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Tote Scheren nach Berlin

Mit einer besonderen Aktion will das Friseur- und Kosmetikerhandwerk auf seine Lage aufmerksam machen. Kommende Woche sollen sich "tote Scheren" auf den Weg in die Hauptstadt machen. Die Aktion wird auch im Landkreis Görlitz unterstützt.
Ihre Scheren können Friseurinnen und Friseure aktuell nicht einsetzen. Deswegen sollen einige davon jetzt als Symbol nach Berlin gehen, um auf die kritische Lage in der Branche hinzuweisen. Symbolfoto: cottonbro from Pexels

Ihre Scheren können Friseurinnen und Friseure aktuell nicht einsetzen. Deswegen sollen einige davon jetzt als Symbol nach Berlin gehen, um auf die kritische Lage in der Branche hinzuweisen. Symbolfoto: cottonbro from Pexels

Kommende Woche werden viele Scheren Berlin erreichen. Der Landesinnungsverband der Friseure und Kosmetiker Thüringen/Sachsen-Anhalt ruft zur „Aktion der toten Scheren“ auf. Die soll aber nicht nur in den beiden Bundesländern stattfinden, denn das Wasser steht den Friseuren und Kosmetikern auch andernorts bis zum Hals. Und so unterstützt auch die Kreishandwerkerschaft Görlitz die Aktion. „Nach nunmehr fast zwei Monaten vollständigem Arbeitsverbot der Branche steht den Unternehmen das Wasser bis zum Hals. Versprochene Finanzhilfen fließen nicht, Perspektiven zur Öffnung sind derzeit nicht gegeben und ein Großteil der Unternehmen steht vor dem wirtschaftlichen Kollaps. Die zum größten Teil kleinen Unternehmen haben nicht die finanziellen Kapazitäten, um eine monatelange Nullnummer hinsichtlich des Verdienstes zu kompensieren, laufen doch ein Großteil der Kosten weiter“, so die Landesinnungsmeisterin Thüringen, Sybille Hain. So sieht man es auch in Görlitz. „Ein großer Teil der Unternehmen hat Angst um die Zukunft“, sagt Daniel Siegel, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Görlitz. Viele hätten Hilfen beantragt, doch oft sei noch kein Geld angekommen. „Die Kosmetiker konnten ja beispielsweise die Dezemberhilfe beantragen. Doch bisher kam kein Geld“, so Siegel. Die Überbrückungshilfe 3 könne bisher noch nicht einmal beantragt werden. „Da kann man sich denken, wann das Geld dann mal kommt.“

Schere mit Trauerflor

Die finanziellen Reserven der meisten Unternehmen seien erschöpft oder würden nur noch für ein bis zwei Wochen reichen, teilt der Landesinnungsverband mit. Immer und immer wieder zeige die Branche die Brisanz der Situation auf, allerdings spiele die Politik auf Zeit. Die Unternehmen hätten diese Zeit aber nicht. „Sofortiges Handeln ist gefragt, zum einen zur Schaffung der Liquidität zur Rettung eines kompletten Wirtschaftszweiges, zum anderen aber die Aussicht auf schnelle Öffnung der Salons von Friseuren und Kosmetikern zu denen auch Fußpfleger und Nagelstudios zählen“, so Sybille Hain. Um diesen Forderungen nicht nur ein Gesicht, sondern die symbolische Masse zu verleihen, wird zur Aktion der toten Scheren aufgerufen. Die Unternehmen erhalten in dieser Woche Post , um sich an der Aktion zu beteiligen. Das Wie ist simpel: Jedes Unternehmen soll eine Schere für sich bzw. mehrere als Stimmen für die Mitarbeiter abgeben, um damit zahlenmäßig zu zeigen, wie hoch die Existenznot in der Branche ist. „Auch wir haben unserer Unternehmen angeschrieben und sammeln die Scheren bei uns“, sagt Daniel Siegel. Sie sollen dann entweder an den Landtag gehen oder sich direkt auf den Weg nach Berlin machen. Beim Landesinnungsverband der Friseure und Kosmetiker Thüringen/Sachsen-Anhalt stellt man sich tausende Scheren mit schwarzem Band als Trauerflor vor, die dann am 15. Februar als Symbol den Entscheidern in Berlin übergeben werden sollen. „Damit dies gelingt, sollen gemeinschaftlich alle Kräfte gebündelt werden, um diese Aktion zum Erfolg zu führen“, so die Landesinnungsmeisterin Sybille Hain.


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