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Schüler holten Geschichte ins Scheinwerferlicht der Gegenwart

Senftenberg. Senftenberger Schüler haben die Geschichte des KZ-Außenlagers im Ortsteil Großkoschen erforscht und darüber ein Buch geschrieben. »Das Interesse an den 17 sehr persönlichen Erzählungen der Gymnasiasten ist überwältigend. Rund 230 Gäste waren bei der sehr emotionalen Buchpräsentation in der Wendischen Kirche in Senftenberg dabei«, informiert Stadtsprecherin Andrea Budich.

Unter dem Titel #GegenDasVergessen haben die Schüler aus Senftenberg ein Stück deutsche Geschichte geschrieben. Sie befassten sich mit dem Holocaust und konkret mit dem in Vergessenheit geratenen ehemaligen KZ-Außenlager Großkoschen. Ihre persönlichen Gedanken stellten sie im Buch #GegenDasVergessen zusammen, das sie jetzt im Bürgerhaus Wendische Kirche Senftenberg der Öffentlichkeit präsentiert haben.

Für Senftenbergs Bürgermeister Andreas Pfeiffer ist dieses Schülerprojekt von 17 Senftenberger Jugendlichen etwas Außergewöhnliches. »Es gibt Holocaust-Opfern sehr authentisch Namen und Gesicht, es erzählt berührend und aufrüttelnd schockierende Geschichte, die sich unmittelbar hier bei uns in Senftenberg, im heutigen Ortsteil Großkoschen ereignet hat. Mit ihren sehr persönlichen Erzählungen zu den Rechercheergebnissen ist es den Gymnasiasten gelungen, einen Tatort, der schon fast vergessen schien, ins Scheinwerferlicht der Gegenwart zu rücken. In einer Zeit, wo immer mehr Zeitzeugen uns verlassen, wo es nur noch ganz wenige Menschen gibt, die ihre Erfahrungen weitergeben können, ist das Buch ein kostbarer Schatz, um Erinnerung lebendig zu halten. Senftenberg ist sehr stolz auf diese Leistung der Jugendlichen. Sie haben Geschichte wieder sichtbar gemacht.«

Wie Brandenburgs Bildungsminister Steffen Freiberg berichtet, hat Erinnerung kein Verfallsdatum. »Doch was passiert, wenn diejenigen, die sich erinnern, uns verlassen? An dieser historischen Schwelle leben wir heute. Es ist wichtig, dass wir aus ihrem Erbe lernen. Einen beeindruckenden Beitrag dazu haben die Schüler des Friedrich-Engels-Gymnasiums in Senftenberg mit dem Projekt ‚#GegenDasVer-gessen' geleistet. Ihnen und ihrer Lehrerin Anne-Christin Wegner gelten mein Respekt und mein Dank für die mutigen und klaren Worte, die in ein Buch eingeflossen sind. Ich danke auch der Schulleitung und der Stadt Senftenberg für die Förderung des Buchs. Wir stellen es sehr gern allen öffentlichen Schulen in Brandenburg zur Verfügung und werden es auch online im MBJS-Fachportal veröffentlichen - so kann das Projekt zum Nachahmen anregen. Es ist ein wichtiges Zeichen für den Wert unserer Demokratie gerade in der heutigen Zeit.«

Insgesamt 17 Schüler aus der 12. Klasse des Senftenberger Friedrich-Engels-Gymnasiums haben sich seit September 2023 im Seminar #GegenDasVergessen intensiv mit der Geschichte des Holocaust beschäftigt. Ganz konkret forschten sie zum einstigen KZ-Außenlager Großkoschen in der Nähe von Senftenberg, von dem heute nur noch Ruinen im Wald sichtbar sind. Es gehörte früher zum Konzentrationslager Groß-Rosen im polnischen Rogznica. Die Idee zu dem Projekt hatte die Fachbereichsleiterin für Geschichte, Anne-Christin Wegner. Die Schüler besuchten nicht nur die Überreste des Außenlagers, sondern auch verschiedene Gedenkstätten, zum Beispiel Auschwitz, Großrosen, Plaszow und Sachsenhausen, sowie die Oskar-Schindler-Fabrik in Krakau. Sie recherchierten in den Akten von Archiven und führten viele Gespräche.

Ihre Gedanken hielten sie in sehr persönlichen Berichten und Erzählungen fest, die nun das Buch »#GegenDasVergessen« eingeflossen sind. Für das Verfassen der Buchtexte wurden sie von der Journalistin und Autorin Dona Kujacinski angeleitet, die auch die Umsetzung als Buchprojekt initiiert hat. Die Stadt Senftenberg hat das Projekt finanziell unterstützt. So konnte das Buch in einer so hohen Auflage gedruckt werden, dass es allen 750 öffentlichen Schulen im Land Brandenburg zur Verfügung stehen wird.

Das große Ziel des Projektes ist es, das Außenlager Großkoschen als Gedenk-stätte in das Bewusstsein der Menschen in der Region Senftenberg und darüber hinaus zu verankern. Dazu gehören die Vorhaben, Gedenktafeln und Wegweiser zu erarbeiten sowie Abgrenzungen aufzustellen und Informationsflyer für die Öffentlichkeit zu entwickeln.

Das Projekt ist jedoch nicht abgeschlossen. Die Arbeit an einem zweiten Buch soll aufgenommen werden. Die Stadt Senftenberg unterstützt laut Andrea Budich das Vorhaben erneut.


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