Matthias Stark

Grundsätzlich eine gute Sache

Region. Kunden bringen wieder vermehrt eigene Beutel zum Einkauf beim Bäcker mit. Aber ist das hygienisch und erlaubt?

In manchen Bäckereien ist das Befüllen kundeneigener Behältnisse wieder üblich.

In manchen Bäckereien ist das Befüllen kundeneigener Behältnisse wieder üblich.

Bild: Matthias Stark

Es ist unübersehbar: bei vielen Bäckern auf dem Land ist es mittlerweile wieder üblich, dass Kunden ihre eigenen Behältnisse mitbringen, wenn sie Brot oder Brötchen kaufen. In mancher Filiale ist das regelrecht zur Norm geworden und Kunden werden nach dem Beutel gefragt.

Wie aber steht es um die Hygiene, wenn jeder eigene Behältnisse mitbringt? Meike Bennewitz vom Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks sagt dazu: »Mehrwegbehältnisse der Kunden sind unter Nachhaltigkeitsaspekten gewünscht und werden in vielen Betrieben akzeptiert«. Dabei bedarf es einer besonderen Sorgfalt des Personals, damit hygienisch einwandfreie Prozesse eingehalten werden. Mitgebrachte Kundenbehältnisse sollten sauber sein, da sie dem Kunden gehören, trägt er hierfür die Verantwortung. Das Personal sollte den direkten Kontakt damit auf ein Minimum reduzieren. Bei erkennbaren Verschmutzungen kann eine Verwendung durch das Personal abgelehnt werden.

 

Lagerung wird nicht empfohlen

 

In manchen Bäckereien ist es möglich, bereits am Vortag die Beutel abzugeben und sie befüllt am nächsten Tag wieder abzuholen. Zu diesem Aspekt ergänzt sie: »Wir empfehlen, auf das Lagern zu verzichten, um die hohen Hygienestandards eines jeden Betriebes nicht zu gefährden und zusätzliche aufwändige Schulungen der Mitarbeiter zu vermeiden«. Letztendlich obliegt diese Entscheidung jedoch dem verantwortlichen Unternehmer, der eine individuelle Risikoabwägung vornimmt.

Die Referentin Verbraucherinformation Lebensmittel und Ernährung von der Verbraucherzentrale Sachsen, Dr. Birgit Brendel, ergänzt zur Frage der Hygiene bei mitgebrachten Behältnissen: »Damit ist immer das Risiko der Kontamination verbunden. Daher muss im Geschäft ein entsprechender Umgang mit kundeneigenen Behältern zur Einhaltung der Betriebshygiene definiert werden. Das heißt, die Bäckerei ist für die hygienische Abwicklung verantwortlich.« Allerdings sei das hygienische Risiko bei Brot und Backwaren geringer einzuschätzen als beispielsweise an Fleischtheken. Grundsätzlich ist es erlaubt Lebensmittel, und damit auch Brot und Backwaren, in kundeneigene Behälter abzufüllen. Es gibt jedoch keinen Anspruch des Verbrauchers, Lebensmittel in eigene Behälter einfüllen zu lassen.

 

Geteilte Meinungen

 

In einigen Bäckerein ist das Lagern und Befüllen der Beutel mit einer deutlichen Mehrarbeit verbunden. So manch liebgewordene Gewohnheit, die noch aus der Corona-Zeit stammt und die damals den Straßenverkauf ermöglichte, lässt sich nun nicht mehr rückgängig machen, wie eine Bäckerin verriet. Damals sei die Verwendung kundeneigener Beutel sinnvoll gewesen, jetzt mache es mehr Arbeit. Und gerade Filialen großer Bäckereiketten legen Wert darauf, ihre Produkte in eigenen Verpackungen mit Werbeaufdruck zu verkaufen.

Die Mitarbeiterin einer Bäckereifiliale findet, dass es ihre Arbeit erleichtere, wenn Kunden ihre Behältnisse mitbringen. Sie sagt: »Wir kommen zurück zum Ursprung. Früher war es ja üblich, mit dem Bäckerbeutel einzukaufen.«

Und Karola Götz, Inhaberin der gleichnamigen Bäckerei in Pulsnitz, empfindet es als Erleichterung. Man spare Ressourcen und für die Hygiene sei jeder selbst verantwortlich. Sie sagt: »Grundsätzlich ist das eine gute Sache«. Sie wünscht sich, dass mehr Kunden eigene Stoffbeutel mitbringen würden.


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