitsaufgaben. Denn mit Gedächtnisschwierigkeiten haben viele zu kämpfen. „Sie macht das richtig professionell, druckt sie aus und manchmal ist sie auch im Gartenbau mit aktiv“, beschreibt Susanne Tharun. Anders als in Behindertenwerkstätten, wo es einen täglichen Gleichlauf gibt, stehen bei Gut Leben die Kenntnisse und Fertigkeiten der Teilnehmer und bedarfsgerechte Angebote für jeden Einzelnen im Vordergrund, denn alle haben einen Berufsabschluss. Auch Steffen Friedo ist froh, dass er in der Hofwerkstatt, wo derzeit Nistkästen und Igelhilfen entstehen, die in Märkten der Umgebung verkauft werden, seinen Arbeitsplatz gefunden hat. „Vor acht Jahren wäre das nicht denkbar gewesen“, lacht er heute. Überhaupt – das Lachen haben sie nicht verlernt. Und es ist nicht nur eine reguläre sozialversicherungspflichtige Tätigkeit, die sie hier ausüben, sie fühlen sich gebraucht, haben neue Freundschaften geschlossen, werden anerkannt. „Der erste Arbeitsmarkt wird für die meisten Teilnehmer auf Grund der Schädigungen nie eine Alternative sein, umso mehr ist es unser Ziel mit einem betreuten Arbeitsplatz kontinuierliche Beschäftigung und soziale Integration zu fördern. Dabei müssen wir auch wirtschaftlich arbeiten. Und an unserem neuen Standort haben wir noch viel vor. Hier soll erweitert und investiert werden“, unterstreicht Susanne Tharun. Die Einrichtung soll auf 60 Plätze erweitert werden, denn es existieren viel zu wenig bedarfsgerechte Teilhabeangebote für die Betroffenen. Die Räume im ehemaligen Autozentrum sollen umgebaut, 5.000 Quadratmeter angrenzende Ackerfläche soll bewirtschaftet werden, um die angebauten Produkte zu verarbeiten und zu verkaufen. Projekte mit Kitas und Schulen sind geplant und Kooperationen mit regionalen Firmen sind schon angeschoben, um auch mehr Außenarbeitsplätze zu schaffen. „Wir warten jetzt darauf, dass von der SAB die Investitionsmittel frei gegeben werden. Dazu müssen wir aber unseren Eigenanteil leisten, selbst erwirtschaften bzw. durch Spenden und Sponsoren erbringen. Deshalb unsere Bitte, unsere junge Einrichtung mit Spenden zu unterstützen. Und das nicht nur, weil am 29. Oktober der Welt-Schlaganfall-Tag ist“, betont Susanne Tharun. Spendenkonto: Ostsächsische Sparkasse Dresden, IBAN: DE88 8505 0300 0221 1397 02 BIC: OSDDDE81XXX www.gut-leben.de

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