Claudia Trache

Straßenschule: Lieber spät als nie

Die Straßenschule Dresden bietet die Möglichkeit, den Schulabschluss nachzuholen. Die Nachfrage ist in den letzten Jahren gestiegen.
V.l.: Beate Rode, didaktische Koordinatorin, Absolventin Jana Krönert, Sozialarbeiter Marcus Bernhardt, und Peggy Schramm (Straßenschule).      Foto: Trache

V.l.: Beate Rode, didaktische Koordinatorin, Absolventin Jana Krönert, Sozialarbeiter Marcus Bernhardt, und Peggy Schramm (Straßenschule). Foto: Trache

Große Freude in der Straßenschule Dresden an der Königsbrücker Straße 4. Ende Juni war auch an dieser Schule Zeugnisausgabe. In diesem Schuljahr schafften es zehn junge Erwachsene ihren Schulabschluss im Rahmen einer Schulfremdenprüfung nachzuholen. Eine von ihnen ist Jana Krönert. Die 21-Jährige hat nun ihren Realschulabschluss in der Tasche und ist ziemlich stolz darauf. Und das zu Recht. Wie bei allen anderen Absolventen der Straßenschule verlief ihr bisheriges, junges Leben nicht geradlinig. Nur bis zur siebten Klasse ging sie in Dresden an eine reguläre Schule. In der Schule habe sie sich auf die  falschen Freunde eingelassen, rutschte so in die Kleinkriminalität. Familiäre Probleme folgten, sodass sie in einer Wohngemeinschaft untergebracht wurde. Am Institut für Ausbildung Jugendlicher in Marienberg konnte sie ihren Hauptschulabschluss machen. „Das hat mir aber nicht gereicht. Ich wollte mehr“, sagt Jana Krönert mit Nachdruck. Mithilfe ihres Sozialarbeiters erhielt sie einen Platz an der AWO-Produktionsschule in Wehlen. Seit September 2017 war sie an der Straßenschule Dresden, die sie nach einer vierwöchigen Probezeit aufnahm. „Die Zeit in der Straßenschule war meine schönste Zeit bisher“, so Jana Krönert. „Hier steht die Person im Mittelpunkt und was man selbst möchte.“ Von Montag bis Freitag ging sie für vier bis fünf Stunden in die Straßenschule, wo sie von ehrenamtlich tätigen Dozenten betreut wurde, meist ehemalige Pädagogen oder Lehramtsstudenten. 13 Schüler wurden in diesem Jahr zur Schulfremdenprüfung angemeldet. Zehn von ihnen halten nun einen Abschluss in der Hand. Neben einem Hauptschulabschluss, sind es drei qualifizierende Hauptschul- und sechs Realschulabschlüsse. Dieter Wolfer, Geschäftsführer der Treberhilfe Dresden e.V., unter dessen Dach die Straßenschule arbeitet, ist stolz auf die Schüler, aber auch auf die Entwicklung der Schule. Im Schuljahr 2014/15 schafften drei einen Schulabschluss, in den kommenden Jahren entwickelten sich die Zahlen von fünf auf acht, bis nun in diesem Schuljahr auf zehn Abschlüsse. Jana Krönert wohnt seit ihrer Volljährigkeit in einer eigenen Wohnung, hat nun ihren Realschulabschluss und sieht zuversichtlich in die Zukunft. Ihren Wunschberuf Schneiderin wird sie wahrscheinlich nicht ergreifen können. Noch überlegt sie, was für sie das richtige sein könnte. Sie träumt von einem Beruf, in dem sie die nächsten 40 Jahre glücklich ist... Gefördert wurde die Straßenschule bisher unter anderem von der Aktion Mensch und durch eine Aktion der Wirtschaftsjunioren. Das zu Ende gegangene Schuljahr wurde durch eine innovative Förderung des Sozialamtes der Landeshauptstadt Dresden ermöglicht. Dieter Wolfer und sein Team hoffen, dass es auch im kommenden Schuljahr weitergeht. Der Bedarf ist da. Die ersten Anmeldungen liegen bereits jetzt vor. Auch über weitere ehrenamtliche Unterstützung freut sich die Straßenschule. www.treberhilfe-dresden.de 


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