Georg Zielonkowski

Vor dem Derby: Ede ist in Cottbus unvergessen

Wenn morgen das Drittliga-Spiel Dynamo gegen Energie Cottbus angepfiffen wird, dann pochen in der Brust von Eduard Geyer zwei Herzen. Der gebürtige Dresdner ist natürlich Dynamo verbunden aber in Cottbus längst eine Kultfigur. Ein kurzer Abriss der "Ära Geyer" in der Lausitz...

Dem späteren Manger des FC Energie, Klaus Stabach war es in erster Linie zu verdanken, dass der letzte Trainer einer DDR-Fußball-Nationalmannschaft am 1. Juli 1994 in Cottbus einen Trainer-Vertrag unterschrieb. Für das kleine Fußball-Cottbus, das in der Regionalliga gegen Frohnau und Merseburg spielte, galt dieser Eduard Geyer dank seiner Meriten als Spieler und Trainer eine Lichtgestalt. „Weil ich Ede ziemlich gut kannte, hab ich ihn einfach gefragt, ob er denn nicht Energie übernehmen will. Die Modalitäten haben wir damals in einer Peitzer Kneipe geklärt und die Sache per Handschlag perfekt gemacht“, erinnert sich Klaus Stabach. „Nach einem Jahr wollte er aber die Sache schon wieder hinschmeißen, weil ihm die Spieler nicht gut genug waren“, fügt er an. Gut für Fußball-Cottbus, dass es sich der knorrige Sachse damals anders überlegt hatte. Sollte er doch einen Riesenanteil daran haben, dass der FCE im Jahr 1997 zum großen Schlag ausholte und man deutschlandweit voller Hochachtung von Fußball-Cottbus sprach. Im DFB-Pokal wurden die Gegner aus der ersten und zweiten Liga reihenweise aus dem Wettbewerb gekickt, so dass der FC Energie am 14. Juni 1997 völlig überraschend im Pokalfinale von Berlin dem VfB Stuttgart gegenüber stand. Dass der Regionalligist dem Bundesligavertreter VfB Stuttgart, der mit dem magischen Dreieck Balakow, Bobic und Elber antrat, am Ende mit 0:2 unterlegen war, überraschte nicht. Dass Eduard Geyer eine Woche zuvor den FCE erstmals in die 2.Bundesliga führte, passte ebenso ins Bild dieser Tage. Damit jedoch nicht genug, sollte doch drei Jahre später dieser Erfolg noch deutlich getoppt werden. Und wieder war es dem Sachsen, der in der Lausitz eine neue Fußball-Heimat gefunden hatte, im Wesentlichen zu danken, dass die "graue Maus aus dem Osten" Energie Cottbus sogar den Aufstieg in die Bundesliga schaffte. Dessen nicht genug, schaffte es Ede Geyer, seine Mannschaft, die sich vorrangig aus Spielern Osteuropas formierte, ganze drei Jahre in der höchsten deutschen Spielklasse zu halten.  Ihm war es auch egal, mit einem besonderen Rekord in die Geschichtsbücher einzugehen. War er es doch, der am 6. April 2001 bei der Partie gegen den VfL Wolfsburg eine Elf ins Rennen schickte, die ausschließlich aus Ausländern bestand. Im November 2004 musste der Erfolgscoach, der zu der Zeit mit seiner Mannschaft am Abgrund zur dritten Liga taumelte, nach gut zehn Jahren seinen Hut nehmen. In den Folgejahren hat es kein Trainer auch nur ansatzweise zu einer derart langen Beschäftigung in Cottbus gebracht. Auch dieser Umstand stellt Ede Geyer im Nachhinein ein großartiges Zeugnis aus. Petrik Sander, Bojan Prasnikar, Klaus-Dieter Wollitz, Rudi Bommer, Stephan Schmidt, Stefan Krämer sind in die riesigen Fußtapfen des Dresdeners getreten. Als viel zu groß haben sich diese allerdings bis heute herausgestellt. Inzwischen ist mit Vasile Miriuta die zweite Lichtgestalt früherer Jahre angetreten, Fußball-Cottbus aus dem Tal der Tränen zu holen. Von dessen technischen Finessen schwärmt noch heute Fußball-Cottbus. Bei dessen Antrittsrede nannte "Lazi" Miriuta die drei Merkmale der Philosophie seines früheren Trainers auch für ihn unverzichtbar: "Disziplin", "Arbeit" und "Respekt". Miriuta steht nun vor einer ähnlichen Situation, wie sein früherer Trainer vor gut 20 Jahren, als dieser angetreten ist, um Cottbus aus den Niederungen des Ostfußballs zu befreien. Insofern schließt sich der Kreis zur Gegenwart. Und so denken die Fußballfreunde von Forst bis Senftenberg bei einer Paarung Cottbus-Dresden oder umgekehrt stets an diesen Mann denken, dem Cottbus so sehr viel zu verdanken hat. Anpfiff morgen in Dresden ist um 14 Uhr, der MDR und der rbb übertragen die Partie live!


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