Birgit Branczeisz

Der stille Wahlkampf

Moritzburg. Eine Staatsanwältin läuft sich warm.

Katrin Sontag auf einem Plausch in Reichenberg, wo dieses Jahr zum ersten Mal eine Osterkrone aufgestellt wurde.

Katrin Sontag auf einem Plausch in Reichenberg, wo dieses Jahr zum ersten Mal eine Osterkrone aufgestellt wurde.

Bild: Privat

In aller Stille hat der Bürgermeister-Wahlkampf in Moritzburg begonnen. Seit die Dienstaufsicht dem Moritzburger Bürgermeister Jörg Hänisch einen vorzeitigen Ruhestand kopfschüttelnd verwehrte, schwelt in Moritzburg die Nachfolger-Frage. Mit einer weiteren Bedenkzeit für die Kandidatensuche. Da  sich Jörg Hänisch erneut zur Wahl gestellt hatte und gewählt wurde, muss er nun seine Amtsperiode beenden oder aber mit Erreichen des 65. Lebensjahres regulär in den Ruhestand gehen. Das ist im Mai 2026 der Fall. Was bedeutet – im März oder April muss neu gewählt werden. Die Zeit läuft. 

Die ersten Bewerber bringen sich allmählich ins Gespräch. Eine, die sich akribisch vorbereitet ist Katrin Sontag. Die 48-Jährige besucht seit Anfang des Jahres alle Ortschaftsräte und den Gemeinderat, geht zu Vereinen und Initiativen, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, zu hören wo der Schuh drückt und was die Ortsteile bewegt. Auf einen Plausch in Reichenberg, wo dieses Jahr zum ersten Mal eine Osterkrone aufgestellt wurde, bei den Sportlern vom TSV Reichenberg-Boxdorf, im Männergesangverein, bei den Pferdefreunde oder Kameraden der Feuerwehr. „Die Ortschaftsräte habe ich natürlich vorher angesprochen, damit sie sich nicht wundern, warum ich plötzlich überall auftauche“, sagt sie lachend.

Die Menschen sind die Gemeinde und die muss man überzeugen, ist sie überzeugt. Sie kann gut mit Menschen sagt sie selbst. Das hat auch mit ihrem Beruf zu tun. Katrin Sontag ist Amtsanwältin, sozusagen „Staatsanwältin auf dem zweiten Bildungsweg“ um es salopp zu auszudrücken. Katrin Sontag hat Rechtspflegerin studiert, fast 25 Jahre in verschiedenen Bereichen gearbeitet – bis Sachsen als Nachzügler unter den Bundesländern das Zusatzstudium für Strafrecht, ohne öffentliches und Zivilrecht - zugelassen hat. Sie war die erste Frau, die das Wagnis dieses anstrengenden Studiums noch einmal auf sich genommen hat. Seit April 2019 arbeitet sie als Staatsanwältin in Dresden. Eine der ersten könnte sie auch sein, die ihr Beamtenverhältnis als Bürgermeisterin für zwei Legislaturperioden ruhen lassen kann. Auch das hat Sachsen erst im vorigen Jahr gesetzlich neu geregelt.

Was sie überhaupt reizt, ihren so hart erkämpften Job noch einmal an den Nagel zu hängen? „Vielleicht, um etwas vor Ort zurückzugeben, denn Moritzburg hat uns eine supergute Lebensgrundlage geboten“, überlegt sie. Und außerdem war sie nie bequem, ist oft noch einen neuen Weg gegangen, hat sich etwas zugemutet. So ist sie halt.


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