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„Ich muss es auf mich zukommen lassen“

Vor einem Jahr war die Welt noch in Ordnung bei  Helga Luzens (77). Damals hatte die agile Galeristin schon mit den Planungen für die Jubiläumsausstellung in der Galerie im  Künstlerhaus Hofmannsches  Gut begonnen. Denn 2018 feiert die Galerie20. Geburtstag. „Zum Glück habe ich mir schon frühzeitig Gedanken gemacht. Es wird eine Ausstellung geben – 20 Jahre mit allen Künstlern, die hier ausgestellt haben, ergänzt von einigen Gästen. Mehr  wird aber nicht verraten“, blickte Helga Luzens damals voraus.  Ende Mai wurde in der Galerie dann die Jubiläumsausstellung „20 Jahre – 20 Künstler“ eröffnet. Zu den 20 Künstlern gehören 16, die hier eine Einzelausstellung hatten und vier Gäste.  Ganz besonders gefreut hat sich Helga Luzens, dass Priscilla Ann Siebert , die zur Vernissage  zwar verhindert war,  die Ausstellung aber kurz darauf besuchte.  „Mit ihr haben wir 1998 die Galerie eröffnet. Heute ist sie 101 Jahre alt, natürlich körperlich eingeschränkt,  aber immer noch mitten im Leben“, sagt Helga Luzens.  Auch die Besucher sind von der aktuellen Ausstellung begeistert. Arbeiten z. B. von Otto Schubert,  Heinz Langer, Erich Gerlach, Martina Hassel, Johanna Mittag, Rainer Frenzel, Jewgenij Feldmann, Jochen Fiedler , auch von Helga Luzens  in den verschiedensten Techniken von Pastell über Öl, Kollagen bis zu Plastiken und Fotos  hat die Galeristin für den Rückblick der 20 erfolgreichen Jahre ausgewählt. Und natürlich durfte Hermann Naumann (88), Helgas Ehemann, der dort auch sein Sommeratelier  hat, in der Ausstellung nicht fehlen.  Dabei war er anfangs von der Idee einer Galerie gar nicht begeistert. Ein Porträt von Helga, seiner Muse,  aus dem Jahr 1979 oder die Bronzeskulptur von Helga sind zu sehen. „Die Skulptur ist schon über 30  Jahre alt, allerdings gab es sie nur in Gips. Jetzt erst haben wir sie in Bronze gießen lassen“, erzählt Helga Luzens.  Ein schönes Jubiläumsgeschenk. Doch das Jubiläum steht unter keinem so glücklichen Stern. Denn Hermann Naumann ist schwer erkrankt und braucht jetzt  die Pflege seiner Frau. Deshalb sollte es auch die letzte Ausstellung sein, denn der Aufwand ist jedes Mal enorm.  Wenn alles in der Ausstellungsscheune an seinem Platz hängt und steht, ist davon nichts mehr zu sehen. Zudem gehören zu jeder Ausstellung, die immer bis September läuft, auch Konzerte und Lesungen, die vorbereitet und organisiert werden wollen.  „In den letzten Wochen hatten wir eine so große Resonanz der Besucher, dass ich jetzt überlege, unsere Galerie noch nicht auf zu  geben. Ich lasse einfach alles auf mich zukommen. Dann gibt es eben nicht sechs sondern nur zwei oder drei Konzerte dazu“, überlegt Helga Luzens. Dieses Experiment „am Ende der Welt“ ein solches künstlerisches Kleinod zu schaffen,  ist für Helga Luzens ein Herzensprojekt, das auch viel Kraft gekostet hat. Als die beiden 1995 hier her ziehen, steht ihnen ein Riesenberg Arbeit bevor. Helga Luzens war damals Bauleiterin, Projektantin und Geldbeschafferin in einem. Der Aufwand war schon gewaltig. Es war ja bis zur Wende ein Bauernhof.  „Wir haben so wenig wie möglich verändert, keine Dachfenster eingebaut. Nur der Stall wurde ausgebaut und natürlich die Außenanalgen, denn der Hof war völlig unbefestigt und bei Regen eine Moraststrecke. Der Name stammt übrigens vom Erbauer. Der hieß Hofmann.  Alles ist so geworden, wie wir es geplant hatten, auch mit Hilfe vieler Freunde und Kollegen“, denkt Helga Luzens zurück. Mit der Eröffnung der Galerie 1998 hat sich für sie auch ein bisschen ein Traum erfüllt. „Dittersbach war immer ein wenig Stiefkind. Ich wollte mit dem Künstlerhaus Kultur hierher bringen. Natur und Kunst gehören doch zusammen und beides kann man hier genießen“, schwärmt sie. Da schwebt auch etwas der Quandt’sche Geist mit, denn auch er wollte Kunst und Kultur aufs Land holen. Da ist die Verbindung zum Quandt-Verein, dessen Vorsitzende  Helga Luzens war und  der  bis 2004 hier auch ausstellte und  Veranstaltungen durchführte, nur logisch. 24 große und etwa zehn kleine Kabinettausstellungen vor allem mit Keramik, Helga Luzens besondere Passion, luden seitdem ein. „Wenn ich die rund 120 Veranstaltungen mitzähle, dann hatten wir in den 20 Jahren gut 30.000 Besucher. Bei unserer Lage mitten hier in Wald und Flur,  macht das schon stolz“, meint Helga Luzens und fügt hinzu, „ es sollte doch weitergehen.“ Denn auch  viele Künstler  sind hier zu Hause.   Also  darf man optimistisch sein, das es noch keinen Abschied von der Galerie gibt, denn ein paar Ideen hätte Helga Luzens noch … Die Ausstellung ist bis 29. September, Do. 15 bis 19 Uhr, Sa. 11 bis 16 Uhr u. n. V. –Tel: 035026/91641 geöffnet. Drei  Veranstaltungen finden noch statt: 28. Juli, 18 Uhr  - 66. Galeriekonzert mit Liedern und Arien von Brahms, Tschaikowski, Bizet, Rossini; 25. August, 17 Uhr – 67. Galeriekonzert „Die Kinderstube“, Premiere mit der Musikhochschule Dresden; 29. September, 17 Uhr – Dichterlesung, Catalin Dorian Florescu, Schweiz liest aus dem Roman „Zaira“.


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