

Im Atelier von Jens Pollak trifft man auf alte Bekannte: Charlie Watts und Dave Gahan blicken von den Wänden. Auch David Bowie, Bruce Springsteen und Messi waren schon hier. Spannend wäre zu wissen, wo all die Berühmtheiten jetzt hängen.
Aktuell auf der Staffelei entsteht ein ganz anderes Motiv. Der Kopf einer schönen Frau wird von einem Fischernetz eingehüllt, auf dessen Verknotungen Vögel sitzen. Vielleicht eine Hommage an die Frau, die die Nominierung erst möglich machte: Sandra Kretzschmar. Seit einiger Zeit betreibt sie eine Kunst- und Verlagsvertretung für kleinere Verlage und regionale Künstler, unter ihnen auch Jens Pollak aus Großpostwitz.
Ein großes Glück für den Maler, denn die kreative Buchhändlerin kennt sich mit erfolgreichen Bewerbungen um Preise aus. Im letzten Jahr erhielt ihre Buchhandlung am Kamenzer Markt den Deutschen Buchhandlungspreis, der Großröhrsdorfer Buchladen schon 2021. Ein Preis, mit dem inhabergeführte Buchhandlungen geehrt werden, die sich in besonderer Weise für ein lebendiges Kulturangebot engagieren. Und das tut sie.
Für den »Kunstpreis Deutschland« wählte die Künstlervertreterin fünf Arbeiten des Malers aus, darunter das nominierte Bild mit dem Titel »Luftballons«. Für Sandra Kretzschmar zeigt das Bild ein kleines Mädchen, das mit zahlreichen Luftballons in eine offene »Zukunft?« fliegt. Sie sieht darin eine treffende Symbolik für den Slogan »Kunst treibt die Zukunft an«. Über den Maler sagt sie: »Pollaks Bilder bieten viel Interpretationsspielraum, doch als Künstler ist er klar, unprätentiös und authentisch. Das macht ihn aus, spiegelt sich in seinen Werken wider und macht ihn für uns als Künstler sehr sympathisch.«
Von der Nominierung erfuhr er als Letzter. JensPollak lacht: »Ich bin nur als Künstler erwähnt, wusste nichts davon, dass Frau Kretschmar Bilder eingereicht hat.« Das nominierte Bild entstand 2024. Zur Idee sagt der Künstler: »Ich male, weil ich Lust auf ein Motiv habe. Vielleicht hat mich meine Tochter inspiriert, die immer Spaß an Luftballons hat. Vielleicht wollte ich auch ein bisschen gegen Grau und Tristesse anmalen. Zufällig passt diese Idee sehr gut.«
»Ich habe keine Erwartungen. Diese Nominierung ist für mich eine große Ehre und auf keinen Fall eine Selbstverständlichkeit. Platz 10 ist schon toll. Was sich daraus entwickelt? Ich weiß es nicht«, sagt Jens Pollak, »Der Markt ist voll. Kunst ist Luxus. Man muss immer wieder froh sein, wenn man ein Bild verkauft. Gerade in der jetzigen, unsicheren Welt haben die Menschen andere Prioritäten. Das Geld sitzt nicht locker. Wenn es so glorreich wäre, dann würde ich auch nicht mehr arbeiten gehen.«
In der Vergangenheit wurden ihm oft Grenzen aufgezeigt, »wenn man keine Kunsthochschule absolviert hat, aus der ‚Kalten‘ kommt, dann hat man es schwer in eine gute Galerie zu kommen. Man steht oft hinten an und wird viel weniger ernst genommen. Vielleicht wird es jetzt leichter.«
Für die »Luftballons« gibt es schon Kaufangebote. Das Bild hängt in einer Galerie, die der Maler nicht genauer benennen will. Momentan kann das Bild nicht verkauft werden. Preisträgerwerke müssen zur Verleihung der Gold-Awards angeliefert werden und sind dort im Original zu sehen. Die drei Kunstpreisträger werden bis Ende April bekannt gegeben und im Juni im Rahmen eines feierlichen Events geehrt.