

»Mein Telefon stand fast nicht still, einiger meine Kollegen und Freunde haben mich direkt angerufen, als sie den Beitrag und die Suchanfrage im WochenKurier gelesen hatten«, erinnert sich Karin Raasch an eine Situation vor wenigen Wochen.
In der WochenKurier-Ausgabe vom 15. März 2025 haben wir uns auf die Suche nach der Bibliotheksmitarbeiterin der ehemaligen Gewerkschaftsbibliothek in Riesa gemacht. Leser Hans-Günter Guth, der jetzt in Niederkassel lebt, aber ehemaliger Riesaer ist - hatte die Riesaer Fotos im »Haus der Geschichte« in Bonn entdeckt und gefragt: Wer ist da auf dem Bild und warum hängen die Riesaer Zeitzeugen in Bonn?
Ein Zufalls-Schnappschuss
Die freundliche Bibliothekarin auf der schwarz-weiß Fotografie ist Karin Raasch. Die Nünchritzerin erinnert sich noch gut an die Zeit, in der die Aufnahme entstand. 1979 war sie gemeinsam mit ihrer Kollegin im Bücherbestand der Gewerkschaftsbücherei an der Bahnhofstraße 36 beschäftigt. Damals war sie mit 28 Jahren eine der jüngsten Mitarbeiterinnen, Daran erinnert sie sich heute noch gern. Sie arbeitete dort von 1970 bis zur endgültigen Schließung 1992, anschließend fand sie eine neue Aufgabe in einem Amt in Meißen.
Den kleinen Riesaer Bibliotheksflachbau gegenüber des Klubhauses »Joliot Curie« hat sie noch gut in Erinnerung. Viele Riesaer kennen ihn nach der Wende als Videothek. Heute ist dort eine Seniorenpflege ansässig. Die Exponate aus Riesa wurden zur Darstellung des vielfältigen Gewerkschaftlebens in der DDR Zeit für das Haus der Geschichte zusammengetragen. Dort befinden sich Zeitzeugen aus allen Regionen des Landes und damit auch viele regional typische Besonderheiten und Produkte. Die dargestellten Tafeln beschäftigten sich mit der vielfältigen Gewerkschaftsarbeit in Riesa, die zur Betriebsgeschichte des Rohrwerkes gehörte. Thematisiert wurden neben der Kultur und Bibliothek auch Kleingärten und Ferienunterkünfte für die Arbeiter in den Betrieben. Die typischen »DDR-Wandzeitungen« überdauern nun als Zeitzeugen der Geschichte bereits viele Jahrzehnte und die junge Karin Raasch ist ein Teil davon.
Mit eigenen Augen sehen
Erstmals hat Karin Raasch von ihrer kleinen »Berühmtheit« in Bonn erfahren, als Nünchritzer Bekannte im Rahmen eines Betriebsausfluges eher zufällig die gestalteten Tafeln aus Riesa entdeckten und Karin Raasch wieder erkannten.
Um das mit eigenen Augen zu sehen, hat sie sich 2012 gemeinsam mit ihrem Mann selbst auf den Weg nach Bonn gemacht, um die Ausstellung zu besuchen und war überrascht. Wer allerdings der Herr in Bildmitte war, konnte sie nicht erinnern: »Wahrscheinlich ein Leser, der gerade zufällig vor Ort war«, fügt sie an.
Ursprungsartikel und Aufruf:
https://www.wochenkurier.info/landkreis-meissen/artikel/riesas-geschichte-in-bonn