Neuer Turm für alte Burg
Gut ein Jahr ist es her, da gab es für die Wehlener Burgfreunde einen unverhofften Geldsegen in Höhe von 364.000 Euro aus dem ehemaligen SED-Parteivermögen. Die Freude bei der Übergabe war riesengroß - endlich konnten sie ihr lang gehegtes Projekt, den Wiederaufbau des noch in Teilen erhalten Wohn-Turmes von Burg Wehlen, in Angriff nehmen. Einst blickten von dort, auf der drittältesten Burg Sachsens, der "Burg Welyn", die Ritter weit ins Land und die Sächsische Schweiz. Das soll nun bald für Touristen und Einheimische wieder so werden.
Dass die Burg überhaupt wieder so gut begehbar und vieles gesichert ist und die Gewölbe unter dem Turm nach Anfrage besucht werden können, ist den rührigen Mitgliedern der Interessengemeinschaft der Burgfreunde zu danken. Sie treffen sich fast jeden Donnerstagvormittag auf dem Plateau. In 2017 hatte man sich ein Herz gefasst und begonnen, das Burgplateau vom Bewuchs freizuschneiden. Längst haben sie mehr Mitstreiter gewonnen. In hunderten Arbeitseinsätzen kamen seitdem tausende Stunden zusammen. Nach dem Burgfest 2019 begannen umfangreiche Bauarbeiten. So wurde der Turmstumpf freigelegt, neu gemauert, ein Tonnengewölbe eingezogen, der Burgkeller freigelegt, dabei ein altes Denkmal wiedergefunden und dieses auf das Plateau gehoben.
Turm soll im Herbst fertig sein
Wer nun mit der Bahn oder dem Schiff vorüberfährt oder die 100 Stufen hinauf bewältigt, kann den eingerüsteten und stetig wachsenden Turm sehen, den Firmen auf das alte Gemäuer neu aufsetzen. Zuvor wurde durch die Stadt und die Denkmalschutzbehörde aus mehreren Varianten der mögliche Entwurf ausgewählt. Die Burgfreunde sind nicht ganz glücklich darüber. "Auf jeden Fall planen wir, die Burgreste weiterhin in mehreren Etappen zu sichern und zum touristischen Kleinod der Region zu entwickeln", sind sich alle von der Interessengemeinschaft einig. Der Turm selbst soll acht Meter hoch werden und innenliegende Treppen auf den Aussichtspunkt hinaufführen. Im Herbst soll er fertig sein.
Die unermüdlichen Rentner und ihre Mitstreiter beräumen derweil weiter die Plattform, begleichen die große Fläche und haben derzeit alle Hände voll zu tun, wieder alles frei zu schneiden, um den Blick auf die Elbe zu haben. Hier sollen später mal kleine Events oder Auftritte von Chören stattfinden. Demnächst gehen sie daran, den dritten Eingangsturm und dessen Gründungssteine zusammen mit Archäologen zu suchen und hoffen, diese zu finden.
Über Burg Wehlen
Die erstmals im Jahr 1269 erwähnte Burg begann bereits rund 250 Jahre später zu verfallen. Um 1550 gab Kurfürst August die Überreste als Baumaterial an die Städte Hohnstein und Neustadt. Doch wie sagte Reinhold Messner - dessen Spruch die Startseite der Internetseite ziert - so treffend:
"Burgen oder Schlösser, die nur erhalten, aber nicht beäugt, beseelt, geliebt werden, verlieren rasch ihre Ausstrahlung und am Ende wohl auch die Potenz, sich selbst zu erhalten. Das ist in Stadt Wehlen nicht der Fall."