

Seit Jahrzehnten versorgt das Kraftwerk der LEAG in Schwarze Pumpe circa 60.000 Einwohner von Hoyerswerda, Spremberg und Weißwasser mit preiswerter Fernwärme. Doch wegen des weltweiten Klimawandels forciert die Bundesregierung den Kohleausstieg bis zum Jahr 2038. 2045 soll ganz Deutschland klimaneutral sein, fasst der Geschäftsführer der Versorgungsbetriebe Hoyerswerda (VBH) Wolf-Thomas Hendrich auf einer gut besuchten Bürgerversammlung im Großen Saal der Lausitzhalle zusammen.
Deshalb beendet die LEAG ihre Fernwärmeversorgung für Hoyerswerda Ende 2027. Spremberg und Weißwasser stehen schon Ende 2026 vor dem Versorgungsaus. Also arbeitet die VBH mit den Stadtwerken Weißwasser und den Städtischen Werken Spremberg seit 2021 daran, die Fernwärmeversorgung in der Lausitz nachhaltig, bezahlbar und zukunftssicher zu gestalten.
Der Anteil der verwendeten grünen Energie soll laut staatlichen Vorgaben in fünf Jahren 30 Prozent betragen und in 2038 bei 60 Prozent liegen, erklärt Wolf-Thomas Hendrich. Zur Planung dieser großen Wärmetransformation haben die VBH und die Stadtwerke-Partner jetzt aus Bundesmitteln eine Förderung von insgesamt 3,7 Millionen Euro erhalten.
Um ab 2028 die Versorgungssicherheit für Hoyerswerda zu gewährleisten, will die VBH vor allem eigene Erzeugungsanlagen innerhalb der Stadt aufbauen. Am Wichtigsten ist das Spitzenheizkraftwerk Zeißig, welches schon jetzt an kalten Wintertagen die Fernwärmeversorgung aus Schwarze Pumpe mit maximal 19 MW unterstützt, erklärt der Technische Leiter des Unternehmens, Jan Schulze. Die Anlage wird mit zusätzlichen Kesseln um insgesamt 45 MW erweitert. Dann kann sie allein ganzjährig die Grundlast für die Fernwärmekunden erzeugen. Während einer Übergangszeit arbeitet das Spitzenheizkraftwerk mit Gas, später steigt der Anteil der verwendeten regenerativen Energien. Dazu wird auch grüner Wasserstoff gehören, denn das Kernnetzwerk für diese Energieart reicht schon jetzt bis nach Schwarze Pumpe, sagt Wolf-Thomas Hendrich. Eine Wärmepumpe ist neben dem Spitzenheizkraftwerk in Planung zur Absicherung der Versorgung an Wintertagen um -20ºC. Diese werden bald in den Energieparks Spremberger Chaussee und Altstadt produziert, erklärt der Leiter Unternehmensentwicklung der VBH, Dr. Ralf Kaiser.
35 Hektar stadtnahe Flächen braucht der Energieversorger dafür, auf 20 Hektar besteht schon Zugriff. Im Energiepark Altstadt bei Klein Neida werden zum Beispiel beidseitig nutzbare Solarmodule aufgebaut, die elektrischen Strom erzeugen. Dieser dient im Sommer auch zum Erhitzen von Wasser in einer Power-to-Heat-Anlage, die wie ein Wasserkocher funktioniert. Das Verfahren Solarthermie mit Erdbeckenspeicher wird dort auch Wasser erhitzen und warmhalten. Damit werden im Winter Häuser in der Altstadt beheizt, erklärt Dr. Ralf Kaiser. Die Flächen zwischen den Solarmodulen bleiben landwirtschaftlich nutzbar. Auch die Wärme des Scheibesees soll Hoyerswerda mit grüner Energie versorgen.
Die Kosten für diese Baumaßnahmen bis 2050 betragen laut der Fraunhofer-Transformationsstudie von 2023 in Hoyerswerda 70 Millionen Euro, sagt die kaufmännische Leiterin der VBH, Dana Borkmann. Das Unternehmen und Oberbürgermeister Torsten Ruban-Zeh pochen für diese Großinvestitionen auf eine Förderung durch den Bund von 70 Prozent und für Einfamilienhausbesitzer von 50 bis 70 Prozent.
Obwohl sich der Strom- und Gaspreis im Vergleich zu 2020 verdoppelt hat, ist er noch bezahlbar und das soll so bleiben, bekräftigt Wolf-Thomas Hendrich. Auf Preise am Weltmarkt hat die VBH keinen Einfluss, wenn aber Hoyerswerda unabhängiger wird, sei das gut. Für Mieter könnte der Preis pro kWh im Jahr 2028 nach verlässlichen Schätzungen 13,8 bis 16,5 Cent kosten und mit wachsendem Anteil grüner Energien leicht sinken. Leistet sich ein Hausbesitzer in 2030 einen Fernwärmeanschluss, zahlt er circa 19,8 Cent pro kWh. Installiert er eine Photovoltaikanlage und eine Wärmepumpe, sind die Investitionskosten hoch und die Verbrauchskosten sehr niedrig. Es ergeben sich insgesamt 21,6 Cent pro Kilowattstunde. Das sind die preiswertesten Alternativen.
In das städtische Fernwärmenetz werden der noch nicht angeschlossene Teil der Altstadt, der Bereich Elsterstraße, der Grünwaldring und Kühnicht integriert. Im letztgenannten Gebiet gibt es schon Anschlussmöglichkeiten, doch eine Erweiterung hängt von den Bürgern ab, erklärt Wolf-Thomas Hendrich. 45 Prozent der Kühnichter müssen die Fernwärme der VBH nutzen, damit das Unternehmen wirtschaftlich arbeiten kann. Diese Zahl ist noch nicht erreicht. Wer Kunde der VBH wird, hält Wertschöpfung in der Stadt und sorgt mit dafür, das Lausitzbad oder die Lausitzhalle offen zu halten. »Wir brauchen das Vertrauen der Bürger in die Fernwärme«, sagt der Geschäftsführer.