Zahlreiche Meinungen zu den »Bauern-Protesten«
Zum ersten Januar diesen Jahres gab es einen Generationswechsel bei der Agrargenossenschaft Mühlberg.
Michael Marth (24) führt nun als Geschäftsführer die Geschicke des Betriebes weiter und erklärt zur eigenen Unternehmensbeteiligung an den Bauern-Protesten: »Wir machen bei diesem Protest mit, da die Grundversorgung mit deutschen Lebensmitteln ernsthaft gefährdet ist. Für uns bedeuten die geplanten Kürzungen einen enormen Einschnitt. Wenn das wirklich alles so weitergeht wie von der Regierung angekündigt, würde unseren Betrieben auf Dauer das Geld fehlen und das Ausland aber könnte viel preiswerter produzieren. Dann würden die Preise für deutsche, qualitativ gute Lebensmittel ins Unermessliche steigen, oder wir könnten in wenigen Jahren gar nicht mehr produzieren«.
Niklas Probst (25) hat ein Teilgewerbe im Agrarbereich und ist selbst Landwirt mit Leidenschaft.
Er beteiligte sich unter anderem am Protest in Bad Liebenwerda. Bereits am ersten Protesttag, am Montag, dem achten Januar gegen elf Uhr versammelten sich etwa 70 Fahrzeuge an der Kreuzung an der »Green-Line-Tankstelle«, dem Verkehrsknotenpunkt bei Dobra nach Elsterwerda. Seine Meinung zum Geschehen: »Entgegen vieler Berichte geht es uns nicht nur um die geplanten Vorhaben bezüglich der Steuern oder die Kürzungen, sondern vornehmlich um das Überleben des Mittelstandes. Für niemanden mehr ist diese Politik noch nachvollziehbar, das Geld was hier jetzt fehlt kommt anderen lieber zu Gute. Das darf so nicht mehr weitergehen, denn unsere Kosten steigen immer weiter. Wenn sich daran nichts ändert sind nicht mehr nur die einzelnen Bürger (und im Juni die Wähler) bald nicht mehr überlebensfähig, sondern auch der Mittelstand geht krachen. Das wollen wir verhindern, denn hier es geht um unsere Existenzen und unsere Familien«.
Steffen Höppner vom heimischen Unternehmen Röderland Bönitz war nur einer der Anwesenden im Rahmen der »Abschlussversammlung« des ersten Protesttages in der der Kurstadt. Ab 16 Uhr wurde der Marktplatz rings um den Weihnachtsbaum zu dem Treffpunkt in der Innenstadt.
Er selber denkt zu dem Protest: »Für mein Befinden wird die allgemeine Unzufriedenheit im Land mit der aktuellen Politik immer spürbarer. Mit dem Geplanten wird die Wettbewerbsfähigkeit der Agrarbetriebe immer weiter eingeschränkt gegenüber anderen und der gesamte Mittelstand immer weiter zurück gedrängt. Die aufwendige Produktion unserer deutschen, hochwertigen Lebensmittel wird einfach nicht honoriert. Das ist schon ein dreistes Stück. Deshalb sind wir beim Protest dabei und zeigen Präsenz«.
Udo Jeske und Ingrid Gerwien aus Theisa waren gemeinsam mit Irmgard Hering aus Bad Liebenwerda zum Marktplatz gekommen uns sagten dazu:
»Auch für uns Rentner sind die enormen Preissteigerungen belastend. Wir wollen uns solidarisch zeigen. Wir wissen aus eigenen Erfahrungen, was die Landwirte meistern müssen, nur bleibt dafür die Wertschätzung auf der Strecke. Doch essen und trinken wollen und müssen wir ja alle, das hat auch nicht mit Rechtsextremismus zu tun. Der Protest in sich ist aus unserer Sicht berechtigt, denn so kann es ja auf Dauer nicht weitergehen. Die Bauern-Proteste und die Beteiligung daran wurden von einem Bekannten ja sogar als »ungebildeter Mob« betitelt, das ist die eigentliche Schande«.
Beate Cornelius aus Plessa kam ebenfalls auf den Marktplatz der Kurstadt, sie hielt ein großes Transparent in den Händen mit einem Zitat des berühmten Friedrich Schiller: »Die Großen hören auf zu herrschen, wenn die kleinen aufhören zu kriechen« war darauf zu lesen. Zu ihren Beweggründen erzählte sie:
»Die Steuerbelastungen in diesem Land sind für den Endverbraucher und Steuerzahler einfach zu hoch. Schon deshalb ist es lohnenswert, diese ganze Protestaktion zu unterstützen. Die Steuern werden »die kleinen« erdrücken, unsere gute deutsche Landwirtschaft kaputt machen und zu noch viel höheren Umweltbelastungen führen, etwa durch das Verlagern von Produktionen ins Ausland und das Wiedereinführen der Produkte. Darunter leiden wir schließlich alle, also haben wir keine Wahl. Wir wollen ja nicht unseren Kindern ein dermaßen verkorkstes Land hinterlassen, denn die Kinder sind unsere Zukunft«.
Auch der ehrenamtliche Bürgermeister der Kurstadt Bad Liebenwerda, Johannes Berger, der die Versammlung mit genehmigen ließ, war unter den Marktplatzbesuchern:
»Die Atmosphäre hier ist fast wie auf dem Weihnachtsmarkt, nur geht es diesmal um ein anderes Thema. Aus meiner Sicht war dieser Protest längst überfällig, die Einwände sind nachvollziehbar. Ich bin hier ganz im Zeichen der Solidarität und finde es sehr beeindruckend, was die Bauern in der Kürze der Zeit auf die Beine gestellt haben. Und auf deren Gemeinsamkeit. Das zollt Respekt, genauso wie die vorbildliche Organisation. Soweit wie ich weiß sind diesbezüglich alle hier vor Ort durchgeführten Aktivitäten auch friedlich gelaufen, ohne irgendwelche Nebenprogramme«.
Ebenfalls aus Solidarität ließ Carmen Bölke aus Kosilenzien an allen Standorten am Montag ihre Praxen der Ergotherapien und Physiotherapien geschlossen und gesellte sich zu Doreen Wendland, die im selben Ort das Burgwallcafé betreibt.
»Wir haben uns bereit erklärt, einen Teil der Versorgung während der Proteste zu übernehmen. Alles dafür wird von uns in vollem Rahmen gesponsert, damit wollen auch wir Präsenz zeigen und uns mit den Landwirten solidarisieren. Schließlich ist von all den Maßnahmen auch die Gastronomie drastisch betroffen, so darf es auf Dauer nicht weitergehen« erzählten sie.
Bezugnehmend auf den Artikel »Laut gedacht - Warnschuss« im WochenKurier vom 10.Januar haben sich Monika und Jürgen Tillig aus Haida per Email gemeldet, um ihren Standpunkt zu den »Bauern-Protesten« darzulegen:
»Wir solidarisieren uns mit den Protesten der Bauern und all der anderen Gewerke. Hut ab, wie in der Kürze der Zeit so eine flächendeckende Demonstration zustande gekommen ist. Wir sind der Meinung, dass die Maßnahmen unserer Regierung in großen Teilen nicht dem Wohle Deutschland zuträglich sind, dem entgegen, wie die Minister es bei ihrer Vereidigung nach der letzten Wahl versprochen hatten. Geld ist im Haushalt der Bundesregierung offenbar noch genug vorhanden, nur das Verhältnis von Einnahmen zu Ausgaben stimmt nicht mehr. Es wird zuviel Geld anderen Staaten zuteil, obwohl wir im eigenen Land genug „Baustellen« haben, auf die das Augenmerk gerichtet werden müsste“.
Immer wieder gab es bislang verschiedene Protestaktionen.
Der Höhepunkt war der Sammelkonvoi am Nachmittag des 14. Januar gemeinsam auf dem Weg nach Berlin.

Viel Arbeit für den neuen Vorstand

Radeln für die Vereinskasse
