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Ein Professor im Un(i)-Ruhestand

Prof. Gerhard Ehninger – ein Vierteljahrhundert lang war er einer der prägendsten Akteure der Hochschulmedizin Dresden. Seit 1. April ist der langjährige Direktor der Med. Klinik I des Uniklinikums Dresden im »Ruhestand«.
Prof. Gerhard Ehninger (65) arbeitet jetzt an revolutionären Therapien zur Bekämpfung von Leukämie. Foto: Uniklinikum Dresden

Prof. Gerhard Ehninger (65) arbeitet jetzt an revolutionären Therapien zur Bekämpfung von Leukämie. Foto: Uniklinikum Dresden

Mit der Abkürzung DKMS können heute viele Menschen etwas anfangen. Die vier Buchstaben stehen für »Deutsche Knochenmarkspenderdatei« – einem Verzeichnis, das Patienten mit der Diagnose Blutkrebs Leben retten kann, wenn in der Kartei genau die eine Person erfasst ist, die passende Stammzellen zu spenden bereit ist. Prof. Ehninger, der seit 1994 als Direktor der Medizinischen Klinik I am Uniklinikum Dresden tätig war, hat hier nicht nur die Stammzelltransplantation etabliert und damit in den vergangenen Jahren mehreren tausend Blutkrebs-Patienten das Leben gerettet, sondern als Arzt und Forscher kontinuierlich an der Entwicklung neuer Therapien gearbeitet. Unter seiner Führung, gelang es, in Dresden den ersten medizinischen Sonderforschungsbereich (SFB), das DFG Forschungszentrum (später Exzellenzcluster) und das Koordinationszentrum für Klinische Studien zu etablieren. Der SFB beschäftigte sich mit der Rolle von Stamm- und Vorläuferzellen bei der Bildung von Körpergewebe und der Professor und sein Team waren bei diesem interdisziplinären Forschungsprojekt so erfolgreich, das sie drei Förderperioden in Folge über 50 Millionen Euro Fördergelder des Bundes in die Elbmetropole holten. Viele Jahre lang leitete der weltweit anerkannte Hämatologe und Onkologe zudem das Universitäts KrebsCentrum, das wesentlich zum exzellenten Ruf der Hochschulmedizin in der Krebsmedizin beigetragen hat. Von wegen »Ruhestand«: Die Forschung geht jetzt tatkräftig weiter. Setzt sich ein Mann, der getrieben ist von der wissenschaftlichen Vision, die biologischen Grundlagen von Stamm- und Vorläuferzellen bei der Bildung von Körpergewebe zu verstehen, mit der Emeritierung ins Private zurück? Reisen, Garten, Wandern? Natürlich nicht. Er wolle sich nun noch intensiver als bisher um die Weiterentwicklung einer völlig neuen Art der Krebstherapie kümmern, Zeit sei dafür ja vorhanden. Also wird er weiter an einer völlig neuen Art der Krebstherapie forschen, wird weiter körpereigene Immunzellen des Patienten gegen eine besondere Form der Leukämie zu aktivieren versuchen und seinen seit 15 Jahren entwickelten Therapieansatz vielleicht bald zum klinischen Einsatz bringen. Das erste gentechnisch hergestellte Medikament wurde im März 2018 für klinische Studien im Krankenhaus zugelassen, vier weitere werden in den kommenden Monaten folgen. Mit Prof. Michael Bachmann, Professor für Translationale Radiopharmalologie und Direktor des Institutes für Radiopharmazeutische Krebsforschung am Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf hat er dazu ein neues Unternehmen gegründet, erste Forschungsergebnisse sind bereits patentiert. Man wird vom »Ruheständler« Prof. Ehninger künftig also wohl noch sehr viel hören.

„Als mutiger und streitbarer Geist hat Professor Gerhard Ehninger ein Vierteljahrhundert lang wichtige Impulse in der Entwicklung von Universitätsklinikum und Medizinischer Fakultät gesetzt. Das von ihm geleitete Universitäts KrebsCentrum trug wesentlich zum exzellenten Ruf der Hochschulmedizin in der Krebsmedizin bei.« Prof. Michael Albrecht, Med. Vorstand


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