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Theater unterstützt Gesundheitsamt

Die neue Bühne Senftenberg ist durch die Pandemie in Summe schon ein halbes Jahr zum Stillstand verurteilt. Jetzt plant man mit einem Neustart zu Ostern. Aber was machen die Theaterleute in der Zwischenzeit?
Andy Kubiak (li.) und Erik Brünner (re.) von der neuen Bühne Senftenberg, stimmen die Einträge in einem Coronatagebuch ab. Foto: Landkreis OSL

Andy Kubiak (li.) und Erik Brünner (re.) von der neuen Bühne Senftenberg, stimmen die Einträge in einem Coronatagebuch ab. Foto: Landkreis OSL

Der Spielplan wurde ständig durcheinandergewirbelt: »Wir mussten unser Jahresendprogramm komplett einstellen«, zeigt sich Friedrich Rößiger, Teamleiter Kommunikation und Marketing, betroffen. Viele Stücke wurden verschoben. Die Krux an der Geschichte ist die Vielzahl der Stücke: »Auch wenn wir wollten, wir könnten schon terminlich nicht alles aus dem vergangenen Jahr spielen«, stellt Rößiger klar. Trotzdem stellt er ein spannendes Theaterfrühjahr in Aussicht: »Wir werden einen Premierenmarathon haben.« Aber vorerst muss der Lockdown-Marathon überwunden werden und das machen die Ensemblemitglieder und Mitarbeiter der neuen Bühne auf ihre ganz eigene Art und Weise.

Telefondienst und Betreuung

»Ende des Jahres 2020 kam eine E-Mail vom Intendanten, dass wir das Gesundheitsamt des Landkreises Oberspreewald-Lausitz unterstützen können«, erzählt Andy Kubiak, Regieassistent und Stagemanager am Senftenberger Theater. Da gab es kein langes Zögern und er sagte zu. Erst im September vergangenen Jahres aus Berlin nach Senftenberg gekommen, hatte er vor seine Regieassistenz zu vervollkommnen und sein Ziel, Regisseur zu werden, anzugehen. Sein Debüt gab er mit »Mein Jahr ohne Udo Jürgens« als Regieassistent. In »Rosa bockt« sollte der gelernte Schauspieler das erste Mal auf der Bühne stehen. Jetzt telefoniert er im Gesundheitsamt mit Menschen, die sich in Quarantäne befinden. Immerhin 20 bis 30 Anrufe erledigt er täglich: »Es ist eine gefühlsmäßige Achterbahn«, verrät er. »Manche sind positiv und zeigen wenig Symptome, aber bei anderen merkt man im Gespräch, dass es ihnen schlecht geht.« Etwa 30 Mitarbeiter aus dem Gesundheitsamt sind im Pandemiegeschehen eingebunden. Zusätzlich kann rotierend auf insgesamt bis zu 100 Personen zurückgegriffen werden, welche unterstützend in verschiedenen Bereichen tätig werden. Seitens der neuen Bühne sind acht Schauspieler und Mitarbeiter im Gesundheitsamt seit dem 4. Januar wechselnd tätig.

Corona-Tagebuch und YouTube

Auch Schauspieler Erik Brünner gehört zu den Helfern im Gesundheitsamt. Der Dresdner spielte am 31. Oktober sozusagen das letzte Stück mit »Mein Jahr ohne Udo Jürgens«, ehe die Lichter auf den Bühnen in Senftenberg für unbestimmte Zeit ausgemacht wurden. Dass die Scheinwerfer bald wieder angehen, ist seine große Sehnsucht: »Das ewige Verschieben und das Spielen mit Abstand nerven«, konstatiert er bedrückt. Im Februar soll es wieder mit den Proben losgehen. Aber erst mal führt Erik Brünner Corona-Tagebücher von Menschen in Quarantäne. »Gerade ältere Menschen sind froh, wenn sie durch das Telefonat ein wenig Kontakt zur Welt haben«, zeigt er sich mitfühlend. »Da hilft schon manchmal die Frage, wie es denn geht.« Damit es anderen gut geht, aber auch für das eigene künstlerische Wohl, rezitiert Erik Brünner auf seinem YouTube-Kanal Gedichte. Unter dem Titel »Für Euch!« kann man sich jeden Tag an einer neuen Rezitation erfreuen. Neben dem Einsatz im Gesundheitsamt betreuen Mitarbeiter des Theaters Schüler an der Walther-Rathenau-Grundschule. »Schulen, die Unterstützung bei der Betreuung der Schüler brauchen, können gerne auf uns zukommen«, startet Rößiger einen Aufruf. Im Amphitheater wird die Lockdown-Zeit zum Umbau des Stehbereiches genutzt: »Wir schaffen eine erweiterte Stehplatzzone im oberen Bereich, damit wir bestenfalls auch unter Pandemieauflagen 200 Zuschauer reinbekommen«, verrät er.


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