far/gb

Impfpflicht vs. Berufsverbot

In den vergangenen Tagen hat die neue Ampelregierung die einrichtungsbezogene Impflicht auf den Weg gebracht. Bedeutet: Angestellte im Pflege- und Klinikbereich müssen bis Mitte März einen vollständigen Impfschutz haben, um in ihrem Job arbeiten zu dürfen.
Ärzte und Klinikpersonal muss ab Mitte März vollständig geimpft sein. Foto: Pexels

Ärzte und Klinikpersonal muss ab Mitte März vollständig geimpft sein. Foto: Pexels

Die Weihnachtstage werden in einigen Familien von angeregten und teils auch verzweifelten Diskussionen geprägt sein: Der Impfpflicht nachgeben oder den Job wechseln? In Deutschland wird es erstmals ab März 2022 eine Corona-Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen geben. Exakt ab 15. März müssen Beschäftigte in Kliniken, Praxen, Heimen und Rettungsdiensten einen Impf- oder Genesenen-Ausweis haben, wenn sie besonders schutzbedürftige Menschen betreuen. Pflegepersonal, dass sich bisher nicht hat impfen lassen, soll sich jetzt zum Schutz der Patienten für eine Impfung entscheiden. Es wird wohl ewig eine gut gehütete Dunkelziffer bleiben, wie viele diese Entscheidung wirklich treffen und wie viele sich doch für einen Jobwechsel entscheiden. Die angespannte Personallage in Krankenhaus und Pflege wird damit auf eine noch härtere Probe gestellt. Jeder logisch denkende Normalo kann sich ausrechnen, dass mit einem weiteren Rückgang des Pflegepersonals an den Kliniken auch weitere Internsivbetten aus dem Dienst genommen werden müssen, weil die spezialisierte Schwester fehlt, die den Patienten in der Intensivpflege betreuen kann. »Noch vor Wochen wurden wir gelobt, uns wurden Prämien versprochen und wir wurden als `Helden des Alltags`gefeiert, davon ist jetzt nicht mehr viel übrig«, erklärt Anja T. von einem Riesaer Pflegedienst. Sie selbst ist ungeimpft und will es auch bleiben, das heißt für sie Jobwechsel ab März. »Ich sehe das persönlich eher nicht als Problem, da ich auch eine Ausbildung im Groß- und Einzelhandel habe. Dann gehe ich in diesen Beruf zurück. Stellen gibt es derzeit in fast allen Bereichen genügend«, erklärt sie. Dennoch habe sie die Arbeit mit den Senioren sehr gern gemacht. Es gab immer viel zu lachen und man hatte ganz engen, fast schon freundschaftlichen Kontakt zu vielen netten Senioren im Landkreis. Eugen Brysch, Vorstands der Deutschen Stiftung Patientenschutz, sieht die Versorgungskrise in der Altenpflege vorprogrammiert: »Die Lunte brennt bereits!« gab er öffentlich zu bedenken. »Mit dieser Entscheidung hat die Politik die Lunte angezündet. Denn die Impfpflicht birgt Sprengstoff. Schließlich versorgt eine Pflegekraft in der Altenpflege zwei Menschen. Verlassen nur zehn Prozent der schon heute hochbelasteten Beschäftigten ihren Beruf, dann werden 200.000 Pflegebedürftige keine professionelle Hilfe mehr erhalten können. Es muss endlich klar werden, dass tägliches Testen und Impfen nicht gegeneinander stehen dürfen. Nur beides zusammen führt aus der Corona-Pandemie.«


Meistgelesen