Verena Farrar

Paula on Tour 14: Geladene Luft und eine Präsidentenvereidigung, die Probleme machen könnte

Zeithain/ Venezuela/ Kolumbien. Der kurze "Rückschritt" nach Venezuela wurde kurz vor der Vereidigung von Präsident Maduro beendet. Es hätten Schießereien, Verhaftungen und Grenzschließungen auf unbestimmte Zeit drohen können. Zurück nach Lolimbien wird wieder erkundet, was geht.
Kinder malen "Paula" bei ihrem Besuch.

Kinder malen "Paula" bei ihrem Besuch.

Bild: Wagner

Nachdem wir nun eine finale Entscheidung getroffen haben und wir wieder umkehren geht es nun wieder Richtung Süden nach Kolumbien. Da ergibt sich doch auch gleich die Möglichkeit doch noch die Catatumbos zu sehen und so fahren wir auf abenteuerlichen Wegen ein zweites Mal zum Maracaibo-See.

 

Ich gebe zu, dass ich mich „vernavigiert“ habe, denn eine viel, viel bessere Straße läuft weiter westlich parallel zu uns, aber „Falsch“ klappt ja bekanntlich immer und wir müssen jetzt die fünfzig Kilometer grottenschlechte Piste aushalten. Erst wechseln sich noch Bananenplantagen mit  Weideflächen ab, dann gibt es nur noch Bananenplantagen soweit das Auge reicht. Ich muss ja gestehen, dass ich oft genug gedacht habe, das wir nicht mehr durchpassen, so eng war der Weg.  Die vielen kleinen Brücken für die Mopeds waren auch etwas abenteuerlich, aber am Ende haben wir doch einen Platz außerhalb der Plantagen gefunden und in der Nacht auch genug Blitze gesehen. Die liebe Seele hat Ruhe, oder beide Seelen…

 

Blitze ohne Donner:

 

Dieses atemberaubende Phänomen tritt an der Mündung des Rio Catatumbo in den Lago Maracaibo auf. Obwohl es fortwährend blitzt, ist anschließend kein Donner zu hören. Eine wahrscheinliche Theorie ist folgende: Die Topographie der Region wird von den annähernd 5000 Meter hohen Anden und einem gigantischen Binnensee, dem Lago Maracaibo, bestimmt.

 Eine solche Kombination ist weltweit einmalig. Die kalten Winde aus dem eisigen Hochland treffen auf feuchtheiße Luft, die vom See aufsteigt. Die dadurch ausgelöste Ionisierung der Luftpartikel soll für die Blitze verantwortlich sein.

 

Ob das nun die richtige Erklärung ist oder nicht, wissen wir nicht, aber ehrlich, das ist uns auch ziemlich schnuppe, wir haben das etwas gruselige Spektakel gesehen und das war der ganze Aufwand wert, wobei es da geteilte Meinungen an Bord gibt…..

 

Und dann müssen wir Abschied nehmen. Abschied von Venezuela, dass uns nach kleinen Startschwierigkeiten, echt gut gefallen hat.

 

Zwei Stunden nach Ausreise erhalten wir folgende Nachricht:

"Hallo Reisende, als Ersteller dieser Gruppe muss ich sie auf bevorstehende Ereignisse dieser Woche aufmerksam machen. Ich empfehle ihnen dringend, die Grenze so schnell wie möglich zu überqueren. Wenn sie vorhaben zu bleiben, suchen sie sich ein sicheres Haus und kaufen sie genug Wasser und Essen für mehrere Tage ein. Es könnte zu Strom-,Internet- und Treibstoffausfällen oder Grenzschließungen kommen. Es kann nichts Großes passieren oder es könnte sehr schlimm werden, einschließlich Schießereien, Verhaftungen und Grenzschließungen auf unbestimmte Zeit…."

 

Wenn wir auch sonst manchmal etwas planlos und verpeilt sind, haben wir doch in diesem Moment (unbeabsichtigt) alles richtig gemacht, denn an die Vereidigung von Präsident Maduro in Venezuela haben wir nicht wirklich gedacht …

 

Da wir nun wieder in Kolumbien sind, haben wir die Möglichkeit die Dinge in Angriff zu nehmen, die wir auf dem Hinweg nicht gemacht haben und so starten wir in den Nationalpark Los Nevados. Erst geht es ein gutes Stück auf der kurvenreichen Ruta 50, später biegen wir auf eine weiße Straße ab und landen recht schnell wieder bei 4400 Meter Höhe. Ständig wechseln Sonnenschein und Nebel und obwohl wir direkt am Volcano Blanco vorbeifahren, sehen wir ihn leider nicht. Dafür zeigt sich der El Ruiz (5321 m) ganz gut und hat sogar noch ein wenig Schnee auf seinem Kopf. Die Landschaft ist unbeschreiblich schön und abwechslungsreich. Irgendwann erreichen wir Muchillo und fühlen uns ein wenig in der Zeit versetzt, so etwa fünfundsiebzig Jahre… Holzfassaden, Cowboys, urige Kneipen und eine ziemlich lockere Stimmung laden uns zum Bleiben ein und müssen uns nicht lange überreden.

 

Nächster Zwischenstopp ist Armenia. Hier besuchen wir am Rande der Stadt einen idyllischen botanischen Garten und machen am nächsten Morgen in einer kleinen, aber feinen Kakaofabrik eine Führung. Paola erklärt uns alle Schritte von der Ernte bis zur fertigen Schokolade und wir haben echt viele neue Dinge erfahren.

 

In der Nähe von Popayan gibt es einen Campingplatz, der als Treffpunkt der Overlander gilt und den steuern wir mit einigen kleinen Umwegen an. Auf „La Bonanza“, geführt von Kiki und ihrem Mann, werden wir aufs herzlichste begrüßt und fühlen uns sofort pudelwohl. Am Nachmittag machen wir mit den anderen Reisenden eine ausgiebige Spielerunde und haben richtig Spaß zusammen.

 

Am nächsten Morgen geht es gemeinsam in die kleine Bergstadt Silvia, zu einem der größten traditionellsten Märkte in Südamerika. Die Stadt ist Heimat der Guambianos, eines der bodenständigsten indigenen Völker Kolumbiens. Sie sprechen ihre eigene Sprache, kleiden sich traditionell und  benutzen noch immer althergebrachte Landwirtschaftstechniken. Silvia wurde 1562 mit dem Namen Guambía gegründet und trägt seit 1838 den heutigen Namen. Kika erklärt uns alles, von den vielen verschiedenen Obstsorten über die Lebensweise der Indigenen und politischen Zusammenhängen. Wir sind so dankbar, dass sie das alles für uns macht und uns damit das Land noch ein Stück näher bringt.

 

Wir würden gern noch bleiben, doch die Zeit drängt und wir wollen noch einmal zu einer Ausgrabungsstätte in die Berge, die leider im Einzugsgebiet der hier aktiven Guerilla-Truppe, der FARC, liegt.

 

Das neue Buch Südamerika 2, sowie alle anderen Bücher sind wie gewohnt erhältlich, in der Riesa Information, bei Lotto Fix in Nünchritz, in allen DGS Getränkemärkten und über www.paulaontour.de/shop, dort auch als eBook.


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