Katrin Demczenko

Zukunft der Platte bleibt schwieriges Thema

Hoyerswerda. Wie steht es um die Zukunft des Plattenbaus? Dieser Frage ging kürzlich eine Diskussionsrunde in der Kufa auf den Grund.
Im Gespräch über die Zukunft der Platte: Queenie Nopper, Axel Fietzek, Dietmar Wolf, Steffen Markgraf und Laura Doyé (v.l.).

Im Gespräch über die Zukunft der Platte: Queenie Nopper, Axel Fietzek, Dietmar Wolf, Steffen Markgraf und Laura Doyé (v.l.).

Bild: Katrin Demczenko

Die Hoyerswerdaer Neustadt verändert sich seit ihrem Baustart 1957, der Errichtung der zehn Wohnkomplexe (WK) und dem ab den 1990er Jahren notwendig gewordenen Rückbau wegen der schrumpfenden Einwohnerzahl von stadtweit circa 70.000 auf heute 32.000. Damit verbunden ist immer eine Quartiersentwicklung, die den hier lebenden Menschen dauerhaft bezahlbaren Wohnraum, ein funktionierendes Gesundheitswesen, gute Bildungs- und Kulturangebote, Straßen sowie Parks anbieten muss. Die Stadt Hoyerswerda und die beiden Wohnungsunternehmen arbeiten dabei zusammen und beziehen in ihre Überlegungen auch die Bürger mit ein. Ein wichtiges - und oft umstrittenes - Thema ist dabei der Abriss oder die sinnvolle nachhaltige Weiternutzung von Plattenbauten.

Dazu leitete Laura Doyé von der Gruppe Architects for Future Cottbus kürzlich eine Podiumsdiskussion in der Kulturfabrik. Diese Diskussionsrunde haben Dietmar Wolf, Fachbereichsleiter Bau Hoyerswerda, Axel Fietzek und Steffen Markgraf als Chefs der hiesigen Wohnungsunternehmen sowie Queenie Nopper vom Verein Freunde der Lübbenaubrücke bestritten.

 

Sanierungskosten explodieren

Laura Doyé fragt Steffen Markgraf, Geschäftsführer der Wohnungsgesellschaft Hoyerswerda (WH), ob sein Unternehmen Plattenbauten modernisiere. Als Beispiel benennt dieser das Haus Petersstraße 2 bis 8 im WK I. Im Zeitraum 2019/20 wurde es für 4,1 Mio. Euro energiesaniert, alle Aufgänge haben jetzt Fahrstühle und die Wohnungen sind barrierearm. Die Miete beträgt 6,80 Euro pro Quadratmeter netto kalt, sagt der WH-Geschäftsführer. Ins Haus Petersstraße 1 bis 7 könne aber nicht ebenso investiert werden, weil dieselbe Baumaßnahme heute 7 bis 8 Mio. Euro kosten würde. Pro Jahr gibt die WH 10 bis 12 Mio. Euro für Sanierungen aus.

Sanieren mit weniger Aufwand, geht das?, fragt Laura Doyé weiter. Axel Fietzek, Vorstandsvorsitzender der Lebensräume eG, erklärt: »Eine Schlichtsanierung ist heute nicht mehr möglich.« Die Vorgaben zur Wärmedämmung betreffen die komplette Hausfassade und Elektroanlagen lassen sich nur in ganzen Aufgängen erneuern. Sein Unternehmen saniert natürlich auch Mehrfamilienhäuser, um den Genossenschaftern ein gutes Wohnen zu ermöglichen.

 

Kreierte Freiräume & neue Zielgruppen

Durch das Versterben vieler hochaltriger Menschen, die es wegen der bekannten Altersstruktur in Hoyerswerda gibt, entsteht Leerstand in den Plattenbauten. Soll ein Gebäude komplett leergezogen werden, werden die verbliebenen Bewohner des betroffenen Hauses beim Umzug unterstützt. Danach verschwindet das schlechtvermietete Objekt vom Markt, das die Wohnungsunternehmen nur finanziell belastet.

Auf Freiflächen der Lebensräume, die vor allem in den 2000er Jahren entstanden sind, gibt es heute mit Fördermitteln geschaffene Spielplätze und den Familienpark im Stadtzentrum, sagt Axel Fietzek. Die Menschen nehmen die Plätze gut an, aber es gibt auch Vandalismus und öfter bleibt Müll liegen, was zusätzliche Kosten verursacht. Die Unterhaltung der Freiflächen muss aber wirtschaftlich bleiben, weil die Finanzierung nur über die Nutzungsgebühren der Genossenschafter für ihre Wohnungen erfolgen kann. Der Fachbereichsleiter Bau Hoyerswerda Dietmar Wolf sagt, die Stadt ist in allen WKs für die Grünzüge zuständig, gemeint sind die Freiräume inmitten der Wohngebiete. Nicht immer sind sie ansprechend gestaltet. Im WK III wurde damit begonnen, in den WK V könnten eventuell für diesen Zweck Fördermittel fließen.

Am Schluss der Veranstaltung rät die Architektin und Hoyerswerdaer Stadträtin Dorit Baumeister den Verantwortlichen: »Wir müssen uns auf neue Zielgruppen einstellen und unsere Stadt in 20, 30 Jahren denken.« Nur so kann die Neustadt eine gute Zukunft haben.


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