Neue Ausstellung im Kaisertrutz: Silber für Sklaven
Schätze faszinieren die Menschen seit jeher. Für Archäologen sind sie weit mehr als bloßes Edelmetall. Nämlich wertvolle Schlüssel zur Erforschung unserer Geschichte. In einer neuen Sonderausstellung im Kaisertrutz sind bedeutende Hacksilberschätze aus Ostdeutschland und Polen vereint. Sie stammen aus der Zeit um 1000 und enthalten zerkleinerte Münzen und Schmuckstücke. Diese Schätze verraten Erstaunliches über die Gesellschaft und Wirtschaft jener Zeit, über ihre Herstellung und ihre Besitzer, über Handelswege und geschichtliche Ereignisse – und über Menschenhandel im frühen Mittelalter.
»Unsere Ausstellung ist bislang die erste überhaupt, die im Zusammenhang mit der Geschichte um die Hacksilberschätze dem Thema der Sklaverei in Ostmitteleuropa und Ostdeutschland in der Zeit um 1000 genauer nachgeht. Wenn man an Sklavenhandel denkt, fällt den meisten als erstes der intensive Handel mit afrikanischen Menschen zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert ein«, so Jasper v. Richthofen, Direktor der Görlitzer Sammlung und zugleich Kurator der neuen Sonderausstellung. »Vor etwa 1000 Jahren waren es aber Männer, Frauen, Kinder aus unserer Region, die nach Westeuropa, Spanien, Byzanz oder Zentralasien verkauft wurden. Nicht zufällig besitzt die ethnische Bezeichnung Slawe den gleichen Wortstamm wie Sklave. Ihre ergreifende Geschichte erzählen wir nun hier im Kaisertrutz.« So erklärt sich der erste Teil des Ausstellungstitels.
Kooperation mit Museum in Warschau
Zugleich wurden noch nie so viele Hacksilberschätze und andere bedeutende Schmuckgegenstände des Mittelalters, so auch wertvolle Grabfunde von der Prager Burg oder aus Brünn, in einer Schau zusammengetragen. So stehen auch für den zweiten Teil des Ausstellungstitels die Bestände des Staatlichen Archäologischen Museum in Warschau, Kooperationspartner dieser Ausstellung. Sie werden im Kaisertrutz besonders in Szene gesetzt. Gezeigt werden Schmuckstücke des 10. bis 13. Jahrhunderts. Sie ergänzen die häufig bis zu Unkenntlichkeit zerteilten Schmuckstücke aus den Hacksilberschätzen des ersten Ausstellungsteils und stammen vielfach aus den ehemals polnischen Gebieten im heutigen Belarus und der Ukraine.
Ein internationales Forschungsprojekt, bei dem das Kulturhistorische Museum der Görlitzer Sammlungen in Kooperation mit den Universitäten in Heidelberg und Greifswald sowie dem Curt-Engelhorn-Zentrum für Archäometrie in Mannheim zusammengearbeitet hat, ging ab 2017 dieser Ausstellung voraus. In diesem Forschungsprojekt ging es um die Frage nach der Herkunft des Silbers aus den gefundenen Schätzen.
Die Görlitzer Sammlungen zeigen die Sonderausstellung »Silber für Sklaven – Schätze des Mittelalters« bis 8. Januar 2023 im Kaisertrutz.