Geplante Erweiterung von Flüchtlingsunterkunft trifft auf Widerstand
Niesky. Am Freitag Nachmittag stehen sich Teilnehmer von zwei Kundgebungen auf dem Zinzendorfplatz gegenüber. Die Stimmung ist zwiespältig.
Vor der bunt angestrahlten Kirche sind es Menschen mit Kerzen, die singen und gegen aufkommenden Hass ein Zeichen setzen wollen, wie Teilnehmer auf Nachfrage sagen. Auf der anderen Seite sind es Menschen, die gegen die geplante Erweiterung der Asylunterkunft auf der Fichtestraße protestieren. "Keine kriminellen Asylanten nach Niesky", steht auf einem Schild, das ein Mann zur Kundgebung am Freitag hochhält. Eine der Frauen an der Kirche sagt: "Da drüben stehen Nachbarn, Bekannte." Es klingt hilflos. Niesky gespalten.
Gegen die angedachte Standort-Vergrößerung regt sich Widerstand. Dort wohnen derzeit ausschließlich alleinstehende Männer. Einige Bewohner sollen wegen Drogen und Diebstahl straffällig geworden sein, einige psychisch krank. Nach Angaben des Wahlbündnisses "H.E.R.Z. für Niesky", vertreten auch im Stadtrat, hat das Heim aktuell 98 Plätze. Davon seien 60 belegt. Das Bündnis hat sich mit einem offenen Brief an den sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer, Landrat Stephan Meyer und Oberbürgermeisterin Kathrin Uhlemann gewandt, weil das Thema für viele "Diskussionen, Bedenken und Unsicherheiten" sorgt. "Unser Anliegen ist es, dass die berechtigten Fragen der Anwohner gehört und Lösungen gefunden werden, die das Sicherheitsgefühl und den gesellschaftlichen Zusammenhalt in unserer Stadt stärken", heißt es in dem Schreiben. Mitwirkende des Bündnisses stehen bei den Teilnehmern der Kirche.
Die Stimmung in der Stadt ist gekippt, seitdem ausführlich zu den Erweiterungsplänen im Februar 2025 im Nieskyer Stadtrat informiert wurde. Der Kreistag beschloss bereits 2023, dass im Gebiet neue Unterkünfte für Asylbewerber geschaffen werden sollen. Das Nieskyer Objekt gehört dem Landkreis.
Seit Kurzem ist eine Petition, die zwischenzeitlich gelöscht und neu aufgelegt wurde, im Internet im Umlauf. Mehr als 4000 Menschen haben unterschrieben, dass sie gegen eine Erweiterung der Flüchtlingsunterkunft sind. Bis zu 200 Plätze sollen das in Niesky werden. Die Stadt hat etwa 9000 Einwohner.
"Wir sind doch nur beschränkt aufnahmefähig", sagt ein Mann, der den Rednern bei der Demo bei der Bühne der AfD lauscht. Mittlerweile sei man in einer Situation, "wo das Gummiband zu zerreißen droht." Ein anderer kritisiert die Politik im Allgemeinen, die Preissteigerungen, die Energie- und Migrationspolitik. Auch die Menschen der Kundgebung gegenüber an der der Kirche der Brüdergemeine sind voller Sorge. "Bei allen Sorgen, die Menschen haben, tut es richtig weh, dass Nachbarn auf der anderen Seite stehen", sagt eine ältere Frau. Auf dieser anderen Seite ruft der Redner von der Bühne, er sei radikal und sage "Nein zum Heim." Mit dem Spruch machte vor Jahren vor allem die NPD auf sich aufmerksam.