Weitsicht ist gefragt
Etwa 180 Menschen sind gekommen, um sich die Argumente des Oberbürgermeisters anzuhören und um Fragen zu stellen. Auch Mitglieder der Bürgerinitiative sind darunter, die dem Vorhaben kritisch gegenüber stehen. Moderiert wird der Abend von Peter Escher, der in eloquenter Art durch den Abend führt.
In seinen einleitenden Worten verweist Oberbürgermeister Frank Höhme darauf, dass es für die freiwilligen Aufgaben seiner Stadt finanzieller Mittel bedürfe, die aus Einnahmen wie der Gewerbesteuer generiert werden. Als Beispiele für diese Aufgaben nannte er Stadtbad, das Schloss Klippenstein, Bibliothek und Jugendklub. Er sagt: »Wir müssen uns selbst auf eigene Füße stellen«.
Dem Oberbürgermeister liegen zwischen 30 und 40 Anfragen potentieller Interessenten vor, die sich im Raum Radeberg als Gewerbetreibende ansiedeln möchten. Es gäbe einen Bedarf zwischen 280 und 70.000 Quadratmetern. Darüber hinaus wollen sich bereits in der Röderstadt ansässige Firmen erweitern, können dies aber derzeit nicht, weil keine Gewerbeflächen ausgewiesen sind.
Kein Industriegebiet
Es gehe bei den beiden in Rede stehenden Gebieten nicht um Ansiedlung von Rüstungsindustrie, Photovoltaik oder Windkraftanlagen, sondern um die zukünftige Erschließung eines Gewerbegebietes mit einer Durchmischung aus beispielsweise Handwerkern, Gebäude- und Medizintechnik und Dienstleistern. Und es gehe nicht, betont OB Höhme ausdrücklich, um ein zu errichtendes Industriegebiet. Frank Höhme stellt auch klar: »Wir brauchen Firmen, die hier ihren Sitz haben und hier Steuern zahlen«.
In einem per Videobotschaft eingespielten Grußwort des Ersten Bürgermeisters von Garching, der Radeberger Partnerstadt, Dr. Dietmar Gruchmann, sagt dieser: »Ein Gewerbegebiet schafft Freiräume für freiwillige Leistungen. Wir möchten das Leben der Menschen spannend und erträglich gestalten.«
In weiteren Impulsvorträgen werden dann Gewerbeansiedlungen von verschieden Seiten beleuchtet. So stellt Dr. Andreas Brzezinski, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, die Frage in den Raum: »Wollen Sie Radeberg in eine wirtschaftlich starke Zukunft führen oder soll die Stadt eine Schlafstätte werden?«
Blickwinkel der Bürger
Insgesamt dreizehn Anfragen bzw. Diskussionsbeiträge kommen aus der Bürgerschaft. So auch die Frage nach Nutzung von Industriebrachen, wie dem Robotron-Gelände. Dazu stellt der Oberbürgermeister fest: »Diese Flächen gehören nicht der Stadt. Die Geschäftsphilosophie der gegenwärtigen Eigentümer besteht im Vermieten und Verpachten.« Die Nachfrage nach Gewerbegebieten beziehe sich aber auf den Erwerb der Flächen. Außerdem würde die Nutzung beispielsweise des Robotron-Geländes den innerstädtischen LKW-Verkehr deutlich erhöhen und den Schulweg Heidestraße unsicherer machen.
Am 23. Februar können nun die Bürger von Radeberg über die beiden Gewerbegebiete abstimmen. Kommt es zu einem Nein, wird das Verfahren beendet und für drei Jahre ruhen gelassen. Bei einer Mehrheit, die mit Ja stimmt, wird die Verwaltung weiter am Projekt arbeiten. Aktuell ist bereits das Zielabweichungsverfahren für das 34 ha große Gebiet positiv beschieden worden, was die Frage nach der grundsätzlichen Möglichkeit, ein Gewerbegebiet zu erschließen, eröffnet.
Nun sind die Radeberger Bürger mit ihrer Stimme, Klugheit und Weitsicht gefragt. Oberbürgermeister Frank Höhme appelliert an seine Bürger, wenn er sagt: »Gehen sie wählen, sie treffen die Entscheidung«.
Eine weitere Bürgerdialog-Veranstaltung ist für den 12. Februar geplant.