Kitas im Kreis Görlitz mussten schließen
Landkreis Görlitz. Der Reichenbacher Kindergarten soll für 850.000 Euro saniert werden. Drei Kitas im Kreis machten dicht, für eine weitere ist die Situation brenzlig.
Für den Kindergarten Reichenbach geht es weiter, die Einrichtung wird saniert. Andere Kitas im Kreis sind nun für immer zu. Der Reichenbacher Stadtrat fasste einen Grundsatzbeschluss für die Sanierung. An der Finanzierung beteiligen sich Land, Landkreis und zu einem Bruchteil der Träger ASB mit. Platz bietet die Einrichtung für etwa 90 Kinder. Ob die Auslastung in Zukunft bleibt? Schwer zu sagen.
Denn auch im Landkreis Görlitz werden immer weniger Kinder geboren. "Seit 2017 sind die Kinderzahlen rückläufig", sagt Melanie Rohn von der Öffentlichkeitsarbeit des Landratsamtes, auf Wochenkurier-Nachfrage. Folge ist, dass weniger Kinder in die Kitas kommen und damit deren Auslastung geringer wird.
Das hat Auswirkungen. Zum Jahresende schlossen zwei Kitas: Die Villa Kunterbunt in Rothenburg im Kreisnorden, eine kleine Einrichtung ausschließlich für Krippenkinder, und die Kita Salem in der Stadt Görlitz. Der Landkreis vermutet, dass die Rothenburger Kinder nun in anderen Einrichtungen untergebracht sind. Den Eltern der Kinder des Hauses Salem wurde angeboten, dass diese in anderen Einrichtungen des Trägers in Görlitz weiter betreut werden. 2022 machte bereits die Kita in Ottenhain bei Löbau dicht. Von weiteren möglichen Schließungsabsichten ist dem Kreis-Jugendamt aktuell nichts bekannt.
Bei dem jetzt im Februar 2025 beschlossenen Kita-Bedarfsplan wurde auch die Auslastung der Einrichtungen im Landkreis betrachtet. "Dabei lag der Fokus auf Einrichtungen, die zum 1. August 2024 weniger als 65 Prozent Auslastung erreicht haben", sagt Melanie Rohn. Demnach waren das im Kreisgebiet zum Stichtag 48 Einrichtungen, 21 davon im Planungsraum 2, dem Gebiet rings um die Stadt Niesky.
Erfahrungsgemäß sind zum 1. August durch den Schuljahreswechsel noch nicht alle Kinder in den Kindertageseinrichtungen angekommen, insbesondere im Hort. "Die Plätze werden im Verlauf des Schul- und Kindergartenjahres wieder aufgefüllt, so dass die Situation in diesen 48 Einrichtungen jetzt eine ganz andere sein kann", so Melanie Rohn.
Zum Planungsraum um Niesky gehören auch die beiden Kitas in der Gemeinde Vierkirchen. Da ist der Kinderkreis Träger, dem die Kommune ebenso angehört wie die Kirche, Vereine und eine Privatperson. Wie die Auslastung 25 Jahre nach Gründung des Trägers ist, zeigen die Zahlen: Eine der beiden Kitas hatte zuletzt im Sommer 2024 eine 65prozentige Auslastung, die andere lag bei nur noch 43,6 Prozent. Das heißt, mehr als die Hälfte der Plätze war nicht belegt. Ob diese Einrichtungen damit vor dem Aus steht, beantwortet Melanie Rohn so: "Das Jugendamt hat keine Kenntnis beziehungsweise keine Mitteilung vom Träger oder der Gemeinde, dass eine der Einrichtungen geschlossen werden soll." Die Zahlen bewegten sich zudem möglicherweise jetzt schon wieder auf einem anderen Niveau. In Vierkirchen hatte sich bereits 2023 der Geburtenknick bemerkbar gemacht. Dazu kommt: Es fehlen Familien mit Nachwuchs. Im Laufe der letzten Jahre brach in der Kommune immer mehr an Infrastruktur wie Arztpraxis, Einkaufsmöglichkeit, Post weg. Die Grundschule im Ortsteil Buchholz ist schon lange Geschichte. Welche Konsequenzen aus der geringen Auslastung der Kitas in Vierkirchen gezogen wird, "müssen insbesondere der Träger und die Kommune miteinander diskutieren", sagt Melanie Rohn. Langfristig droht die Schließung, wenn sich nichts ändert. Das ist der Internetseite des Kinderkreises zu entnehmen. Gemeinsam wird nach Lösungen gesucht, damit die Kitas erhalten bleiben.