

Noch bis 13. April dominieren die Kamelien im Landschloss Zuschendorf. Die XXII. Deutsche Kamelienblütenschau zog schon Tausende Besucher an. "Wir haben eine ganz tolle Resonanz in diesem Jahr. Schon im März werden wir den 20.000sten Besucher begrüßen. In einigen Tagen erwarten wir die Hauptblüte bei den Kamelien", ist Matthias Riedel von den Botanischen Sammlungen im Landschloss erwartungsvoll.
Aber schon sind die Mitarbeiter in Zuschendorf mit der Azaleenschau beschäftigt, die vom 15. April bis 1. Mai die Besucher begrüßt und dieses Jahr auch Ostern mit einschließt. Die Heimat der Azaleen ist ursprünglich China. Als kleine Sträucher wachsen sie an felsigen Plätzen lichter Wälder an Gebirgsflüssen im Jangtsetal von Ningpo bis zum Omei-Berg.
Dass wir heute auch in Europa Azaleen bewundern, haben wir Kapitän Wellbank zu verdanken, der die Pflanzen 1808 nach England brachte. Von England ging die Reise der Azalee um 1815 zuerst weiter nach Frankreich, bevor sie 1818 auch in Deutschland anlangte. Die Dresdner Firma T. J. Seidel führte 1836 die Azalee als zweite Spezialkultur des deutschen Zierpflanzenbaus ein und begann eine umfangreiche Produktion.
Mit der Gründung der Liebigschen Erwerbsgärtnerei im Jahre 1837 begann dann der Aufschwung der Dresdner Azaleenzucht. "Zu Recht wird Ludwig Leopold Liebig (1801-1872) als ihr Nestor bezeichnet. Er züchtete 1843 die erste deutsche Azaleensorte namens 'Aurora'. Damit können wir heute auf eine über 180jährige deutsche Züchtungsgeschichte dieser Pflanzenart zurückblicken", erläutert Matthias Riedel. Ab 1867 brachte dann die Firma T.J. Seidel als zweite Zuchtstation eigene Azaleenneuzüchtungen heraus. Den beiden Pionieren folgten weitere Dresdner Züchter. Alexander Steffen fügte später bei seiner Züchtungstätigkeit in Pillnitz die Kurume-Azaleen als Kreuzungspartner hinzu. So wuchs die Anzahl der Sorten stetig. Zwischen 1904 und 1914 steigerte sich die Zahl auf durchschnittlich 2,5 Millionen Pflanzen.
Auch der Königshof fand Gefallen an den Azaleen. Ursprünglich standen die königlichen Azaleen im Herzogin Garten. Durch die große Luftverschmutzung in Dresden mussten die Azaleen in eine Gärtnerei am Schloss Moritzburg umziehen bis die königliche Hofgärtnerei zwischen 1913 und 1915 in Pillnitz entstand. Der König selbst hatte nichts mehr von den Azaleen, denn er wurde 1918 enteignet. Die Gärtnerei wurde zur Versuchs- und Beispielgärtnerei. Dr. Alexander Steffen, der diese leitete, war ein exzellenter Fachmann und selbst Azaleenliebhaber und -züchter neuer Sorten. Der zweite Weltkrieg brachte aber große Verluste für das Azaleensortiment.
Nach dem Krieg entstanden neue Zuchtstationen. In Pillnitz konnte das Sortiment mit exzellenten Sorten erweitert werden. Zum Ende der DDR - Zeit wurden die Pillnitzer und die Nieschützer Züchtung Zusammengelegt. "Bedingt durch die politische Wende und durch die Tatkraft von Günter Hofmann, dem ersten Vorsitzenden unseres Zuschendorfer Fördervereins, gelangte die Kollektion in unsere ‚Botanischen Sammlungen'", ist Matthias Riedel stolz.
Heute umfasst die Zuschendorfer Sammlung 360 vorwiegend historische Sorten, die unter Denkmalschutz stehen. Da derzeit in Sachsen keine neuen Sorten mehr gezüchtet werden, wird die Sammlung auch kaum noch wachsen. In der Azaleenschau werden diese historischen Sorten im wunderschönen Schlossambiente präsentiert.
Geöffnet ist die Schau Dienstag bis Sonntag und feiertags von 10 bis 17 Uhr. Mehr Infos: www.kamelienschloss.de