Silke Richter

Wenn Kinder zu Helden werden

Hoyerswerda. Erstmals war in Hoyerswerda ein Selbstbehauptungskurs mit Julia Lauber und ihrem Konzept »Heldenpower« erlebbar.
Der Tag mit Kursleiterin Julia Lauber machte den Kindern sichtlich Spaß.

Der Tag mit Kursleiterin Julia Lauber machte den Kindern sichtlich Spaß.

Bild: Silke Richter

Ein leerer Stuhlkreis und mittendrin Motze-Schafe. Was all das zu bedeuten hat, soll sich gleich zeigen. Doch bevor es so weit ist, gibt es im Eingangsbereich der Stadtbibliothek sehr unterschiedliche Szenen zu beobachten. Einige Kinder nehmen zielstrebig in dem Stuhlkreis Platz. Andere brauchen länger. Ihnen fällt der elterliche Abschied sichtlich schwerer. Die Mädchen und Jungen wissen noch nicht, dass dieser Kurs sie in ihrer Entwicklung voranbringen wird.

Julia Lauber ist Selbstbehauptungs- und Resilienztrainerin sowie Persönlichkeitscoach für Jugendliche. Sie weiß genau, was in diesen Momenten zu tun ist, um die Kinder individuell in den bevorstehenden Selbstbehauptungskurs zu führen. Die gelernte Gesundheits- und Krankenpflegerin aus der Gemeinde Haselbachtal weiß, wie wichtig die psychische Gesundheit ist. Sie musste in ihrem medizinischen Berufsalltag oftmals erfahren, was Mobbing und Selbstzweifel bei Patienten anrichten können.

 

Wie sich Konflikte leichter lösen lassen

Julia Lauber arbeitet mit ihrem Konzept Heldenpower präventiv und entschied sich, Kinder, Jugendliche, Eltern und Pädagogen zu stärken und ihnen Lösungsstrategien bei Konflikten an die Hand zu geben. Der Kurs beginnt an diesem Nachmittag für die Fünf- bis Zwölfjährigen mit einer Polonaise. Ein Junge zeigt Mut und übernimmt die Führungsrolle. Jetzt geht es mit langem »Rattenschwanz« durch die Bibliothek. Und noch ehe sich die Kinder versehen, haben sie ein Team gebildet, dessen Mitglieder sich ergänzen und akzeptieren.

Bei der anschließenden Frage, wer denn schon mal geärgert worden sei und deshalb traurig im Bett lag, gehen fast alle Hände nach oben. Die Jungen und Mädchen berichten über Situationen, die sie zu Hause, in der Schule oder bei Freunden erlebt haben. Auch das gehöre zu einem positiven Lebensstil dazu: Miteinander reden und Probleme an- bzw. aussprechen.

Julia Lauber berichtet jetzt von einem Schutzschild und bekommt mit neugierigem Kindermund sofort die Frage gestellt: »Wo schaltet man den Schutzschild an?« Sie erklärt anschaulich und altersgerecht, dass Menschen beispielsweise nicht wie Handys mittels Knopfdruck reagieren können. Was man aber tun könne, auf seine eigenen Bedürfnisse sorgsam zu achten, damit der eigene Akku nicht leer werde. Das »Auftanken« lasse sich mit guten Gefühlen realisieren, die durch Erfolgserlebnisse oder echte Freunde erlebbar werden.

 

Kein Platz für kraftraubende Diskussionen

So ließen sich Beleidigungen von Motze-Schafen beispielsweise mit Ignoranz sehr gut lösen. In solchen Situationen geradestehen, den Kopf nach vorn gerichtet, dann einfach umdrehen und gehen. Die Übungen zeigen schnell ihre Wirkung. Und plötzlich stehen die Kinder mit selbstbewusster Körperhaltung im Kreis, malen mit ihren Händen über den Köpfen einen Kreis und sagen sehr bestimmt: »Ich bleibe ganz bei mir. Ich kann alles schaffen, ich bin gut so wie ich bin.« Jetzt ist kein Platz mehr für sinnlose Diskussionen, die von den Motze-Schafen ausgehen.

Und so geht es an diesem Tag mit dem richtigen Umgang mit Konfliktsituationen, mutigem Auftreten, dem Setzen klarer Grenzen und einer kristallklaren Kommunikation weiter. Ein Nachmittag, der aus Kindern kleine Helden macht. Eltern erhielten in der letzten Kursstunde eine ausführliche Information. Jetzt liegt es an ihnen ihre Kinder selbst zu stärken.

Der Selbstbehauptungskurs wurde durch die RAA Hoyerswerda Ostsachsen, Immigrants Network Hoyerswerda, sowie durch das Programm "Starkes Hoyerswerda und Demokratie leben" gefördert.


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