Matthias Stark

Von Lessing lernen

Kamenz. In Kamenz bekommt den Lessing-Preis 2025 der Leipziger Schriftsteller Clemens Meyer. Auch die Förderpreise werden vergeben.
Clemens Meyer (sitzend) trägt sich im Beisein von Staatsministerin Barbara Klepsch (l.) sowie der Förderpreisträger Georg Genoux und Tina Pruschmann und Oberbürgermeister Roland Dantz (r.) ins Goldene Buch der Stadt Kamenz ein.

Clemens Meyer (sitzend) trägt sich im Beisein von Staatsministerin Barbara Klepsch (l.) sowie der Förderpreisträger Georg Genoux und Tina Pruschmann und Oberbürgermeister Roland Dantz (r.) ins Goldene Buch der Stadt Kamenz ein.

Bild: Matthias Stark

Der Saal ist gut gefüllt zur diesjährigen Preisverleihung, als Oberbürgermeister Roland Dantz zur Begrüßung betont, dass es in der Literatur darum geht, die Dinge gegen den Strich zu bürsten. Der Lessing-Preis wird vom Freistaat Sachsen verliehen, hat aber eine viel längere Tradition aus DDR-Zeiten. In diesem Jahr geht er an den Autor von Romanen und Erzählungen Clemens Meyer. Die Förderpreise erhalten der Bautzener Theaterregisseur Georg Genoux und die Autorin Tina Pruschmann.

Preisverleihung ist auch Staatsministerin Barbara Klepsch nach Kamenz gekommen. Sie betont: »Der Lessing-Preis ist der wichtigste Kulturpreis, den der Freistaat Sachsen selbst vergibt. Es ist uns wichtig, kluge, engagierte Menschen zu ehren, die mit ihrem künstlerischen Werk die Tradition Lessings fortsetzen: aufklärerisch, auch kritisch, aber mit hohem künstlerischem Anspruch. Und ganz in Lessings Tradition geht nicht nur der Lessing-Preis an einen Schriftsteller, die Förderpreise erhalten zudem eine Schriftstellerin und ein Theatermann. Alle drei sind großartige Beispiele für das kraftvolle und breitgefächerte kulturelle Leben in Sachsen und geprägt von Sachsen. Sie zeigen, dass das Konzept der Aufklärung keineswegs veraltet ist. Dem Lessing-Preisträger, der Lessing-Förderpreisträgerin und dem Lessing-Förderpreisträger gilt mein herzlicher Glückwunsch!«

Die Wahl von Clemens Meyer begründet die Jury mit den Worten: »Der 1977 in Halle geborene Meyer hat in seinem bereits umfangreichen Werk immer wieder aufs Neue sein herausragendes literarisches Talent und seine Souveränität als umtriebiger Künstler und freier Geist unter Beweis gestellt«.

 

Brücken bauen

 

Georg Genoux erhält den Förderpreis, weil er als Leiter des Thespis-Zentrums Bautzen mit Menschen aus vielen Teilen der Welt zusammenarbeitet. Er hat diese Zentrum als transkulturelles Theater in Bautzen etabliert.

Tina Pruschmann bekommt den Förderpreis für ihren Roman "Bittere Wasser". Sie gilt als uneitle Autorin im Literaturbetrieb. Für die Arbeit am Buch reiste sie mehrfach in die Ukraine und recherchiert sehr genau historische Fakten.

Mit dem Lessing-Preis werden herausragende Leistungen im Geiste Lessings, vornehmlich auf dem Gebiet der Literatur, der Literaturkritik und des Theaters gewürdigt. Außerdem sollen vielversprechende Anfänge in diesen Bereichen gefördert werden.

Georg Genoux stellt in seiner Dankesrede fest: »Gerade in einer globalisierten und zunehmend vielfältigen Gesellschaft baut das soziokulturelle Theater Brücken auf und Vorurteile ab«.

In der Dankesrede von Clemens Meyer betont dieser: »Von Lessing lernen heißt, wieder Substanz in der Kritik zu lernen, die mit Witz und Spott garniert ist, aber immer zum Ursprung geht, zur Sprache, zur Dramaturgie«.

Tina Pruschmann sagt: »Einen Preis anzunehmen, der sich auf den Namen Lessing beruft, ist eine Ehre und zugleich eine vornehme Aufforderung, sich zu dieser Welt, zu diesem tätigen Raum zwischen den Menschen, zu verhalten und sich zu fragen, wo Literatur, wo das eigene Schreiben verortet ist. Können Texte die Welt retten? Vielleicht.«

Staatsministerin Barbara Klepsch ist sicher: »Die Verleihung des Lessing-Preises ist zugleich Auftakt zu den 55. Lessing-Tagen in Kamenz. Der Dialog mit dem bedeutsamen Schriftsteller wird so mit kulturell und geistig anregenden Veranstaltungen fortgesetzt.«


Meistgelesen