„Eigentlich waren wir damals die erste Boygroup“
Das Dresdner AWO Seniorenzentrum in Großzschachwitz, nicht weit vom alten Zuhause entfernt verbringt Erich Weber seinen Lebensabend. Im zweiten Stock bewohnt er ein kleines Einzelzimmer. Bett, Kleiderschrank, Couchtisch, in der Ecke ein Rollator. Der ehemalige Kontrabassist der „Vier Brummers“ steht am Fenster, stützt sich auf die Stuhllehne. Sein Blick schweift über die blühende, sommerbunte Gartenanlage. Und seine Gedanken wandern in die Vergangenheit.
„Ja, ja“, seufzt Weber, „Wir waren echt pfiffige Kerlchen. Wenn man so will, die erste Boygroup der Republik.“
Die meiste Zeit des Tages sitzt er heute in seinem Zimmer, blättert in Erinnerungen an vergangene Zeiten, sortiert vergilbte Fotos und Zeitungsausschnitte von gemeinsamen Auftritten der Vier Brummers. Ihre Fans feierten die singenden Sachsen einst als die Comedian Harmonists der DDR. Ihren ersten Auftritt hatten sie am 14.Januar 1951. Fast drei Jahrzehnte brachten Weber & Co. zuerst den Osten und später sogar den Westen Deutschlands zum Lachen. Insgesamt 6673 mal - auf der Bühne, im Radio und TV. Die singenden Kritiker der Mangelwirtschaft wurden zu Volkshelden, sorgten mit ihren haarscharfen Pointen beim Volk für Heiterkeit und gute Laune.
Doch im Sommer 1977 gaben die Sänger in den schwarz-weiß karierten Sakkos ihr letztes Konzert auf der Freilichtbühne im Großen Garten. „Seitdem habe ich diesen traurigen Ort nie wieder besucht“, verrät Weber. „Nur wenige Tage nach unserem Konzert starb Akkordeon-Spieler Eberhard Keyn an Darmkrebs“, seufzt Weber. „Er wurde nur 46 Jahre alt.“ Mit seinem Tod hörten die Vier Brummers auf zu existieren. „Wir hatten vor Beginn unserer Karriere einen Treueschwur geleistet. Wenn einer von uns stirbt, machen wir Schluss!“
Weber lehnt sich zurück, schließt die Augen. Er nimmt die Fotos zur Hand, sortiert sie neu. „Was soll ich sonst auch machen, nach meinem zweiten Schlaganfall vor drei Jahren bin ich längst nicht mehr so flott auf den Beinen.“ Früher ist er leidenschaftlich gern geschwommen, gewandert und mit dem Rad gefahren. „Das ist alles vorbei.“ Zeitung oder Bücher lesen? „Da verschwimmen mir trotz Brille die Buchstaben vor den Augen.“ Auf dem Wandregal gegenüber stehen vier aufgereihte Miniatur-Holzköpfe. „Ein Hobbyschnitzer hat mich und meine Kollegen in den 50ern verewigt.“ Weber steht ganz links, neben ihm Akkordeonspieler Eberhard Keyn, dann Johannes Frenzel. Der Mann mit der Gitarre erlag 1992 mit 81 Jahren einem Herzleiden. Gitarrist und Textschreiber Wolfgang Roeder, Chef der Blödelband, hatte Lungenkrebs, er wurde nur 67.
Weber deutet auf das gerahmte Foto seiner Frau: „Ihre Krankheit ist schlimmer geworden, sie liegt jetzt auf einem Zimmer in der ersten Etage. Ich besuche sie jeden Tag, aber sie erkennt mich nicht mehr.“ Das Paar lernte sich einst am Heidenauer Operettentheater kennen, wo Erich 1945 seine Karriere als Sänger begann und Anita als Soubrette arbeitete.
Dann erzählt er, wie es zum Namen „Vier Brummers“ kam: „Wi waren damals am Operettentheater Dresden engagiert, gründeten dort die humoristische Gesangsgruppe namens `Quartett mit zwei Gitarren´. Eines Tages sind wir nach einer feucht-fröhlichen Zechtour in einem Radebeuler Ausflugslokal alle zu Wolfgang Roeder nach Hause.“ Als dessen Ehefrau (Spitzname „Mücke“) die Tür öffnete, lallte ihr Gatte: „Nicht böse sein, Mücke, wenn wir heute mal...“ Weiter kam er nicht. Ziemlich angesäuert konterte die Gemahlin: „Wenn ich `ne Mücke bin, dann seid ihr dicke Brummer!“
In ihren Sketchen nahmen sie aufs Korn, was den kleinen Mann ärgerte: Löchrige Straßen, abendliche Stromsperren, knappe Babywäsche, oder fehlende Verkaufskultur. Kaum zu glauben, der Staat tolerierte die „Stimme des Volkes“, zumal die Brummers ihre Kritik mit Herz und Witz sowie einem gehörigen Schuss sächsischer „Gemiedlichkeet“ vortrugen.
Nach der Auflösung der Band versuchte sich Weber als Fuhrunternehmer, musste den Job aber 1986 wegen einer schweren Nierenerkrankung aufgeben. Später kehrte er als Sänger an die Operette zurück. Seine letzte Rolle war 1994 die als 2. Tenor im „Weißen Rößl“. „So landete ich als 60-jähriger Tenor dort, wo ich mal angefangen hatte.“
(Hans Jancke)

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