gb

Der Retter unserer Muttersprache?!

Klaus Reichelt (77) hat schon immer viel Wert auf ein gutes Deutsch gelegt. Als Ur-Heidenauer spricht er hochdeutsch, was sicher auch seinem Beruf – er war Lehrer – geschuldet ist. Und doch ist es mehr als nur die gepflegte Aussprache, die für ihn selbstverständlich wurde.
Klaus Reichelt ist kein verbohrter Verteidiger der deutschen Sprache. Aber er liebt seine Muttersprache und nimmt den schludrigen Umgang nicht einfach hin. Foto: Wo

Klaus Reichelt ist kein verbohrter Verteidiger der deutschen Sprache. Aber er liebt seine Muttersprache und nimmt den schludrigen Umgang nicht einfach hin. Foto: Wo

Die Sprache und vor allem der Wortschatz mit der viele heute die deutsche Sprache »vergewaltigen«, ärgern ihn gewaltig. Er liebt seine Muttersprache. Und die Anglizismen, die oft gedankenlos und oberflächlich verwendet werden, will er so nicht hinnehmen. »Was tun wir unserer Muttersprache bloß an«, fragt sich Klaus Reichelt zu Recht. Seit 13 Jahren ist er deshalb im Verein deutsche Sprache (VdS) aktiv, der 1997 gegründet wurde und rund 36.000 Mitglieder hat. In der Regionalgruppe Dresden-Riesa, in deren Vorstand er arbeitet, sind es zirka 130 – 150. Der Verein gibt eine monatliche Zeitschrift die »Sprachnachrichten« heraus. »Uns geht es nicht darum, die Alltags- und Umgangssprache als ‚hölzernes Deutsch‘ zu kultivieren und zum Aufstand gegen Fremdwörter aufzurufen. Wörter wie Computer, E-Mail oder okay sind allgemeiner Sprachgebrauch geworden.« Lesen Sie selbst, warum Klaus Reichelt unsere deutsche Sprache verteidigt: »Deutschland ist in der Welt wahrlich nicht unbekannt. Unsre Kultur des »Welcome« – seins hat sich herumgesprochen und ist ja auch fabelhaft. Ja, fast überall wird man »Welcome« geheißen. An einer Kirche, vor der Wohnungstür auf dem Fußabtreter, bei unterschiedlichen »Events« an den Eingangstoren, am großen Haupttor einer Kleingartenanlage usw. Auf meine Frage, warum das in Englisch sein muss, sagte man mir: »Ja, in Deutsch wär‘ dieses schöne Wort gar nicht so einfach zu kriegen«. Das war mir unbekannt. Möglicherweise stimmt‘s auch nicht so ganz. Nur dort, wo man nun meint, nämlich im Grundgesetz, wäre das höchste Kulturgut, also unsere Muttersprache, logischerweise vorn mit aufgeführt, ist es leider nicht so. Gerade dort gibt es unverständlicherweise – oder gar verständlicherweise? – bis heute kein Willkommen. Die meisten europäischen Staaten haben ihre Sprache in ihrer Verfassung verankert. Können Sie das verstehen? Nein, es ist kein Versehen. Gut wär‘s, das alles wäre »Fake«, pardon: Schwindel – das darf man auch sagen. Darüber sollte Frau Merkel mal mit Herrn Macron sprechen. Das wird sie jedoch tunlichst lassen. Noch etwas zum ernsten Schmunzeln: Wir sollten demnächst gefasst sein. Ein wichtiger Teil unseres Lebens ist doch die Arbeit. Aber diese macht sich immer rarer. Dafür bietet sich mehr und mehr der »Job« an. Alles wird »verjobt« Da darf man schon verschnupft sein. Wo soll denn da die Arbeit bleiben?! Vor kurzem habe ich in der renommierten »Süddeutschen Zeitung« die Überschrift gelesen: Ärzte sind zufrieden. Umfrage: Fast 100 Prozent der Mediziner haben »Spaß« an ihrem »Job«. Ja, was für ein Verhau! Ich hoffe, die Ärzte lassen der Zeitung ein paar scharfgewürzte Zeilen zukommen; sind sie doch keine Clowns, die eben mal so jobben. Spaß sollen und wollen die Clowns durch eine ordentliche Arbeit verbreiten. Zum guten Schluss noch zwei unsere Sprache »bereichernde« Beispiele: 1. Der eigentlich geschätzte Manuel Andrack führt in seinem Naturfilm wandertouristische »Hotspots« auf, wie z.B. die Bastei und die Festung Königstein. Ja, will er uns und ganz besondere Wanderziele verspotten?! 2. Die »SZ« schreibt im Sportteil Eishockey: Die »Lausitzer Füchse« verloren in »Overtime«. Da möchte man fragen: Noch nie gehört. Wo liegt denn dieser Ort? (Früher war das die Nachspielzeit!) Trotz allem wollen wir optimistisch auf unsere Sprache blicken. Sie kann ja nichts dafür. Wir sind gefordert, die Schönheit und Präzision in ihr zu pflegen und zu wahren.«


Meistgelesen