Ein Kaffee, zwei Karriereenden und viele Fragen
Sowohl Katharina Michelfeit vom Lessing-Gymnasium als auch Günter Kiefer vom Johanneum beenden ihre Karrieren.Und was dann? WochenKurier hat sich mit beiden auf eine Tasse Kaffee getroffen und mal nachgehakt.
Nichts in den Räumen der beiden Schulleiter deutet auf das große Ereignis hin. Die bepackten Schreibtische zeugen vom ganz normalen Arbeits-Alltag bis zur letzten Minute. Nun sind es also nur noch wenige Tage, die beide Schulleiter von ihrem wohlverdienten Ruhestand trennen. Zeit, um ein letztes Interview zu führen und die letzte Chance zu nutzen, um Antworten- auch auf etwas andere Fragen zu finden. Lesen Sie hier die Ausführungen die beiden scheidenden Schulleiter.
Wir starten mit einem Rückblick: Wie sind Sie Schulleiterin bzw. Schulleiter geworden?
Katharina Michelfeit: "Ich habe 1982 in Lauta angefangen, in der jetzigen Coppischule, als Lehrerin zu arbeiten. Ich bin jemand, der in den 80er Jahren sogar die eigene Schwester unterrichtet hat. Und 1987 hat man in der Coppi-Schule einen Stellvertreter gesucht, in der Wendezeit wurde ich dann zum Schulleiter gewählt.
1992 bin ich an das Foucault-Gymnasium als Stellvertreter gegangen. Ich habe dort bis 2001 gearbeitet, war dann viereinhalb Jahre im Landesamt für Schule und Bildung, in der jetzigen LASUB als Referentin und stellvertretende Referatsleiterin. Anschließend arbeitete ich dann noch einmal für ein Dreivierteljahr am Foucault-Gymnasium als Stellvertreter. Parallel dazu lief das Bewerbungsverfahren für die Stelle als Schulleiterin am Lessing-Gymnasium, weil ja klar war, dass Frau Böhme, meine Vorgängerin, in ihren wohlverdienten Ruhestand geht.
Seit 1. Oktober 2006 war ich nun hier als Schulleiter tätig. Ich bin übrigens selbst auch hier zur Schule gegangen, habe hier 1978 mein Abitur gemacht."
Günter Kiefer: "Ich bin ja seit 1992 hier in Hoyerswerda. Zunächst war ich Lehrer für Latein und Griechisch, Philosophie ist später erst dazu gekommen. Ich habe im allerersten Jahr noch Französisch unterrichtet, die unteren Klassen. Und ja, war für, lassen Sie mich überlegen, ich glaube für acht Stunden, in Anführungszeichen, ausgeliehen ans Lessing-Gymnasium. Und dafür kam ein Kollege hier, der hat Mathematik unterrichtet.
So war das. Das habe ich dann mit acht Stunden Lessing und den Rest hier, zwei Jahre waren es, bis die Latinums-Prüfungen dann durch sind. Im Jahr 2003 bin ich dann als stellvertretender Schulleiter hier am Johanneum in den Dienst gekommen. Und mit dem Trägerwechsel am 1. August 2005 wurde ich dann Schulleiter für das Johanneum."
Was macht Ihr Gymnasium für Sie persönlich besonders?
Katharina Michelfeit: "Das Lessing-Gymnasium macht für mich ganz besonders dieses Leben in der Gemeinschaft, wo wir sagen, es sind Schüler, Eltern, Lehrer, aber auch ganz, ganz viele Außenpartner, über 30 Außenpartner, wobei die Kuhversicherung der größte Außenpartner ist. Und das ist das, was ich wahrscheinlich auch am meisten vermissen werde, dieses Leben in dieser Gemeinschaft, wo jeder einen Blick so auf den anderen hat. Aber um andere Stichworte noch zu benennen, ich denke, dass die Schule sich sehr stark entwickelt hat, aufgestellt hat.
Für mich bedeutet die Besonderheit am Lessing auch die Begabtenförderung und die Netzwerkarbeit, die wir haben. Das heißt, wir arbeiten mit drei Gymnasien in der Region zusammen, Bischofswerda, Löbau und Radeberg.
Besonders macht das Lessing-Gymnasium auch die vertieft musische Ausbildung, aber auch, dass wir auch die älteste Schülerfirma im Freistaat Sachsen haben, die im letzten Jahr ihr 25-jähriges Jubiläum gefeiert hat. Dass wir Schülerinnen und Schüler haben, die sagen, ich helfe den anderen, wenn sie temporäre Hilfe brauchen. Diese Schülerpatenschaften werden bei uns sehr intensiv gelebt."
Günter Kiefer: "Es ist so, dass die Atmosphäre nach meiner Wahrnehmung hier eine ganz besondere Atmosphäre ist. Ich erlebe das am Tag der offenen Tür."
Welchen Beruf hatten sich Ihre Eltern einst für Sie vorgestellt?
Günter Kiefer: "Meine Eltern haben sich im Prinzip keine besonderen Vorstellungen meines Berufes gemacht. Junge, du hast Leistungskurse gewählt, Griechisch, Geschichte, Latein und so weiter. Jetzt musst du gucken, was du damit machst. Sie haben mir die Freiheit gelassen und mich das studieren lassen, wofür ich mich interessiere."
Welche Pläne haben Sie für die Zeit nach der Schule?
Günter Kiefer: "Ach ja, ich werde Konzerte besuchen. Ich habe mit meiner Frau schon Tickets für Rockkonzerte und ein Jazzfestival gekauft. Und ansonsten werde ich sehr wahrscheinlich keine Langeweile haben. Im nächsten Jahr wollen wir uns ganz intensiv Griechenland anschauen. Ansonsten haben wir uns noch keine Pläne darüber hinaus, keine Pläne für die fernere Zukunft."
Was hat Ihnen in Ihrer Laufbahn am meisten Spaß gemacht?
Und insofern, ja, das Unterrichten hat mir sehr viel Freude gemacht, aber auch alles andere. Jedes Gespräch, war es mit Freude verbunden oder unangenehm, das gehört dazu. Und ich habe alles mit Herzblut gemacht."
Günter Kiefer: "Ja, was soll ich Ihnen sagen? Der Unterricht, der macht mir eh und je Spaß und Freude, denn das ist so eine Einheit im schulischen Leben.
Ansonsten natürlich, wenn man den jungen Leuten ihr Zeugnis übergibt und sie dann in die Freiheit entlässt."
Was wünschen Sie denn dem Gymnasium für die Zukunft?
Ich wünsche der Schule, dass man sicher irgendwann auch mal schaut, kann man Bewährtes weiterführen, was ja an manchen Stellen momentan nicht so einfach ist, aber sie sollte natürlich auch offen sein für neue Ideen, für neue kreative Ansätze." Günter Kiefer: "Ja, es ist ja so, dass in unserem Leitbild die Formulierung steht, Schola Semper Reformanda.
Das heißt, dass die Schule sich immer wieder prüfen lassen muss und dass man sich immer wieder weiterentwickeln muss. Und ich wünsche halt eben der Schule weiterhin gutes Gedeihen, eine liebe Schüler- und Elternschaft und natürlich eine ganz tolle Zusammenarbeit im Team des Kollegiums."
Was war denn Ihr schönstes Erlebnis jetzt in Ihrer Dienstzeit?
Günter Kiefer: "Es gab sehr viele schöne Erlebnisse. Das schönste Erlebnis war wohl in der Tat, dass unsere Schule weiter bestehen durfte, 2005 durch die Verantwortungsübernahme von Persönlichkeiten aus Hoyerswerda und der gesamten Bundesrepublik, die das Johanneum sowohl ideell als auch über ihre Verbindungen gefördert haben."
Gibt es etwas, was Sie vermissen werden?
Günter Kiefer: "Ja, natürlich werde ich die Schulgemeinde schon vermissen. Und es ist ja dann auch im Prinzip kein abruptes Aufhören, sondern die Abiturienten werde ich ja noch bis zum Abitur unterrichten. Und das ist dann ein relativ behutsamer, langsamer Abschied."
Was war denn das schönste Kompliment, was Sie jeweils von einem Schüler erhalten haben?
Katharina Michelfeit: "Wenn man so als Lehrer tätig ist, hat man ja auch mit manchen Schülern nicht in jedem Fall ein harmonisches Verhältnis. Das gibt es auch. Und das hatte ich. Das hatte ich in meiner 43jährigen-Laufbahn nur zwei- oder dreimal. Aber ich hatte einen Schüler, das war unter uns beiden ganz schwierig.
Und dieser Schüler hat sich aber zur mündlichen Prüfung in Chemie angemeldet. Und da hatte ich dann mit ihm gesprochen und habe gesagt, ob er sich das wohl überlegt hat. Und da hat der Schüler zu mir gesagt, Frau Michelfeit, ich habe so viel Vertrauen in Ihr Können. Das kann nur ein tolles Ergebnis werden. Und das war doch für mich auch ein bisschen einprägsam. Und er hat auch ein sehr gutes Ergebnis abgeliefert." Günter Kiefer: "Dass sie halt eben nicht nur das Fachliche bei mir gelernt haben. Manche Schüler haben auch die alten Sprachen studiert und sind jetzt selbst Lehrer für alte Sprachen. Das ist für mich ein schönes Kompliment."
Welche Entscheidung würden Sie im Nachhinein gerne wieder rückgängig machen, die Sie getroffen haben in Ihrer Laufbahn hier am Lessing-Gymnasium?
Katharina Michelfeit: "Es gibt keine Entscheidung, die ich bedauere."
Günter Kiefer: "Das Thema betrifft die die wilde, ungeordnete Corona-Zeit. Da musste ich Entscheidungen treffen, die angewiesen wurden. Und mit manchen Entscheidungen bin ich damals nicht d'accord gegangen und einverstanden gewesen. Corona-Zeit ist die Zeit, an die ich natürlich nicht unbedingt gerne zurückdenke, sowohl im privaten als auch im dienstlichen Bereich. Denn es war wirklich schon eine wilde Zeit und wir haben spätabends, manchmal nachts, Mails bekommen, was wir am nächsten Tag umzusetzen hatten."
Welche Pläne haben Sie denn für die Zeit ohne Schule?
Ich möchte endlich es schaffen, mal ein Buch nicht über Monate zu lesen, sondern vielleicht in einer kürzeren Zeit. Ich habe einen großen Garten, auf den ich mich sehr freue, wo ich wirklich umgestalten möchte. Und ich habe einen Hund, der auch wartet.
Und ich habe vor, nach 25, also dann ab 26, doch schon wieder zu gucken, ob ich mir nochmal ein Ehrenamt suche oder nochmal eine andere Betätigung. Aber momentan brauche ich erst mal für mich die Auszeit." Günter Kiefer: "Ach ja, ich werde Konzerte besuchen. Ich habe auch schon mit meiner Frau gemeinsam Tickets gekauft für Rockkonzerte und ein Jazzfestival. Und ansonsten werde ich sehr wahrscheinlich keine Langeweile haben.
Und wir wollen uns 2026, über einen Urlaub hinaus, zeitlich uns ganz intensiv Griechenland anschauen. Ansonsten haben wir uns noch keine Pläne darüber hinaus, keine Pläne für die fernere Zukunft."
Haben Sie denn einen abschließenden Rat an Ihre Schüler?
Katharina Michelfeit: "Der abschließende Rat an die Schüler ist, dass sie weltoffen, mit offenem Blick, selbstkritisch, aber auch kritisch betrachten, wie andere handeln. Und dass sie sich bewahren sollen, wirklich in einer Gemeinschaft zu leben und füreinander da zu sein."
Günter Kiefer: "Einen Rat, ja. Damit ihr vor Klassenarbeiten, LKs und anderen Prüfungen nicht in Panik geratet, lernt nicht erst einen Abend vorher, sondern beginnt eher. Eine Woche vorher, ein paar Tage vorher, lernt in Häppchen. Das ist mein Rat und da braucht auch keiner Angst zu haben, dass es schief geht."
Der WochenKurier bedankt sich bei Katharina Michelfeit und Günter Kiefer für "Kaffee & Gespräch" und wünscht beiden für den nächsten Lebensabschnitt alles erdenklich Gute.