

Den Baufortschritt am Ankerhaus Breits Straße/B 172 sowohl bei der Sanierung des Altbaus, bei Umbauarbeiten als auch am Neubau kann man täglich verfolgen. Noch im April soll Richtfest gefeiert werden. Jetzt aber geht es um die Fassadengestaltung, des einst imposanten Eckgebäudes, das Canaletto um 1753 auf einem seiner berühmten Pirna-Bilder festhielt. Nun aber ergab sich eine unerwartete Situation. „Während der Sanierungsarbeiten fanden die Restauratoren malerische Befunde an der Hausfassade, die ganz und gar nicht zum Canalettobild passten. Deshalb haben sich Restauratoren die Sache noch einmal sehr genau angesehen und alte Farbschichten freigelegt“, erklärt OB Klaus-Peter Hanke. Die Befunde förderten eine Farbgestaltung zu Tage die sich auf die Zeit um 1760 bezieht. Bei dieser spätbarocken illusionistischen Fassadenbemalung erhält die Oberfläche ein Wechselspiel zwischen rosé und hellgrau. „Die Originalsubstanz dieser Möglichkeit der Fassadengestaltung ist im Außenbereich zu 65 Prozent noch erhalten. Dafür haben wir eine Probeachse mit Belegen angelegt. Diese Form der Gestaltung ist allerdings weniger bekannt und weicht sehr vom bekannten Gemälde des Canalettos ab“, verweist Diplom-Restaurator Markus Schulz.Diese veränderte Farbgebung nach 1760 hat sicher auch mit der Nutzungsänderung des Hauses zu tun. Nachweislich wurden damals auch größere Fenster eingebbaut. Eine zweite Variante wäre, auf die Farben zu Zeiten Canalettos zurückzugreifen. Um 1753 fand der einstige Hofmaler am Gebäude einen einheitlichen kräftigen und warmen Farbton in rotocker vor. Die Farbgestaltung komplettierte eine gebrochene weiße Gliederung an den Gewänden, Fenstern und an der Tordurchfahrt. Die Breite Straße 2 ist mittlerweile nahezu das letzte überkommene Gebäude dieser Canalettodarstellung und nimmt damit gewissermaßen eine Brückenfunktion zwischen dem spätbarocken und dem heutigen Zustand ein. Historisch lässt sich kein Befund dieses Farbtones an der Fassade nachweisen. Auf der anderen Seite gehörten die zwischenzeitlich erfolgten Gebäudeveränderungen zur jüngeren spätbarocken Fassung, „passten“ also dazu und seien allein damit wirklich vereinbar, argumentiert das Landesamt für Denkmalpflege. Die Fassung ist sehrattraktiv, würde den Straßenraum an dieser städtebaulich eminenten wichtigen Stelle also erheblich aufwerten. Nun hat die Stadt die Qual der Wahl und will deshalb die Bürger mitentscheiden lassen, „immerhin müssen die Pirnaer die nächsten 100 Jahre damit leben“, meint der OB. Bis 19. April können die Pirnaer im Foyer des Rathauses ihre Ansicht zu den zwei Wiederherstellungsalternativen, die sich fundamental voneinander unterscheiden, per Stimmzettel mitteilen. Die beiden Varianten der Fassadengestaltung sind im Foyer auf Staffeleien aufgebaut.