Carola Pönisch

Not am Mann? Dann wird der Chef eben zum Verkäufer

Bei Möbel Kraft auf der Gompitzer Höhe ist längst Frühling. Die Gartensaison wurde gerade mit schicken Gartenmöbeln eingeläutet. Für Hausleiter Gerald Ritter ist diese Saison eine Art Heimspiel. Das Dresdner Einrichtungshaus soll seine letzte berufliche Station auf einer langen Reise sein.
»Über meine Zeit bei Krieger könnte ich ein Buch schreiben. All die Jahre hat mir meine Arbeit sehr viel Spaß gemacht", sagt Gerald Ritter. Foto: Pönisch

»Über meine Zeit bei Krieger könnte ich ein Buch schreiben. All die Jahre hat mir meine Arbeit sehr viel Spaß gemacht", sagt Gerald Ritter. Foto: Pönisch

Hollywoodschaukeln bleiben eindeutig Trendsetter, wenn auch jedes Jahr in schicken neuen Trendfarben. Aber drauflümmeln und (Seele) baumeln lassen ist nie aus der Mode gekommen. Andere Dinge unterliegen durchaus der Mode. Denn wo vor Jahren noch weiße Plastemöbel heimische Sitzecken und Terrassen gemütlich machen sollten, stehen längt Sofa und Sessel in Holz oder Polyrattan, mit dicken Kissenauflagen in Trendfarben grau, crema oder natur. Das Ganze nennt man heute Loungemöbel. Über Mode, Farben und Trends könnte Gerald Ritter stundenlang erzählen. Seit er 1991 im Möbelimperium von Kurt Krieger (Höffner, Walther, Sconto Kraft) als Verkäufer angefangen hat, erlebte der heute 62-Jährige die gesamte Entwicklung (nicht nur der Gartenmode) mit. Terrassen gelten mittlerweile als »Sommerzimmer«, Zeit auf Balkonien soll »Toskanafeeling« vermitteln Zum Hausleiter wurde Gerald Ritter erstmals 1998 ernannt, vor genau 20 Jahren also. Abgeklärt ist er deshalb längst nicht, höchstens sehr erfahren. Der Start in die Gartensaison 2018 ist für ihn. trotzdem etwas Besonderes, eine Art Heimspiel. Denn schon einmal – von 2004 bis 2009 – war er im Gompitzer Einrichtungshaus Chef. Danach folgten Stationen in Halle, Leipzig und Berlin, stets als Hausleiter, stets als Pendler. Denn seine Wurzeln, so sagt der gebürtige Querfurter, hatte er bereits Anfang der 1990er Jahre hier in Gompitz eingegraben und mit Haus und Familie fest verankert. »Wir haben einschließlich unserer Azubis insgesamt 91 Mitarbeiter hier. Fast 80 Prozent von ihnen waren bei meiner Rückkehr im Juli letzten Jahres immer noch an Bord«, sagt er. Diese niedrige Fluktuationsrate spräche dafür, dass das Team im Gompitz gut zusammenpasse, das Arbeitsklima stimme. Was Ritter allerdings etwas traurig macht ist die Frage des Berufsnachwuchses. Wo sich Azubis heute ihren Ausbildungsbetrieb aussuchen könnten, habe es der Handel besonders schwer: »Abends lange und jeden Samstag arbeiten, dafür einen Wochentag frei, das kommt für viele junge Leute nicht mehr in Frage.« Und so kommt es gar nicht so selten vor, dass Hausleiter Gerald Ritter samstags, wenn Hochbetrieb herrscht, im Einrichtungshaus beim Verkaufen anzutreffen ist. Und es sollte nicht verwundern, wenn darunter Stücke aus der »Casual Dining«-Serie sind, einer Polyrattan-Geflechtgruppe, die als Saisontrend 2018 gilt und in zeitlosem Hellgrau daherkommt.


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