

Die bewegte Geschichte der Kindertagesstätte beginnt genaugenommen schon vor 1942: Während des Zweiten Weltkriegs betreute eine Dorfbewohnerin namens »Tante Duve« die Kinder des Ortes im damaligen »Hexenhaus«. Die ersten jungen Besucher erinnern sich in der Grausteiner Chronik an das oft geforderte Stillsitzen mit gefalteten Händen und die teils drakonischen Strafen bei unerwünschtem Verhalten zurück. 1942 saniert der Staat den Kindergarten und eröffnet ihn erstmalig offiziell unter der Leitung von Frl. Magot Baude.
Durch das sozialpolitische Programm der DDR stieg die Geburtenrate ab den 50er Jahren rapide an, bis in den 80er Jahren bereits mehr als 100 Kinder regelmäßig zur Betreuung ins »Hexenhaus« kamen. Als die Geburtenrate nach der Wende genauso schnell wieder sank, schlossen immer mehr Kindertagesstätten in den angrenzenden Dörfern. Die Kinder aus dem Umkreis werden seitdem in der Kita Graustein aufgenommen, die im September 2000 in die freie Trägerschaft des Albert-Schweitzer-Familienwerks Brandenburg überging. Im Frühjahr 2003 zog die Kita in die ehemalige Grundschule Graustein An der Dorfaue 2, wo sie bis heute zu finden ist. Derzeit betreut das Team aus pädagogischen Fachkräften durchschnittlich 30 bis 40 Kinder in drei Gruppen.
In den zurückliegenden 80 Jahren hätten sich vor allem die Betreuungskonzepte geändert, weiß Leiterin Mandy Noack zu berichten: »Der Erziehungsstil hat sich stark gewandelt. Heute ist uns wichtig, jedes Kind in seinen persönlichen Bedürfnissen und Wesenszügen zu sehen und zu fördern. Starre Töpfchen- und Schlafzeiten gibt es bei uns nicht. Stattdessen organisieren wir uns so, dass jedes Kind weitgehend seinem eigenen Rhythmus folgen kann.«
Im Alltag legt das Kitateam Wert auf gesundes und naturnahes Aufwachsen. »Wir machen regelmäßig Ausflüge in den Wald mit dem Förster, gehen in die Sauna und bieten monatlich wechselnde Projekte mit Themen wie Verkehrserziehung, Waldtiere oder Landwirtschaft.« Auch die Speiseversorgung rückte in den letzten Jahren stärker in den Fokus. Im Kitagarten finden sich Kräuter- und Gemüsebeete, die die Kinder selbst pflegen. Seit 2021 bereitet eine Köchin das Mittagessen in der kitaeigenen Küche selbst zu – täglich frisch und bevorzugt aus eigener Ernte. Ein weiterer Schwerpunkt der Kita ist die Sprachförderung: Unter anderem hat sich kürzlich eine Erziehungsfachkraft nach dem Witaj-Konzept in der sorbisch/wendischen Sprache ausbilden lassen und betreut seitdem zweisprachig.