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Anlaufstelle für Menschen in Not

Schwarzheide. Anhaltender Stromausfall, Hochwasser, Sturm, Waldbrand und vieles mehr: Tritt eine für den Bevölkerungsschutz relevante Notsituation ein, finden die Menschen im Landkreis Oberspreewald-Lausitz ( OSL) ab sofort eine eigens dafür eingerichtete Anlaufstelle in ihrer Kommune. 15 »Katastrophenschutz-Leuchttürme«, verteilt über das gesamte Kreisgebiet, können bei Bedarf kurzfristig in Betrieb genommen werden.
Die OSL-Katastrophenschutz-Leuchttürme wurden jetzt in Schwarzheide symbolisch mit kleinen Leuchttürmen an die elf OSL-Kommunen überreicht.

Die OSL-Katastrophenschutz-Leuchttürme wurden jetzt in Schwarzheide symbolisch mit kleinen Leuchttürmen an die elf OSL-Kommunen überreicht.

Bild: sts

Mehrere Monate haben der Landkreis und seine Kommunen gemeinsam und in enger Absprache mit dem Land an der Realisierung des Projektes gearbeitet. Inzwischen ist die Ausstattung in OSL abgeschlossen. Jetzt wurden die Katastrophenschutz-Leuchttürme in Schwarzheide nunmehr symbolisch an die elf OSL-Kommunen überreicht.

Als Vertreterin der Landesregierung, die das Projekt der Katastrophenschutz-Leuchttürme landesweit realisiert und fördert, übernahm diese Aufgabe Innenministerin Katrin Lange, zusammen mit OSL-Landrat Siegurd Heinze. 

Symbolisch übereichten sie kleine Leuchttürme an die anwesenden Bürgermeister und Amtsdirektoren sowie Vertreterinnen und Vertreter der Ordnungsämter. Zu den Gästen der Veranstaltung zählten auch der Kreisbrandmeister sowie Vertreter des Kreisfeuerwehrverbandes, der Wehrführungen, der Katastrophenschutzeinheiten, der Rettungsdienst Niederlausitz gGbmH und weitere Anwesende.

Katrin Lange, Ministerin des Innern und für Kommunales des Landes Brandenburg: »Im ganzen Land ist ein Netzwerk entstanden, dass den Brandenburgern im Krisenfall als verlässliche Anlaufstelle dient. Denn Vorsorge ist besser als Nachsorge – diesem Motto sind wir mit der Unterstützung bei der Errichtung der Katastrophenschutz-Leuchttürme treu geblieben. Hinter den Landkreisen, Städten, Gemeinden und Ämtern, aber auch dem Land, liegt ein hartes Stück Arbeit. Gemeinsam wurde unter Hochdruck die Umsetzung vorangetrieben, gemeinsam überreichen wir heute symbolisch die Leuchttürme an die Kommunen im Landkreis Oberspreewald-Lausitz. Damit steht den Menschen im Ernstfall in den eingerichteten Katastrophenschutz-Leuchttürmen die entsprechende Ausstattung zur Verfügung.«

Siegurd Heinze, Landrat des Landkreises Oberspreewald-Lausitz: »Mit den Katastrophenschutz-Leuchttürmen treffen wir Vorbereitungen, damit bei Großschadensereignissen und Katastrophen ein Mindestmaß an Versorgung der Bevölkerung in Ergänzung zur Selbsthilfe sichergestellt werden kann. Als Landkreis bauen wir unseren Katastrophenschutz seit Jahren stark aus und arbeiten dabei eng und gut mit den Gemeinden zusammen, zum Beispiel auch bei unserer mittlerweile nahezu abgeschlossenen kreisweiten Modernisierung der Sirenen, der gemeinsamen Beschaffung von Satellitentelefonen, bei Ausbildungsangeboten und Investitionen in Infrastruktur und Fahrzeuge, bei der Stärkung des Ehrenamtes für unsere Katastrophenschutzeinheiten, bei der Modernisierung unseres Feuerwehr und Katastrophenschutz Technischen Zentrums und in vielen weiteren Bereichen. Wir danken den Ansprechpartnern in den Gemeinden, die auch in diesem Projekt wieder sehr gut mit dem Landkreis zusammengearbeitet haben. Ebenso gilt unser Dank dem Land, das dieses wichtige Projekt landesweit überhaupt erst ermöglicht. Wir sind froh, dass die Menschen in OSL nunmehr direkt vor ihrer Haustür eine Notanlaufstelle haben – auch wenn wir natürlich hoffen, dass diese möglichst niemals in den Echtbetrieb gehen und in Anspruch genommen werden muss.«

Christoph Schmidt, Bürgermeister Stadt Schwarzheide: »Im Rahmen des Katastrophenschutzes werden präventive Maßnahmen ergriffen, um Risiken zu minimieren und die Bevölkerung auf mögliche Gefahren vorzubereiten. Dazu gehören Informationskampagnen, Schulungen und Übungen, die das Bewusstsein für Katastrophenrisiken schärfen und die Selbsthilfefähigkeit der Bürger stärken. Im Ernstfall sorgt der Katastrophenschutz für eine koordinierte und effektive Reaktion. Dies umfasst die Alarmierung von Rettungsdiensten, die Bereitstellung von Notunterkünften und die Organisation von Hilfsmaßnahmen. Durch die enge Zusammenarbeit von Behörden, Organisationen und freiwilligen Helfern wird sichergestellt, dass schnell und effizient auf die jeweilige Situation reagiert werden kann. Zusammengefasst ist der Katastrophenschutz ein unverzichtbarer Bestandteil zum Schutz der Gesellschaft, der darauf abzielt, Menschen in Krisensituationen zu schützen und die Resilienz der Gemeinschaft zu fördern!«

Was finden Bürger im Katastrophenschutzleuchtturm – und was nicht?

Die Katastrophenschutz-Leuchttürme sollen in bevölkerungsschutzrelevanten Notfällen, insbesondere bei einem großflächigen und langandauernden Stromausfall, als zentrale Anlauf- und Informationsstelle für die Bevölkerung dienen. 

Das zugrundeliegende Konzept des Landes sieht für die Leuchttürme verschiedene Grundfunktionen vor. So sind diese unter anderem so ausgestattet, dass Bürgerinnen und Bürger dort Informationen über die jeweilige Schadenslage, Erste Hilfe und eine Trinkwassernotversorgung erhalten können. Zudem besteht die Möglichkeit, mitgebrachte Lebensmittel aufzuwärmen, Notrufe abzusetzen, mobile Kommunikationsgeräte zu laden oder Hilfsmaßnahmen für Hilfsbedürftige zu organisieren. Die Leuchttürme bieten zudem eine temporäre Wärmeinsel, denn die Gebäude sind notstromfähig. Die Versorgung stellt eine entsprechende Netzersatzanlage sicher. Diese verfügt zusätzlich über einen hydraulisch auf neun Meter ausfahrbaren LED-Scheinwerfer, der die Bedienung auch im Dunkeln ermöglichen soll. Je nachdem, auf welcher Seite des Gebäudes die Anlage angeschlossen wird, kann das Licht ggf. auch ergänzend auf den Standort des Leuchtturmes hinweisen. 

Die Errichtung und der Betrieb der Katastrophenschutz-Leuchttürme wurden durch das Land Brandenburg finanziert. Hierfür hat das Land dem Landkreis OSL 1,95 Millionen Euro als Zuwendung bewilligt. Der Landkreis hat mit den kreisangehörigen Kommunen im Juni 2024 eine Kooperationsvereinbarung zur Ausstattung und zum Betrieb abgeschlossen. Der Landkreis übernahm dabei eine koordinierende Funktion und stimmte auf der Grundlage eigener Bedarfserhebungen die Umsetzung mit den Kommunen ab. Entsprechend der Bevölkerungsverteilung wurde festgelegt, dass die Kommunen Stadt Lauchhammer, Stadt Senftenberg sowie die Stadt Lübbenau/Spreewald mit jeweils zwei Katastrophenschutz-Leuchttürmen ausgestattet werden. Alle anderen Gemeinden erhielten einen Katastrophenschutz-Leuchtturm. Ein weiterer wird vom Landkreis als mobile Variante vorgehalten. Jedem Aufgabenträger standen pro Leuchtturm 130.000 Euro an Fördermitteln zu.

Die für den Betrieb vorgesehenen Netzersatzanlagen einschließlich der zugehörigen Tankanlagen sowie Heizungsanlagen und Trinkwasserversorgungsanlagen wurden zentral über das Land beschafft. Über die vorgeschriebene Grundausstattung hinaus konnten die Kommunen im Rahmen ihres Budgets weitere Bedarfe beschaffen. Die Anlagen und Einrichtungen gehen in das Eigentum der Gemeinden über. Sie können zudem nicht nur bei Katastrophen und Großschadensereignissen, sondern auch in Krisensituationen im Rahmen des örtlichen Brandschutzes und der örtlichen Hilfeleistung eingesetzt werden. Im Ereignisfall betreiben die Gemeinden Katastrophenschutz-Leuchttürme mit eigenem Personal.

Mittlerweile sind alle Kapazitäten an die Kommunen übergeben worden. Die letzten noch ausstehenden Netzersatzanlagen wurden in der vergangenen Woche an die Kommunen übergeben. Die Einweisung der Kommunen in die Technik erfolgte in den zurückliegenden Wochen jeweils durch eine Fachfirma auf dem Gelände des Feuerwehr und Katastrophenschutz Technischen Zentrums des Landkreises in Großräschen. 

Martin Höntsch, zuständiger Amtsleiter für den Brand-, Katastrophen- und Zivilschutz im Landkreis, weist darauf hin, dass die Bürger auch mit den Leuchttürmen ihre persönliche Katastrophenvorsorge nicht aus den Augen verlieren dürfen: »Die Leuchttürme sind im Ernstfall eine wichtige Anlaufstelle für die Menschen in unserem Landkreis, sie ersetzen aber keinesfalls die dringend notwendige Eigenvorsorge, die jeder treffen sollte. Auch das Angebot der Leuchttürme ist bei anhaltenden Extremszenarien begrenzt. Darüber hinaus sind beispielsweise die Versorgung mit Lebensmitteln, die Kommunikation über mobile Endgeräte, die längerfristige Unterbringung oder die medizinische Versorgung nicht Gegenstand des Konzeptes. Hier sollte jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten selbst vorsorgen.«

Die meisten Katastrophenschutz-Leuchttürme in OSL werden bei Bedarf in Turnhallen, Schulen oder Mehrzweckhallen in den Kommunen des Landkreises eingerichtet. Eine Übersicht über die Verteilung der Katastrophenschutz-Leuchttürme finden Bürger auf der Internetseite des Landkreises unter www.osl-online.de/katastrophenschutz. Dort stehen zudem eine Checkliste zur persönlichen Notfallvorsorge vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) sowie interessante Informationen zum Thema Katastrophenschutz in OSL und dem Ehrenamt in diesem Bereich bereit.

Katastrophenschutz-Leuchtturm der Stadt Schwarzheide

Der Katastrophenschutzleuchtturm der Stadt Schwarzheide, der exemplarisch für alle Leuchttürme in OSL in den Testbetrieb ging, wird im Falle eines bevölkerungsschutzrelevanten Notfalles in der Grundschule Wandelhof/ Haus der Begegnung in der Geschwister-Scholl-Straße 27 eingerichtet. Banner und Beachflags weisen den Weg. Über die Zentralbeschaffung des Landes erhielt die Stadt für die Ausrüstung eine Netzersatzanlage 80kVA, zwei elektrische Gebäudeheizgeräte, zwei 1000-Liter fassende Behälter zur Trinkwasserversorgung, eine mobile Tankanlage, ein weiteres Satellitentelefon sowie einen Großbildschirm zur Lagedarstellung. Darüber hinaus schaffte die Stadt klappbare Feldbetten, eine Gewerbemikrowelle, Erste-Hilfe-Rucksäcke, mehrere Kabeltrommeln, staubdichte Lagerkisten auf Rollen, diverse Thermobehälter, Getränkespender und Kochtöpfe sowie gasbefeuerte Hockerkocher an.

Im Fall eines bevölkerungsrelevanten Notfalls kann die Stadt die Menschen über vier über das Stadtgebiet verteilte Sirenen alarmieren. Diese wurden im Zuge der kreisweiten Sirenenmodernisierung bereits komplett gegen neue elektronische Sirenen ausgetauscht. Alle Sirenen sind mit Akkupufferung ausgestattet, die Ansteuerung erfolgt über Digitalfunk. Darüber hinaus hält die Stadt eine mobile Sirenenanlage vor. 

Hintergrund: Die Katastrophenschutz-Leuchttürme im Land Brandenburg

Für die Errichtung der Katastrophenschutz-Leuchttürme hat das Land Brandenburg den kreisfreien Städten und Landkreisen im Jahr 2024 über 40 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. In bevölkerungsschutzrelevanten Notfällen sollen diese als zentrale Anlaufstellen dienen. Mehr Informationen: https://mik.brandenburg.de/mik/de/innere-sicherheit/brand-katastrophenschutz/katastrophenschutz-leuchttuerme/


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