Jost Schmidtchen/kun

Heischegänger trieben bei sonnigem Frühlingserwachen den Winter aus

Weskow/Groß Luja/Lieskau. War das ein sonnendurchfluteter Zampertag! Da konnten sich die Zamperer in Weskow, Groß Luja und Lieskau, alle Dörfer sind Ortsteile von Spremberg, so richtig mit ihren Sammelbüchsen und Kiepen austoben. Zumal in allen drei Dörfern auch die Musikanten stimmungsvolle Begleiter waren.

Gezampert wird dort schon überall seit ewigen Zeiten, zumindest so lange, wie sich die Alten zurückerinnern können. Da waren die Orte noch eigenständige Dörfer mit Bürgermeister, Schule, Gasthaus und, wo Gott es wollte, gab es auch eine Kirche. In den Dörfern war die wendische Sprache zu Hause, heute gehören sie mit der Stadt Spremberg zum angestammten sorbisch/wendischen Siedlungsgebiet. Die wendischen Ortsnamen wurden mit Spremberger Stadtratsbeschluss amtssprachlich verbindend wieder eingeführt. Wenn auch die Sprache nur langsam und schwerlich zurückkehrt, da sind es meist die Kinder in Sprachprojekten, die der Landkreis Spree-Neiße in den Kitas fördert, haben sich viele Bräuche über alle Zeiten erhalten. Einer davon ist das Zampern.

 

Unterwegs in Weskow

Das Dorf gilt als besonders zamperfreudig. Den Heischegang organisiert schon seit vielen Jahren die Freiwillige Feuerwehr. Ortswehrführerin Linda Gottschalk freut sich über den großen Zuspruch: »Zampern ist hier fast schon ein Volksfest«. Keine Frage, kommen früh erst einmal etwa 30 bis 40 Zamperer, stoßen bis Mittag weitere hinzu. »Dann sind wir immer rund 100, die dabei sind.« Alle können mitmachen, Alt und Jung, Groß und Klein.

Mit der Musik haben die Weskower keine Sorgen. Die Spremberger Bläsergilde ist im Dorf beheimatet, was Besseres kann es nicht geben. Bezampert wird Weskow von zwei Gruppen, im Ober- und im Unterdorf. Auch die Musikkapelle teilt sich. Erst am Abend sind alle wieder vereint. Bis dahin wurde an allen Hoftoren angeklopft. Die Weskower sind ein spendenfreundliches Völkchen. Eier, Speck, Schnaps, Süßigkeiten für die Kinder und natürlich wird Geld gesammelt. Das kam schon am Abend der Dorfgemeinschaft zugute. Alle Einwohner waren eingeladen zum kostenlosen Eieressen und sogar das Trinken war umsonst. »Mit so einem Abend festigen wir den dörflichen Zusammenhalt«, sagte Linda Gottschalk.

 

Groß Luja

Hier zamperte in diesem Jahr der Männerverein »Von der Wiege bis zur Bahre«, der in diesem Jahr sein 90-jähriges Bestehen feiert. Die Herren hatten sich am Sportplatz versammelt. Bis alle eintrafen, einschließlich den Musikern der Kapelle »Lausitz Blech«, ließen sich die Männer schon mal ein Bierchen schmecken, das gehört zum Zampern dazu. Immerhin ist Groß Luja auch kein kleines Dorf. Bis alle Straßen und die Ausbauten Richtung Muckrow bezampert sind, wird es schon wieder finster. Froh sind die Heischegänger, dass sie noch eine Blaskapelle unter Vertrag haben. Die Musikanten von »Lausitz Blech« sind zum zweiten Mal gekommen. Hungern brauchten die Zamperer auch nicht. Ihre Frauen haben sich ums Mittagsbrot gekümmert und am Abend die Eier gebraten.

 

Lieskau

An der Grenze zu Sachsen waren ebenfalls die Männer mit dem Zampern dran. Das dörfliche Ritual sieht das im Wechsel so vor. Die eher müden Gestalten waren wirklich nur ein kleiner Zamperhaufen. Trotzdem ging es rund in Lieskau. Die Dorfmusikanten sorgten für die richtige Stimmung. Am Abend wurde nur das eingesammelte Geld gezählt. Das große Dorfzamperfest findet erst am nächsten Wochenende statt, da zampern in Lieskau die Kinder und anschließend feiern alle gemeinsam, Groß und Klein, den Winteraustrieb.


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