Constanze Junghanß

Zu laut: Über 80 Dezibel in der Kita

Großschönau. Was ist der Grund dafür, dass es in der Kindertagesstätte "Benjamin" so stark schallt?
Es ist zu laut in der Kita. Ein Schallschutz fehlt.

Es ist zu laut in der Kita. Ein Schallschutz fehlt.

Bild: Johanniter/Tschanter

Mira, Jara, Till, Konstantin, Aaron und Chris halten sich die Ohren zu. Viel zu laut ist es in der Großschönauer Kita "Benjamin". Genauer: 82 Dezibel. Das ergab kürzlich eine Messung. Zum Vergleich: Musiklautstärke in Diskotheken beträgt 85 bis 120 Dezibel. Als gehörschädlicher Lärm werden Geräusche ab 85 Dezibel eingestuft, beispielsweise die eines Benzinrasenmähers.
Laut Sächsischem Bildungsserver beträgt der Lärm-Grenzwert in Kitas 80 Dezibel und "wird oft nur kurzzeitig überschritten", heißt es da.
Dabei sollen Kinder spielen, lachen und toben. Sogar per Gesetz ist festgezurrt, dass Kinderlärm nicht als Lärm einzustufen ist. Das Bundesimmissionsschutzgesetz regelt das seit 2011. Grob übersetzt: Geräusche durch die lieben Kleinen sind im Regelfall "keine schädliche Umwelteinwirkung", heißt es da.
Die Kinder in Großschönau verhalten sich bei der Messung allerdings nicht sonderlich laut. Zu dem Zeitpunkt mit der 82er-Dezibel-Marke "machten 30 Hortkinder ihre Hausaufgaben in normaler Sprechlautstärke", berichtet Maria Tschanter, Marketingmitarbeiterin bei den Johannitern. Die Johanniter betreiben die Kita in Großschönau und zwei weitere in Seifhennersdorf und Ebersbach-Neugersdorf.
Der hohe Lärmwert in Großschönau hat einen Grund, der bis ins Jahr 2023 zurück reicht. Seitdem fehlen Einbauten, die es zuvor gab und die den Schall abfederten. Und dann hallt es dermaßen, dass sich selbst Hortkinder womöglich ab und an Ohrenstöpsel wünschen.
Das war nicht immer so. Die Kita ist eine schicke, alte Villa, "die brandschutztechnisch saniert wurde", wie Kerstin Rokitta, Kreisvorstand bei den Johannitern im Landkreis Görlitz, sagt. Zwei Jahre ist das her. 70 Kinder und ihre Erzieher zogen während des Umbaus in ein Ausweichquartier nach Hainewalde. Im Zuge der Sanierungsarbeiten verschwanden jedoch unter anderem die Wandvertäfelungen, Verkleidungen aus Holz und die Vorhänge, da diese dem Brandschutz entgegen standen. Und genau diese Einbauten hatten den Schall zuvor geschluckt. "Als wir im September 2023 wieder in die Villa zurück kamen, war der Schall plötzlich sehr deutlich zu bemerken", sagt die 59-Jährige. Eine auf Dauer belastende Situation für Erzieher wie Kinder gleichermaßen.
Der sächsische Landespräventionsrat verweist darauf, dass Kinder und pädagogische Fachkräfte in Kitas und Schulen so oder so "einer Vielzahl verschiedener Schallquellen ausgesetzt sind." Und das ist auf Dauer anstrengend.
Um das Problem zu lösen, braucht es einen Schallschutz. Der ist teuer. Kerstin Rokitta sagt, dass der Einbau um die 21.000 Euro kostet. Geld, welches nicht einfach aus dem Hut gezaubert werden kann. Die Villa gehört der Gemeinde Großschönau.
Mit der Kommune sei man sehr gut über das wichtige Anliegen im Austausch, wie Kerstin Rokitta sagt. Auch am Willen mangelt es nicht. Im Gegenteil: "In den Haushalt ist der Lärmschutz eingestellt", bestätigt Annett Apelt, Amtsleiterin der Großschönauer Finanzverwaltung, auf Nachfrage. Der Doppelhaushalt ist Ende März 2025 für dieses und das kommende Jahr noch nicht beschlossen. "Wie überall sind die Kassen klamm", so die Amtsleiterin.
Um das Projekt nun doch noch schnell ins Rollen zu bringen, haben sich die Johanniter überlegt, eine Spendensammlung ins Leben zu rufen, mit der die Anschaffung eines Lärmschutzes voran gebracht werden kann. Wer dieses Anliegen unterstützen möchte, kann hier spenden:

Empfänger: Johanniter Kreisverband Görlitz
Kreditinstitut: SozialBank
IBAN: DE57 3702 0500 0020 1484 31
BIC: BFSWDE33XXX
Betreff: Schallschutz Kita Großschönau






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