Kamelienwelten – Zwischen Aristokratie und Erotik
Vom 1. bis 9. März lädt die 22. Deutsche Kamelienblütenschau ins Landschloss Zuschendorf ein. Und vom 10. März bis 13. April schließt sich die 21. Sächsische Kamelienblütenschau an.
Mit der Öffnung der Glashäuser, am 1. März, wo auf 1.500 Quadratmetern Schauglasfläche die Seidelsche Kameliensammlung mit einer Vielzahl historischer Sorten bestaunt werden kann, beginnt die Kameliensaison. „Die Hauptblüte erwarten wir Ende März. Die über 100 Jahre alten Kamelien in den Glashäusern setzen von Jahr zu Jahr üppiger Knospen an und werden überreich blühen. Ihnen sind die zunehmend heißen Sommer sehr willkommen“, so Matthias Riedel vom Landschloss Zuschendorf.
Vorher aber werden die Besucher in den festlich dekorierten und künstlerisch ausgestalteten Schlossräumen, wo über 1.000 Kamelienblüten aus ganz Deutschland in besonderen Gefäßen präsentiert werden, ihre Favoriten auswählen. Die Siegerin 2024 war die Camelia japonica „Black Magic“.
In Szene gesetzte Kamelienwelten
Zuschendorf wird auch in diesem Jahr die Kamelienblüten fast schon theatralisch in Szene setzen. Unter dem Titel „Kamelienwelten“ wird diese wunderschöne Blume mal aristokratisch, mal erotisch oder als Symbol für Göttlichkeit, Perfektion, Schönheit und den Neuanfang die Besucher überraschen.
In der hohen Zeit der Kamelienmode in Europa, Mitte des 19. Jahrhunderts, trugen Kurtisanen wie auch hochgestellte Damen der Aristokratie Kamelien als ihr Zeichen. Bekannt wurde die Verbindung zwischen den Kurtisanen und der Kamelie weltweit durch den 1848 erschienenen Roman von Alexandre Dumas Fils „Die Kameliendame“ und das 1852 folgende Schauspiel. Ein Jahr später erklang Giuseppe Verdis „La Traviata“ zum ersten Mal. Beschrieben wird das Leben der teuersten und begehrtesten Kurtisane von Paris, Marguerite Gautier, im wirklichen Leben existent als Alphonsine Plessis. Je nach Verfügbarkeit trägt sie rote oder weiße Kamelienblüten im Haar. Zu den erotischen „Kameliendamen“ zählen aber auch die Wiener Tänzerin Fanny Elßler, die nach 1830 mit Nationaltänzen wie Carucha die Bühnen der Welt, von Berlin bis Paris, von Russland bis Nordamerika eroberte und natürlich die in Irland als Elisabeth Rosanna Gilbert geborene Lola Montez. Auch sie hatte ein Verhältnis zu Vater und Sohn Dumas und vermutlich ist manches ihrer Abenteuer auch mit in den Roman eingeflossen.
Aber auch in Adelskreisen gab es Mitte des 19. Jahrhunderts sehr viele den Kamelien zugeneigte Damen. Kamelien waren teuer und man wollte seinen Wohlstand auch zeigen. „Die Kamelien hielt man als Bouquet, trug sie im Haar als Blüte oder Kranz oder man umgab sich einfach mit den wertvollen Pflanzen. Gern ließ man sich so auch malen, sodass wir heute einige Zeugnisse davon noch besitzen“, freut sich Matthias Riedel. Und natürlich werden Bilder der „Kameliendamen“ in der Schau gezeigt.
Kamelien in aller Welt
In Italien dagegen waren Kamelien ein Symbol des Freiheitskampfes während der drei Freiheitskriege im 19. Jahrhundert. Weiß-Rot blühenden Kamelien wurden damals zum Symbol des aufkeimenden Liberalismus. Die Farben Rot und Weiß und dazu das Grün der Blätter entsprachen der späteren dreifarbigen Nationalflagge.
Die Menschen in Japan sind mit der Kamelie nicht so eng verbunden wie mit Kirschen, Bambus oder Kiefern. Trotzdem gehört sie zu den bedeutenden Blumen, schon weil man sie bei spirituellen und religiösen Zeremonien verwendet. Sie symbolisiert die Göttlichkeit und ist Sinnbild der Reinheit und des Strebens nach Harmonie. Schon in frühen Zeiten sprach man der Kamelie mythische Kräfte zu, um das Böse und die Gefahr zu vertreiben. Trat man eine lange Reise an, so nahm man einen Kameliensamen als Talisman mit. „Auch mit dem Tod und der Vergänglichkeit des Lebens verbindet sich ein anderes Sinnbild: Abgefallene Blütenblätter im Schnee erinnern an Blutstropfen. Ein wunderbar poetisches Bild der japanischen Seelenwelt“, erklärt Matthias Riedel.
Einen fast schon politischen Einfluss hatte dagegen die Kamelie in Neuseeland. Mit einem Gesetz, welches 1893 das allgemeine Wahlrecht auf Frauen ausdehnte, wurde Neuseeland das erste Land der Welt mit allgemeinem Wahlrecht. Vorkämpferin war die 1847 im englischen Liverpool geborene Kate Sheppard. Um das Parlament für das Gesetz zu interessieren, sammelte sie 30.000 Unterschriften. Und sie ließ Blumen sprechen: Weiße Kamelien trugen die Abgeordneten, die das Frauenwahlrecht unterstützten, rote deren Gegner. So war die Haltung eines jeden offensichtlich. Kate Sheppard, die auch die erste Präsidentin des Nationalen Frauenrats in Neuseelands war, wurde mit einer 10-Dollar-Note geehrt, auf der mit ihr eine weiße Kamelie abgebildet ist. 1993, zum 100-jährigen Jubiläum des 1893 beschlossenen Gesetzes, wurden überall im Land weiße Kamelien gepflanzt.
In der Schau in Zuschendorf werden wieder lebensechte Szenen zu den genannten Themen aufgebaut. So ist Lola Montez zu sehen, wie sie Modell steht oder eine trauernde Japanerin im Winter-Bambuswald. Alle Szenen der Ausstellung werden wie immer von Dipl. Grafikdesignerin Bea Berthold gestaltet.
Geöffnet ist die Ausstellung Dienstag bis Sonntag und feiertags von 10 bis 17 Uhr und nur im März montags von 10 bis 16 Uhr. Mehr Infos: www.kamelienschloss.de
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