

Ostern ist für uns Sorben und Sorbinnen eine besondere Zeit. Das Osterreiten, das Verzieren der Ostereier, das Ostersingen, die Tradition des Osterwassers, das Osterfeuer oder einfach das Beisammensein – es ist ein Fest, das Tradition, Glauben und Gemeinschaft verbindet. Doch was mich in diesen Tagen besonders bewegt, ist etwas anderes: das Gefühl, wirklich einbezogen zu sein. Es ist schön zu sehen, dass sich nicht nur Sorbinnen und Sorben, sondern auch viele andere mit den Bräuchen identifizieren, sie mittragen und sogar mit einem gewissen Stolz als Teil ihrer Heimat empfinden. Die zweisprachige Lausitz lebt – und das erfüllt mich mit Freude.
Doch Ostern ist nicht das einzige Fest, das zeigt, wie eng unsere Kulturen miteinander verwoben sind. Gerade Zapust in der Niederlausitz oder auch Fasching sind wunderbare Beispiele dafür, wie Traditionen nicht nur bewahrt, sondern auch geteilt oder gemeinsam gepflegt werden. Die Region blüht auf, wenn sich Jung und Alt in ihren Trachten zum Tanz treffen, in Dörfern Musik erklingt und das sorbische Erbe nicht nur für uns, sondern für alle sichtbar und erlebbar wird.
Doch in diesem Jahr liegt ein Schatten über der Freude. Einige Sorbinnen und Sorben berichten von Beschimpfungen während des Faschings in Kulow/Wittichenau: »Hier wird Deutsch gesprochen«, »Scheiß Sorben« - solche Sprüche gehören ebenso wenig dazu wie der verbotene und strafbare Hitlergruß, der wiederholt gezeigt wurde. Noch gravierender: Es kam zu Gewalt. Sorbische Jugendliche wurden angegriffen, weil sie sorbisch sprechen.
Ich sage nicht, dass die Mehrheit diese Haltung vertritt. Aber es reicht nicht, wenn nur wir Sorbinnen und Sorben darüber reden. Ich wünsche mir, dass mehr Menschen hier eine klare Haltung zeigen. Dass sie unsere Kultur nicht nur zu Ostern wertschätzen, sondern auch dann ihre Stimme erheben, wenn Sorben angefeindet oder angegriffen werden.
Lassen Sie uns gemeinsam für unsere zweisprachige Heimat einstehen. Und Heimat verdient Respekt, auch allen hier Lebenden gegenüber – nicht nur an Feiertagen, sondern an 365 Tagen im Jahr.
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