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Kasper, Struppi und ihre Freunde in Pirna

Pirna. In seiner aktuellen Sonderausstellung »Seid ihr alle da? Kasper, Struppi und ihre Freund« würdigt das StadtMuseum Pirna das Puppenspiel in der Region.
Kuratorin Ivelina Angelova (42) mit Struppi. Im Hintergrund: In einer Vitrine sind der berühmte Hohnsteiner Kasper und seine Freunde zu sehen.

Kuratorin Ivelina Angelova (42) mit Struppi. Im Hintergrund: In einer Vitrine sind der berühmte Hohnsteiner Kasper und seine Freunde zu sehen.

Bild: Marko Förster

Max Jacob, Paul Hölzig, Wolfgang Hensel und Heinz Fülfe waren die Stars des regionalen Puppenspiels in Hohnstein, Bärenfels und Pirna, denen die Sonderausstellung »Seid ihr alle da? Kasper, Struppi und ihre Freunde« im StadtMuseum Pirna gewidmet ist, die vom 18. April bis 19. Oktober zu sehen ist. Neben dem Hohnsteiner Kasper gibt es hier auch ein Wiedersehen mit Struppi, dem Hund von Taddeus Punkt aus dem DDR-Kinderfernsehen.

Die alte Kunst des Puppenspiels muss heute mit den modernen Medien konkurrieren, doch sie findet weiterhin ihr Publikum, auf das sie große Faszination ausübt. Ein Ausdruck dafür sind die alljährlich stattfindenden Puppenspielfeste in Hohnstein und Bärenfels. Die Austragungsorte sind nicht zufällig gewählt, sondern geschichtlich begründet.

 

Die Geschichte vom Kasper und dem Puppenspiel

 

Beheimatet war der Kasper ursprünglich beim fahrenden Volk auf den Marktplätzen. Seine Feinde besiegte er mit roher Gewalt, die Klatsche war seine Waffe. Max Jacob (1888-1967) reformierte das Puppenspiel und machte aus dem groben »Schläger« die künstlerisch und pädagogisch wertvolle Figur, die wir bis heute kennen. Sein Kasper zeichnete sich durch Intelligenz, Witz, Einfallsreichtum und moralische Überlegenheit aus.

Jacob gründete seine erste Puppenbühne 1921 in Hartenstein im Westerzgebirge. Mit ihr trat er zunächst im Kreis der Wandervogelbewegung auf, der er angehörte. Im Jahr 1928 zog die immer weiterwachsende Truppe aus Spielern, einem Schnitzer und einer Kostümbildnerin auf die Burg Hohnstein, benannte sich in »Hohnsteiner Puppenspiele« um und eroberte von dort aus die Herzen des Publikums in ganz Deutschland und darüber hinaus. In ihrem engeren Umfeld wurden sie liebevoll die »Kasperfamilie« genannt. Max Jacob entwarf Kasperstücke und lehrte Puppenspiel für Hobby- und Berufsspieler. Der Begriff »Hohnsteiner Kasper« etablierte sich als Bezeichnung eines eigenen Figuren- und Spielstils.

Die Hohnsteiner entwickelten sich ab den 1930er Jahren zu einer der führenden Bühnen in Deutschland und übten einen großen Einfluss auf Puppenspieler und Ensembles aus, die ihnen nacheiferten. Sie inspirierten auch den vielseitig begabten Dresdner Paul Hölzig (1911-1989), der zunächst in Dresden eine Puppenbühne betrieb. Nach den Bombenangriffen 1945 zog er nach Bärenfels, heute ein Ortsteil von Altenberg, um und führte seine Arbeit unter dem neuen Namen »Bärenfelser Puppenspiele« fort. Anfang der 1950er Jahre erarbeitete Hölzig die Inszenierung »Der fröhliche Sünder« mit den bis dahin in Deutschland eher unüblichen Stabpuppen. Sein Beitrag gilt als impulsgebend für die Gründung des Staatlichen Puppentheaters Dresden 1952.

 

Sprung ins Fernsehen

 

Kurz nach 1945 gründete der damals 20jährige Wolfgang Hensel (1925–2012) in Pirna die Puppenbühne »Die Pirnaer«. Hensel orientierte sich ebenfalls am Puppenspiel Max Jacobs und spielte mit den Handpuppen von Theo Eggink, dem bekannten Puppenschnitzer der Hohnsteiner. Um 1950 stieg Heinz Fülfe (1920-1994) bei den »Pirnaern« ein. Er war Bühnenbildner, Schauspieler und Musiker. An der Pirnaer Puppenbühne wirkte er als Puppenspieler und Gestalter für die kunstvollen Kulissen.

Bald hatten »Die Pirnaer« Kontakte zum damaligen Deutschen Fernsehfunk, einige Kinderstücke der Bühne wurden übertragen. Heinz Fülfe ging seit 1955 eigene Wege und arbeitete vorrangig für das Fernsehen. Gemeinsam mit seiner Frau Ingeburg Fülfe kreierte er die Kinderserie »Flax und Krümel«. Als Taddeus Punkt mit seinem Hund Struppi verzauberte er ganze Generationen im Abendgruß der Fernsehreihe »Unser Sandmännchen«, von denen zwei Folgen in der Ausstellung als Video zu erleben sind. Auch das Hohnsteiner Puppenspiel ist in einem kurzen Film zu sehen.


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