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Es ist unübersehbar, dass die Zahl der Plakate mit der Aufschrift »Keine weiteren Windkraftanlagen im Stolpener Land« zunimmt. Nach vorliegenden Informationen geht es bei weitem nicht »nur« um den Ersatz bisheriger Anlagen. Es steht eine Zahl von bis zu 17 neu zu errichtenden Windkraftanlagen auf dem Gebiet von Langenwolmsdorf, Heeselicht, Stürza und Helmsdorf im Raum.
Diese Anlagen der neuesten Generation sind höher als der Dresdener Fernsehturm, mit Rotordurchmessern von über 170 Metern. Aufgrund der aktuellen Gesetzeslage haben die Kommunen bei der Genehmigung von Windparks so gut wie kein Mitspracherecht, die Bürger ohnehin nicht. Auch Stolpens Bürgermeister Maik Hirdina sieht das kritisch, wenn er sagt: »Ich bin nicht gegen Windkraft, aber sie muss maßvoll in der Landschaft verteilt und der Abstand zu Wohngegenden muss gewährleistet sein«.
Gefordert werden mindestens zwei Kilometern, aktuell beträgt er einen Kilometer. Der Bürgermeister appelliert an die unternehmerische Verantwortung. Wenn die Attraktivität der Wohngegend abnimmt, verhindere das den Zuzug von Menschen. Und der würde dringend gebraucht, sonst gäbe es strukturelle Probleme.
Sven Noack von der Bürgerinitiative »Rennersdorfer Gegenwind« stellt fest: »Wir haben Angst um unsere Gesundheit«. Die Bürgerinitiative ist sicher: es kommen täglich mehr Menschen hinzu, die sich wehren wollen. Denn die Lebensqualität vermindere sich drastisch und der Wert der Grundstücke nähme ab, bis hin zur Unverkäuflichkeit. Weiter sagt er: »Bei unserer durchgeführten Unterschriftensammlung lehnt eine klare Mehrheit weitere oder größere Windindustrieanlagen ab. Die Windlobby behauptet gebetsmühlenartig, an vorhandenen Standorten sei die Akzeptanz gegeben, so dass an gleicher Stelle beliebig große Anlagen gebaut werden können.« Und er ergänzt: »Dabei verbietet der zuständige Planungsverband Oberes Elbtal-Osterzgebirge selbst den Bau von WEA in Rennersdorf-Neudörfel, durch die Nichtausweisung eines entsprechenden Wind-Vorranggebietes in der letzten Teilfortschreibung. Erst durch das Wegklagen dieser Teilfortschreibung im Jahr 2023 durch einen Investor besteht nun überhaupt erst wieder die Möglichkeit für weitere bzw. sehr viel größere Windenergieanlagen. Dies gilt allerdings für die gesamte Planungsregion.«
Der Rennersdorfer Dirk Schäfer verweist darauf, dass die Windenergie nicht grundlastfähig ist. Es bedürfe einer breiten und technologieoffenen Diskussion darüber, was Windkraft leisten könne, und was eben nicht. Mit Blick auf die bundesweiten Ausbaupläne, welche bis 2035 eine Verdoppelung und bis 2045 eine Verdreifachung der bislang installierten WEA-Leistung vorsehen, ergänzt er: »Es bleibt kein Lebensraum für Mensch und Tier«.
Für die Bürgerinitiative ist klar: Die Grundstückseigentümer haben die Macht, Ausbaupläne zu verhindern. Deshalb appellieren sie an diese, sich ausführlich mit den Problemen der Energieversorgung zu beschäftigen und sich vor allem der erheblichen Risiken für Verpächter bewusst zu werden, ehe sie ihre Grundstücke zur Verfügung stellen. Die finanziellen Verlockungen seien groß, da Investoren mit jährlichen Einnahmen im sechsstelligen Bereich werben. Derzeit sei beim Thema Windkraftausbau eine gewisse Machtlosigkeit spürbar. Natur- und Artenschutz spiele kaum eine Rolle, Denkmalschutzaspekte und Sichtachsen ebenso wenig.