Laufen trotz gelähmter Beine
Margitta Hoffmann hat ein Ziel. Sie möchte wieder laufen können - trotz Querschnittlähmung. Möglich macht das die Exoskelett-Technologie der ReWalk Robotics GmbH. Das elektrisch-motorisierte System ermöglicht es, ohne eigene aktive motorische Funktionen im Hüftbereich und in den Beinen aufzustehen, stehen zu bleiben und zu gehen. „Das System stabilisiert einerseits das Becken und die Beine und ermöglicht andererseits durch Elektromotoren Bewegungen in Hüfte und Knie. Mittels Handgelenkssender werden die einzelnen Funktionen gesteuert. Zusätzlich muss der Träger des Exoskeletts mit zwei Unterarmgehstützen sein Gleichgewicht stabilisieren“, erklärt Margitta Hoffmann. Das sei schon alles. Sie trainiere seit 2014 beim Kröger Firmenverbund im ReWalk-Exoskelett. Zwei- bis dreimal in der Woche steige sie bei der Medizintechnik & Sanitätshaus Harald Kröger GmbH in Massen-Niederlausitz in das ReWalk-Exoskelett und laufe durch und um das Haus. Dabei werde sie stets von einem der insgesamt fünf hauseigenen zertifizierten ReWalk-Trainer begleitet - bestehend aus fachlich versierten Physiotherapeuten und Orthopädietechnikern. Heute ist Patrick Voigt an ihrer Seite. Sie sind ein eingespieltes Team. Selten muss der ReWalk-Trainer unterstützend eingreifen. Er gibt nur wenige kleine Hilfestellungen. „Ihr Weg geht stetig nach oben. Sie verbessert sich mit jeder Trainingseinheit. Es ist spannend, sie dabei zu beobachten und aktiv zu begleiten“, sagt Patrick Voigt und fügt an, dass sie sich gemeinsam immer wieder neue Trainingsinhalte ausdenken: „Wir laufen über verschiedene Böden, umrunden im Slalom Regale oder gehen über unebene Untergründe. Auch in Menschengruppen bewegen wir uns - wie etwa während des hauseigenen Weihnachtsmarktes.“ Wie der zertifizierte ReWalk-Trainer sagt, hat sich durch das Laufen im Exoskelett vor allem die Stabilität bei Margitta Hoffmann verbessert. „Es ist einfach klasse, dass Patienten mit so einem Schicksalsschlag am Leben teilhaben und mit Menschen auf Augenhöhe kommunizieren können.“ Margitta Hoffmanns Schicksalstag war im Mai 2011. Nach einem häuslichen Unfall beim Fensterputzen erhielt sie die Diagnose „komplette Querschnittlähmung sub Th12“. „Doch damit wollte ich mich nicht abfinden“, erzählt sie. „Nach meiner Erstversorgung in der Uni-Klinik Dresden und einer anschließenden Reha in Kreischa bin ich in einem Zeitungsartikel auf diese neue Technologie gestoßen. Der Gedanke, wieder gehen zu können ließ mich nicht mehr los.“ 2012 bewarb sie sich am Querschnittgelähmtenzentrum der BDH-Klinik Greifswald als ReWalk-Probandin. Im Januar 2013 wurde sie mittels Fragebögen, Check Ups und Tests auf Tauglichkeit untersucht - und genommen. Nach sieben Wochen zurück in der Heimat holte sich die Lieskauerin mit der Medizintechnik & Sanitätshaus Harald Kröger GmbH einen starken, regionalen Partner im Bereich Reha- und Orthopädietechnik ins Boot. Gemeinsam mit Kröger als einzig offizielles ReWalk Trainingszentrum in Brandenburg möchte sie das System weiter bekannt machen, Betroffene begeistern und ihnen Mut machen, dass ein Leben ausschließlich im Rollstuhl nicht sein muss. Wie Tino Neuber - Orthopädietechnik-Mechaniker, ReWalk-Trainer und Margitta Hoffmanns Begleiter der ersten Stunde im Hause Kröger berichtet, gibt es jedoch gewisse Ein- und Ausschlusskritierien für ReWalk-Nutzer. So muss etwa eine ausreichende Rumpfstabilität vorhanden sein, um Transfers in und aus dem Rollstuhl durchführen zu können. Unabdingbar ist eine uneingeschränkte Hand- und Stützfunktion für den Umgang mit Unterarmgehstützen. Bei Margitta Hoffmann hat es gepasst. Sie ist froh, Probandin zu sein: „Meine Lebensqualität hat sich verbessert, mein Selbstwertgefühl und mein Selbstbewusstsein wurden gestärkt. Auch mein soziales Umfeld hat sich verändert und vergrößert. Ebenso gibt es gesundheitlich positive Aspekte auf die Funktionen der Lungen, der Blase, des Darms und auf die Ausbildung der Muskulatur - einfach, weil ich mich bewege.“ Margitta Hoffmann möchte Kröger als ReWalk Trainingszentrum noch bekannter machen, um anderen Patienten die Möglichkeit zu geben, in personalisierten Trainingseinheiten im ReWalk-Exoskelett zu trainieren. Etwa während der Messe „Zukunft Pflege“ am Sonntag, 5. März, in Cottbus. Stefan Staindl